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Verlangsamt sich nun auch die Konjunktur Chinas?

04.09.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis konnte sich nach den starken Verlusten in den letzten Tagen bei 109 USD je Barrel stabilisieren. Hilfreich dabei ist sicherlich, dass sich der Anstieg des US-Dollar nicht weiter fortsetzte. Darüber hinaus besteht weiterhin das Risiko von Produktions-unterbrechungen wegen der Wirbelstürme. Zwar wird Tropensturm Hanna voraussichtlich auf die US-Atlantikküste treffen und den Golf von Mexiko verschonen. Dahinter hat sich mit Ike aber ein weiterer Sturm gebildet, welcher bereits Hurikanstärke 4 erreicht hat. Es ist zwar noch zu früh zu sagen, welchem Pfad der Hurrikan folgen wird. Dennoch sollte das Risiko von Lieferunterbrechungen dazu beitragen, einen weiteren scharfen Ölpreisrückgang aufzuhalten.

Rosneft, Russlands größter Ölproduzent, hat die Inbetriebnahme des Vankor-Ölfelds auf Mitte 2009 verschoben. Ursprünglich sollte die Förderung Ende des Jahres beginnen, wobei bereits in diesem Jahr 1,8 Mio. Tonnen Rohöl gefördert werden sollten. Damit wird es zunehmend wahrscheinlicher, dass die Ölproduktion Russlands erstmals seit 1998 im Jahresvergleich rückläufig ist. Darüber hinaus wurde bekannt, dass sich der Beginn der Förderung aus dem riesigen Kashagan-Ölfeld in Kasachstan, die anfangs für das Jahr 2005 geplant war, möglicherweise um ein weiteres Jahr auf 2014 verschiebt. Diese Nachrichten verdeutlichen die Abwärtsrisiken für die Produktion aus den Nicht-OPEC-Ländern und unterstreichen damit die große Bedeutung der OPEC für die weltweite Ölversorgung.

Im Vorfeld der OPEC-Sitzung nächste Woche gibt es weiter Rufe nach einer Kürzung der Quoten. Dem Ölminister Ecuadors zufolge wird Venezuela dies vorschlagen. Wir glauben nicht, dass es bereits zu einer Reduktion der Förderquoten kommen wird, sondern lediglich zu einem Beschluss zur Wahrung der Förderdisziplin. Im August produzierte die OPEC 800 Tsd. Barrel mehr als laut Quoten vorgesehen.

Aufgrund des US-Feiertags am Montag werden die Daten zu den Lagerbeständen erst heute um 17 Uhr veröffentlicht. Diese betreffen die Zeit bis einschließlich Freitag letzter Woche. Da einige Ölplattformen und Transportrouten wegen Gustav ihre Kapazitäten schon am Freitag runtergefahren hatten, sind Überraschungen nicht auszuschließen, welche am Nachmittag für Volatilität beim Ölpreis sorgen könnten. Die Rohöllagerbestände sollen um 450 Tsd. Barrel gestiegen sein. Dabei reichen die Bloomberg-Schätzungen von +1,5 Mio. bis -2,5 Mio. Barrel. Bei Benzin wird mit einem Lagerabbau von 1,3 Mio. Barrel gerechnet, bei den Destillaten mit einem Aufbau um 1 Mio. Barrel. Die Erdgas-Vorräte sollten um 90 Mrd. Kubikfuß steigen. Auch hier besteht aufgrund vom Hurrikan Überraschungspotenzial.


Edelmetalle

Gold konnte sich wieder über der Marke von 800 USD je Feinunze befestigen, nachdem gestern Tiefstände bei 790 USD verzeichnet wurden. Unterstützend wirkte, dass sich der US-Dollar seit gestern abschwächte. Somit kommt die robuste physische Nachfrage nach Gold wieder stärker zum Tragen, welche zuvor durch den festen Dollar überlagert wurde. Heute richtet sich das Interesse auf die Sitzungen der Bank von England und der EZB: Zwar wird mit keiner Zinssenkung gerechnet. Allerdings könnten Pfund und Euro am Nachmittag erneut unter Druck geraten, weil unveränderte Zinsen in Anbetracht der sich deutlich abschwächenden Konjunktur negativ aufgenommen werden könnten. Entsprechend besteht bei Gold das Risiko eines erneuten Rückgangs unter 800 USD. Unser mittelfristig positives Bild für Gold bleibt davon allerdings unberührt.

Platin kann sich ebenfalls erholen. Die US-Autoabsatzzahlen fielen dank fallender Benzinpreise und aufgrund von Preisabschlägen für GM-Beschäftigte im August etwas besser aus als erwartet. Der Platinpreis sollte einen Boden ausbilden und mittelfristig wieder steigen.


Industriemetalle

Der Baltic Dry Index, ein Gradmesser für die Entwicklung der Frachtraten für Bulkwaren wie Eisenerz, Kohle und Getreide, der auch oft als Aktivitätsindikator für den internationalen Handel angesehen wird, gab gestern um 5% nach und fiel damit auf ein 7-Monatstief: Seit seinem Rekordhoch im Mai hat sich der Index fast halbiert. Offensichtlich schwächeln sich nun auch die chinesischen Importe ab, nachdem die Lager in der ersten Jahreshälfte stark aufgefüllt wurden. Der chinesische Stahlhersteller Nanjing Iron & Steel United räumte im Rahmen einer Stahlkonferenz in Xiamen ein, dass "viele Stahlhersteller im August verlustbringend operieren, wobei die großen ihre Produktion reduzieren und die kleinen sogar schliessen". Aus unserer Sicht dürfte dies mittelfristig eine negative Auswirkung auf die Entwicklung der Kassapreise für Eisenerz und Kokskohle haben.

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Gestern meldete mit Horsehead ein weiterer Zinkpoduzent, seine Aktivitäten angesichts des deutlichen Preisverfalls bei Zink zurückzufahren. Wir hatten schon mehrmals darauf hingewiesen, dass sich angesichts der sich abzeichnenden starken Produktionskürzungen die Situation am Markt anspannen und dies die Zinkpreise unterstützen dürfte.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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