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Rohstoffe noch immer im Würgegriff des US-Dollar

09.09.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis fiel heute Morgen auf ein 5-Monatstief unter 105 USD je Barrel, nachdem gestern in der Spitze knapp 110 USD erreicht wurden. Der steigende US-Dollar wiegt derzeit offensichtlich stärker als die Hurrikanrisiken. Letztere werden bestenfalls sichtbar in der ungewöhnlich hohen Preisdifferenz zum Brentpreis, welcher nur noch knapp über der Marke von 100 USD notiert. Hurrikan Ike hat sich über Kuba auf Kategorie 1 abgeschwächt, dürfte im Golf von Mexiko aber wieder an Stärke gewinnen. Laut US-Hurrikanzentrum wird er gegen Ende der Woche die US-Golfküste erreichen.

Die Öl- und Gasförderung im Golf von Mexiko wird somit für mindestens eine weitere Woche lahmgelegt sein. Laut US-Behörden waren am Montag aufgrund von Hurrikan Gustav noch immer 80% der US-Ölproduktion im Golf von Mexiko geschlossen. Gestern hat die Ölgesellschaft Marathon 250 Tsd. Barrel Rohöl aus den Strategischen Ölreserven erhalten, wodurch das Risiko von Angebotsengpässen deutlich erkennbar wird.

Heute trifft sich die OPEC zu ihrer turnusmäßigen Sitzung. In Anbetracht des rasanten Ölpreisverfalls der vergangenen Wochen dürfte sich das Kartell auf eine Rückführung der aktuellen Überproduktion von ca. 800 Tsd. Barrel pro Tag verständigen. Eine Kürzung der Förderquoten ist dagegen unwahrscheinlich. Der saudische Ölminister Naimi bezeichnete den Ölmarkt als ausgeglichen. Man habe seit der Juni-Sitzung hart dafür gearbeitet, die Preise dorthin zu bringen, wo sie jetzt sind. Eine Kürzung der Förderquoten wäre aus saudischer Sicht auch wenig glaubwürdig.

Der weltweit größte Ölproduzent hat erst kürzlich die Produktion im Khursaniyah-Ölfeld aufgenommen, aus welchem bis zu 500 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag gefördert werden können. Die OPEC sollte aber zumindest die Bereitschaft signalisieren, die Förderquoten wenn nötig zu reduzieren. Entweder bei der nächsten offiziellen Sitzung im Dezember oder, wenn sich der Rückgang der Ölpreise in den kommenden Wochen fortsetzt, eventuell auch schon früher. So lange der US-Dollar seinen Höhenflug weiter fortsetzt, bestehen bei Öl trotz allem Abwärtsrisiken. Dies gilt insbesondere für den Fall, dass die OPEC keine Produktionskürzung in Aussicht stellt.

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Edelmetalle

Gold konnte sich nicht der anhaltenden Stärke des US-Dollar entziehen, so dass der Preis wieder unter die Marke von 800 USD je Feinunze fiel. Die Quasi-Übernahme der beiden Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac durch die US-Regierung hat den USD-Index nach anfänglichen Verlusten gestern auf ein 12-Monatshoch steigen lassen. Außerdem sorgten steigende Aktienmärkte und der fallende Ölpreis dafür, dass Gold als Schutz gegen Unsicherheit und Inflation an Attraktivität einbüßt. Solange diese Entwicklung anhält, bleibt Gold in der Defensive. Dennoch ist festzuhalten, dass sich Gold in Anbetracht dieser negativen Einflussfaktoren weiter relativ gut behaupten kann. Die robuste Nachfrage aus Asien dürfte weiter dafür sorgen, dass Gold dem anhaltenden Gegenwind von der Währungsseite weitgehend trotzen kann. Damit sich dies in nachhaltig höheren Notierungen niederschlägt, ist ein Ende des Dollarhöhenflugs vonnöten.

Deutlich sichtbarer wird die Schwäche bei Silber, welches auf ein 12-Monatstief unter 12 USD je Feinunze gefallen ist. Platin und Palladium konnten nicht von den milliardenschweren Finanzhilfen für Fannie Mae und Freddie Mac profitieren, obwohl nun auch über staatliche Hilfsmaßnahmen für die angeschlagene US-Autoindustrie spekuliert werden dürfte.


Industriemetalle

Die Industriemetalle traten gestern nach den starken Verlusten am Freitag auf der Stelle. Für den Zinkmarkt werden weitere Produktionskürzungen gemeldet: das australische Minenunternehmen Intec meldet die Einstellung aller Aktivitäten in der Hellyer Zinkmine auf Tasmanien. Damit reagiert ein weiterer Produzent auf die fallenden Preise. Einer der größten Stahlkonzerne weltweit, Posco aus Südkorea, wird wegen schwacher Nachfrage im September den dritten Monat in Folge 20% weniger Edelstahl produzieren als sonst üblich. Man zeigt sich aber optimistisch, dass sich die Situation ab Oktober bessere. Die Outputkürzungen sind u.E. auch hier eine wichtige Unterstützung für die Preise. Die Produktion in BHP Billitons zweitgrößter Eisenerzmine Yandi in Australien mit einer Produktionskapazität von 45 Mio. Tonnen, die nach dem tödlichen Unfall am Donnerstag letzter Woche unterbrochen war, wird nun wieder „graduell“ hochgefahren.

Indonesien meldet deutlich gefallene Zinnexporte im August: mit einem Rückgang um 17% im Monatsvergleich lag die Ausfuhr nur bei 8.231 Tonnen. Indonesien stellt ein Fünftel der weltweiten Produktion an raffinierten Zinn und ist mit knapp 30% der Weltausfuhren der größte Zinnexporteur. Derzeit begrenzen politische Reglementierungen die Produktion.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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