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Das Ende der Edelmetallhausse?

10.09.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist nach der Fördermengenkürzung durch die OPEC um zwei US-Dollar gestiegen. Zuvor war er gestern auf ein 5-Monatstief von weniger als 102 USD je Barrel gefallen. Auslöser für den Rückgang waren Prognosen des US-Hurrikanzentrums, wonach Hurrikan Ike die Öl- und Gasfördereinrichtungen im Golf von Mexiko größtenteils verschonen und stattdessen am Wochenende weiter westlich in Texas an Land gehen wird.

Das US-Energieministerium gab außerdem bekannt, dass die Ölnachfrage in den USA auch im kommenden Jahr schwächer ausfallen und erstmals seit 2002 unter die Marke von 20 Mio. Barrel pro Tag fallen sollte. Dank der OPEC konnte ein weiterer Rückgang in Richtung 100 USD zunächst verhindert werden. Die tatsächliche Förderung soll in den nächsten 40 Tagen ausgehend vom Produktionsniveau im Juli um etwa 520 Tsd. Barrel pro Tag reduziert werden. Da im Juli schätzungsweise eine Mio. Barrel pro Tag mehr produziert wurde als vorgesehen, handelt es sich hierbei aber lediglich um eine teilweise Rückführung dieser Überproduktion.

Gleichzeitig wurde bekanntgegeben, dass die OPEC auf die Förderquoten vom September 2007 in Höhe von 28,8 Mio. Barrel pro Tag zurückgeht. Die Differenz zur bisherigen Quote von 29,67 Mio. Barrel pro Tag erklärt sich mit dem Aussetzen der Mitgliedschaft Indonesiens und dem damit einhergehenden Abzug der Förderquote von bislang 865 Tsd. Barrel pro Tag. Da es sich somit nicht um eine Quotenkürzung handelt, sollte der positive Effekt auf den Ölpreis daher schnell verpuffen. China bleibt dagegen ein stabilisierender Faktor bei der Ölnachfrage. Die Rohölimporte stiegen nach Daten der chinesischen Zollbehörde im August um 11,7% gegenüber dem Vorjahr auf 3,69 Mio. Barrel täglich und lagen damit auch höher als die 3,25 Mio. Barrel im Juli.

Gleichzeitig gab die chinesische Zollbehörde einen Rückgang der Nettoimporte von Ölprodukten im August um knapp 30% gegenüber dem Vormonat bekannt, was eine aufkommende Euphorie stark bremsen sollte. Die heute Nachmittag zu veröffentlichenden Daten zu den US-Lagerbeständen dürften durch Hurrikan Gustav verzerrt sein. Bei Rohöl wird mit einem Lagerabbau um 3,5 Mio. Barrel gerechnet. Die Spanne der Bloomberg-Schätzung reicht dabei von -1,2 Mio. bis -10,6 Mio. Barrel. Die Benzinvorräte dürften um 4,5 Mio. Barrel gesunken sein und die Destillate um 2,1 Mio. Barrel. Die Raffinerieauslastung soll sogar um 8,7% zurückgegangen sein.


Edelmetalle

Gold ist seit gestern um 30 US-Dollar auf unter 770 USD je Feinunze gefallen. Dies ist umso bemerkenswerter, als dass der US-Dollar nicht weiter gestiegen ist und mit Lehman Brothers eine weitere größere US-Bank in Zahlungsschwierigkeiten zu sein scheint. Gold, was sich lange Zeit gegen den Trend fallender Rohstoffpreise und eines steigenden Dollar behaupten konnte, wird nun offensichtlich mit in den Sog gerissen. Mit dem Fall unter die 400-Tagelinie und das Tief von Mitte August hat sich auch der technische Ausblick eingetrübt, so dass kurzfristig die Abwärtsrisiken überwiegen.

Platin und Palladium sind seit gestern um 8% bzw. 10% eingebrochen. Platin notiert auf dem niedrigsten Stand seit 18 Monaten und Palladium seit fast drei Jahren. Belastend wirkten Nachrichten aus China, wo die Pkw-Verkäufe erstmals seit drei Jahren zurückgegangen sind. Die Automobilindustrie ist der wichtigste Nachfrager sowohl bei Platin als auch Palladium. Der starke Preisrückgang könnte auch dazu führen, dass Finanzinvestoren weiter Bestände aus den ETF’s abziehen.

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Industriemetalle

Der Druck auf die Industriemetalle Aluminium und Kupfer hält an. Aluminium hat seit seinem Rekordhoch Mitte Juli, Kupfer seit Ende Juni mehr als 20% abgegeben. Beide Metalle befinden sich damit rein technisch gesehen in einem Bärenmarkt. Steigende Lagerbestände und zunehmende Konjunkturängste belasten. Die jüngsten, vorläufigen Handelsdaten aus China belasten vor allem Kupfer: Entgegen den Erwartungen sind die chinesischen Importe an unverarbeiteten Kupfer und Halbfertigprodukten im August um rund 4,5% gegenüber Vormonat gefallen. Damit lagen die Importe seit Jahresbeginn 11,6% unter Vorjahr.

In der Vergangenheit haben die Chinesen durch ihr preissensitives Kaufverhalten auf die Preise stabilisierend gewirkt. Es ist deshalb davon auszugehen, dass sie mit dem Fall der Kupferpreise unter 7000 Dollar je Tonne wieder vermehrt einkaufen werden, was den Preisverfall vorläufig stoppen konnte. Mittelfristig sehen wir aber weiteres Korrekturpotenzial, auch wenn BHP Billiton gestern nochmals vor einem Produktionsrückgang um bis zu 15% in weltgrößter Kupfermine Escondida in den nächsten 2 Jahren warnte.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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