Warten auf das Rettungspaket
26.09.2008 | Eugen Weinberg
Energie
Die Unsicherheit über das Rettungspaket hat den WTI-Ölpreis am Morgen bis auf 105 USD je Barrel zurückfallen lassen. Nachdem einige konservative republikanische Kongressabgeordnete den ausgearbeiteten Kompromiss plötzlich ablehnten und einen Alternativvorschlag unterbreiteten, wird die Zeit knapp. Denn am heutigen Freitag trifft sich der Kongress zum letzten Mal vor den Wahlen am 4. November.
Der Ölpreis dürfte somit heute stark von den Wasserstandsmeldungen aus Washington beeinflusst werden. Kommt es zu einer Einigung, dürfte der Ölpreis zügig in Richtung 110 USD steigen. Bei weiteren Verzögerungen ist ein Test der gestrigen Tiefstände von 103 USD wahrscheinlich. So warnte der Vorsitzende der IEA, Tanaka, vor den negativen Auswirkungen auf die weltweite Ölnachfrage, sollte die Finanzkrise in den USA andauern. Die durchschnittliche Kraftstoffnachfrage in den USA lag nach Angaben des US-Energieministeriums in den vergangenen vier Wochen bereits so niedrig wie zuletzt vor fünf Jahren. Die Sorgen vor einem knapperen OPEC-Angebot könnten sich als übertrieben erweisen. Laut Schätzungen von Oil Movements sollen die Rohöllieferungen der OPEC in den vier Wochen bis zum 11. Oktober um 2,2% oder 540 Tsd. Barrel pro Tag höher ausfallen als in den vier Wochen zuvor.
Venezuela will 2009 die Ölexporte nach China um 25% auf 500 Tsd. Barrel pro Tag und in den kommenden 3-4 Jahren auf 1 Mio. Barrel pro Tag ausweiten. Die Exporte in die USA sollen dadurch laut Chavez nicht beeinträchtigt werden. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob Venezuela dazu angesichts einer fallenden Ölproduktion in der Lage sein wird. Aktuell produziert Venezuela laut EIA 2,44 Mio. Barrel Rohöl pro Tag, etwas mehr als die Hälfte davon gehen in die USA.
Edelmetalle
Gold handelt aktuell bei 870 USD je Feinunze und damit 20 US-Dollar niedriger als gestern. Hintergrund dürften Gewinnmitnahmen sein, nachdem Gold seit Mitte September um mehr als 20% gestiegen ist. So berichtet SPDR, der weltweit größte goldgedeckte ETF, dass die Goldbestände erstmals seit zwei Wochen gefallen sind. Der Abfluss ist mit 1,2 Tonnen oder 0,17% des Gesamtbestandes minimal. Der Zusammenbruch von Washington Mutual, die größte Bankenpleite in der Geschichte der USA, und die Unsicherheit über das US-Rettungspaket setzt die Aktienmärkte am Morgen unter Druck und sollte somit einem weiteren Rückgang beim Goldpreis entgegenstehen. Heute endet das Geschäftsjahr des Goldabkommens der Zentralbanken (CBGA), welches pro Jahr Goldverkäufe von maximal 500 Tonnen vorsieht. Diese Obergrenze dürfte aber bei weitem nicht ausgeschöpft worden sein.
Nach elf Monaten hatten die 15 im Abkommen vertretenen Zentralbanken laut World Gold Council erst 319 Tonnen Gold verkauft. Die geringeren Zentralbankverkäufe können auf ein geändertes Bewusstsein der Zentralbanken Gold gegenüber hindeuten, was als positives Zeichen für den Goldpreis zu werten ist. Unterdessen hat die US-Münzanstalt aufgrund der starken Nachfrage und niedriger Lagerbestände abermals den Verkauf von American Buffalo Goldmünzen aussetzen müssen. Die starke physische und Investmentnachfrage sollten Gold weiter unterstützen, so dass wir weiterhin von einem Preisanstieg ausgehen.
Industriemetalle
Auch hier wird auf die Verabschiedung des Rettungspakets gewartet. Die jüngsten Nachrichten für den Kupfermarkt bestätigen unsere Einschätzung, dass die Ausweitung des Kupferangebots lohnend ist: So will das japanische Unternehmen Mitsui die Förderung in der peruanischen Mine Huanzala nach 30 Jahren wieder aufnehmen. Die Produktion von Kupfer sei zwar zweitrangig, weil Zink das primäre Minenvorkommen ist, aber bei den hohen Kupferpreisen würde sich die Förderung von Kupferkonzentraten von ca. 80 Tonnen im Monat lohnen. Darüber hinaus berichtet das peruanische Energieministerium, dass die Förderung in der Antamina-Mine verdoppelt werden könnte.
Antamina ist die weltgrößte Kupfer-Zink-Mine bzw. auf Rang 8 der weltgrößten Kupferminen. Zugleich räumte allerdings das australische Unternehmen Vulcan Resources ein, dass sich die Entwicklung des Kylylathi Minenprojektes in Finnland wegen Finanzierungsproblematik verschieben verzögern würde.
Der Nickelpeis bleibt unter Druck: die LME-Lagerbestände sind in dieser Woche um weitere 1500 Tonnen auf das höchste Niveau seit neun Jahren gestiegen. Es belastet die schwache Nachfrage aus der Edelstahlindustrie, die sich nach Einschätzung chinesischer Branchenvertreter auch im Schlussquartal nicht erholt. Zugleich wird berichtet, dass BHP Billiton die Kalgoorie Nickelschmelze, die drittgrößte Raffinerie der Welt, in Westaustralien nach Umbauarbeiten wieder aufmacht. Nichtsdestotrotz denken wir, dass die Korrektur am Nickelmarkt übertrieben ist.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Die Unsicherheit über das Rettungspaket hat den WTI-Ölpreis am Morgen bis auf 105 USD je Barrel zurückfallen lassen. Nachdem einige konservative republikanische Kongressabgeordnete den ausgearbeiteten Kompromiss plötzlich ablehnten und einen Alternativvorschlag unterbreiteten, wird die Zeit knapp. Denn am heutigen Freitag trifft sich der Kongress zum letzten Mal vor den Wahlen am 4. November.
Der Ölpreis dürfte somit heute stark von den Wasserstandsmeldungen aus Washington beeinflusst werden. Kommt es zu einer Einigung, dürfte der Ölpreis zügig in Richtung 110 USD steigen. Bei weiteren Verzögerungen ist ein Test der gestrigen Tiefstände von 103 USD wahrscheinlich. So warnte der Vorsitzende der IEA, Tanaka, vor den negativen Auswirkungen auf die weltweite Ölnachfrage, sollte die Finanzkrise in den USA andauern. Die durchschnittliche Kraftstoffnachfrage in den USA lag nach Angaben des US-Energieministeriums in den vergangenen vier Wochen bereits so niedrig wie zuletzt vor fünf Jahren. Die Sorgen vor einem knapperen OPEC-Angebot könnten sich als übertrieben erweisen. Laut Schätzungen von Oil Movements sollen die Rohöllieferungen der OPEC in den vier Wochen bis zum 11. Oktober um 2,2% oder 540 Tsd. Barrel pro Tag höher ausfallen als in den vier Wochen zuvor.
Venezuela will 2009 die Ölexporte nach China um 25% auf 500 Tsd. Barrel pro Tag und in den kommenden 3-4 Jahren auf 1 Mio. Barrel pro Tag ausweiten. Die Exporte in die USA sollen dadurch laut Chavez nicht beeinträchtigt werden. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob Venezuela dazu angesichts einer fallenden Ölproduktion in der Lage sein wird. Aktuell produziert Venezuela laut EIA 2,44 Mio. Barrel Rohöl pro Tag, etwas mehr als die Hälfte davon gehen in die USA.
Edelmetalle
Gold handelt aktuell bei 870 USD je Feinunze und damit 20 US-Dollar niedriger als gestern. Hintergrund dürften Gewinnmitnahmen sein, nachdem Gold seit Mitte September um mehr als 20% gestiegen ist. So berichtet SPDR, der weltweit größte goldgedeckte ETF, dass die Goldbestände erstmals seit zwei Wochen gefallen sind. Der Abfluss ist mit 1,2 Tonnen oder 0,17% des Gesamtbestandes minimal. Der Zusammenbruch von Washington Mutual, die größte Bankenpleite in der Geschichte der USA, und die Unsicherheit über das US-Rettungspaket setzt die Aktienmärkte am Morgen unter Druck und sollte somit einem weiteren Rückgang beim Goldpreis entgegenstehen. Heute endet das Geschäftsjahr des Goldabkommens der Zentralbanken (CBGA), welches pro Jahr Goldverkäufe von maximal 500 Tonnen vorsieht. Diese Obergrenze dürfte aber bei weitem nicht ausgeschöpft worden sein.
Nach elf Monaten hatten die 15 im Abkommen vertretenen Zentralbanken laut World Gold Council erst 319 Tonnen Gold verkauft. Die geringeren Zentralbankverkäufe können auf ein geändertes Bewusstsein der Zentralbanken Gold gegenüber hindeuten, was als positives Zeichen für den Goldpreis zu werten ist. Unterdessen hat die US-Münzanstalt aufgrund der starken Nachfrage und niedriger Lagerbestände abermals den Verkauf von American Buffalo Goldmünzen aussetzen müssen. Die starke physische und Investmentnachfrage sollten Gold weiter unterstützen, so dass wir weiterhin von einem Preisanstieg ausgehen.
Industriemetalle
Auch hier wird auf die Verabschiedung des Rettungspakets gewartet. Die jüngsten Nachrichten für den Kupfermarkt bestätigen unsere Einschätzung, dass die Ausweitung des Kupferangebots lohnend ist: So will das japanische Unternehmen Mitsui die Förderung in der peruanischen Mine Huanzala nach 30 Jahren wieder aufnehmen. Die Produktion von Kupfer sei zwar zweitrangig, weil Zink das primäre Minenvorkommen ist, aber bei den hohen Kupferpreisen würde sich die Förderung von Kupferkonzentraten von ca. 80 Tonnen im Monat lohnen. Darüber hinaus berichtet das peruanische Energieministerium, dass die Förderung in der Antamina-Mine verdoppelt werden könnte.
Antamina ist die weltgrößte Kupfer-Zink-Mine bzw. auf Rang 8 der weltgrößten Kupferminen. Zugleich räumte allerdings das australische Unternehmen Vulcan Resources ein, dass sich die Entwicklung des Kylylathi Minenprojektes in Finnland wegen Finanzierungsproblematik verschieben verzögern würde.
Der Nickelpeis bleibt unter Druck: die LME-Lagerbestände sind in dieser Woche um weitere 1500 Tonnen auf das höchste Niveau seit neun Jahren gestiegen. Es belastet die schwache Nachfrage aus der Edelstahlindustrie, die sich nach Einschätzung chinesischer Branchenvertreter auch im Schlussquartal nicht erholt. Zugleich wird berichtet, dass BHP Billiton die Kalgoorie Nickelschmelze, die drittgrößte Raffinerie der Welt, in Westaustralien nach Umbauarbeiten wieder aufmacht. Nichtsdestotrotz denken wir, dass die Korrektur am Nickelmarkt übertrieben ist.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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