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Dollarstärke belastet Rohstoffpreise

29.09.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis handelt aktuell bei 104 USD je Barrel und damit drei US-Dollar tiefer als am späten Freitag. Ein deutlich festerer US-Dollar setzt den Ölpreis zum Wochenauftakt unter Druck, nachdem sich Demokraten und Republikaner am Wochenende auf einen Kompromiss einigen konnten, welcher heute vom US-Kongress verabschiedet werden soll. Demnach werden zunächst "nur" 350 Mrd. US-Dollar zur Verfügung gestellt. Die restlichen 350 Mrd. US-Dollar bedürfen der zusätzlichen Genehmigung des Kongresses zu einem späteren Zeitpunkt. Dieser Kompromiss dürfte zwar mit Erleichterung aufgenommen werden, die Konjunktursorgen werden durch dieses abgespeckte Rettungspaket aber kaum behoben. Folglich könnte der Ölpreis weiter unter Druck geraten und das Tief von letzter Woche bei 103 USD testen.

Der UN-Sicherheitsrat hat am Wochenende einstimmig eine Resolution verabschiedet, welche den Iran zum Ende der Urananreicherung auffordert. Da die Resolution aber keine Sanktionen beinhaltet, dürfte die Unterstützung für den Ölpreis durch mögliche geopolitische Risiken gering sein. Deutlich niedrigeren Preisen stehen die weiterhin bestehenden Angebotsrisiken entgegen. So berichten die US-Behörden, dass am Freitag noch immer knapp 60% der US-Ölförderung im Golf von Mexiko außer Betrieb waren. Folglich dürfte der Druck auf die ohnehin bereits niedrigen Lagerbestände anhalten.

Der Anstieg des Ölpreises um 20% seit Mitte September ging einher mit einem deutlichen Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen an der NYMEX. Diese haben sich in der Woche zum 23.09. auf 41.728 Kontrakte mehr als verdoppelt und liegen damit so hoch wie zuletzt vor vier Monaten. Dafür war in erster Linie ein Rückgang der Short-Positionen um knapp 20 Tsd. Kontrakte verantwortlich, was auf einen abnehmenden Pessimismus der spekulativen Marktteilnehmer schließen lässt und einen Ölpreisanstieg begrenzen könnte.


Edelmetalle

Gold stieg am Freitag zunächst um 40 US-Dollar auf ein 7-Wochenhoch von 911 USD je Feinunze, fiel dann aber wieder auf aktuell 870 USD zurück. Auch hier war es in erster Linie der festere US-Dollar, welcher Gold belastet. So hat die Finanzkrise mittlerweile auch Europa erreicht. In Deutschland musste der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate mit einer milliardenschweren Kreditlinie eines Bankenkonsortiums vor der Pleite gerettet werden. Die Benelux-Staaten erwerben für 11,2 Mrd. Euro 49% am angeschlagenen Finanzkonzern Fortis.

In Großbritannien wird die angeschlagene Hypothekenbank Bradford&Bingley verstaatlicht. Dies sollte kurzfristig zwar dem US-Dollar Auftrieb geben und Gold belasten. Über diesen kurzfristigen Effekt hinaus sollte Gold aber von der Ausweitung der Finanzkrise profitieren. Der gestiegene Optimismus gegenüber Gold macht sich auch in der spekulativen Marktpositionierung bemerkbar. Die Netto-Long-Positionen an der COMEX stiegen in der Woche zum 23.09. um 30 Tsd. auf 121.016 Kontrakte, den höchsten Stand seit sechs Wochen. Dies könnte einen Anstieg der Goldpreise erschweren.

Platin ist am Freitag um 7% auf 1.100 USD je Feinunze eingebrochen. Platin nähert sich damit wieder dem Mitte September verzeichneten 2,5-Jahrestief von 1.054 USD. Durch die Finanzkrise in den USA droht sich die Automobilnachfrage, die rund 60% der Platinnachfrage stellt, weiter abzuschwächen. Der US-Kongress hat beinahe unbemerkt ein 25-Mrd-Dollar-Hilfspaket für die angeschlagene US-Automobilindustrie beschlossen, dessen genaue Ausgestaltung voraussichtlich erst nach den Präsidentschaftswahlen im November entschieden wird. Bis dahin bleibt das Erholungspotenzial bei Platin begrenzt. So erwartet die Londoner Beratungsfirma GFMS einen Angebotsüberschuss von bis zu 120 Tsd. Unzen.

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Industriemetalle

Der feste US-Dollar und fallende Aktienmärkte, die ebenso wie Metalle als Konjunkturindikatoren gelten, setzen die Preise für die Industriemetalle heute stark unter Druck. Insbesondere Kupfer bleibt für weitere Kursrückgänge anfällig. Der US-Immobilienmarkt dürfte ungeachtet des Rettungspakets weiter auf Talfahrt bleiben. Die in dieser Woche anstehenden Konjunkturdaten aus den USA und Europa dürften das rezessive Bild bestätigen.

Die chilenische Regierung geht dagegen von anhaltend hohen Kupferpreisen aus und rechnet mit einer Stabilisierung bei einem Niveau 3 USD je Pund (6.600 USD je Tonne). Diese Ansicht könnte sich auch in Anbetracht der weltweiten Produktionsausweitungen als zu optimitisch erweisen. So berichtet Sambia in den ersten sieben Monaten von einem Anstieg der Produktion von Kupferkathode um 14,4% im Vergleich zum Vorjahr auf 332.531 Tonnen. Sambia stellte im vergangenen Jahr 3,6% der globalen Minenproduktion und war damit der neuntgrößte Kupferproduzent weltweit.

Dieser Ausweitung steht ein möglicher Streik auf der Kidd Kupfer-Zink Mine in Kanada entgegen, wenn bis morgen kein neues Abkommen mit Xstrata erfolgen sollte. Die Kidd Mine hat eine Jahreskapazität von bis zu 335.000 Tonnen Kupfer und 150.000 Tonnen Zink.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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