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Hoffnung auf die Rettung hilft Rohstoffen

01.10.2008  |  Eugen Weinberg
Paradox wie es klingen mag: die Kreditkrise könnte längerfristig auch einen positiven Effekt auf die Entwicklung der Rohstoffpreise haben, weil sich die geplanten Finanzierungen für die Rohstoffprojekte als weitaus schwieriger darstellen sollten. So hat jetzt der Schweizer Minenriese Xstrata sein 5 Milliarden GBP schweres Übernahmeangebot wegen eines extremen Markttumults, der die Zweifel an einer erfolgreichen Finanzierung des Geschäfts hervorruft, zurückgezogen.

Auch zweifelt man daran, dass UTS Energy, ein Teilinhaber am Fort Hills Ölsand-Projekt in Kanada, seinen Anteil an der Projektfinanzierung von rund 3 Milliarden USD bereitstellen kann, nachdem die geschätzten Investitionen um 50% auf 20 Milliarden USD gestiegen und der Aktienkurs seit Anfang Juli um rund 80% gefallen sind.

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Energie

Der Ölpreis konnte gestern den Großteil der Rekordverluste vom Montag wieder wettmachen und über die Marke von 100 USD je Barrel steigen. Heute Morgen setzt sich die Erholung weiter fort. Aktuell notiert WTI bei 102 USD. Dies ist umso bemerkenswerter, als dass der US-Dollar gestern gegenüber dem Euro den größten absoluten Tagesgewinn aller Zeiten verzeichnete. Die Hoffnung, dass das zuvor gescheiterte Rettungspaket für die Banken in dieser Woche doch noch verabschiedet wird, verlieh dem Ölpreis gestern Flügel. Zudem dürfte der Preissturz vom Vortag angesichts der angespannten Angebotssituation, niedriger Lagerbestände und eines starken Pessimismus der Marktteilnehmer übertrieben gewesen sein.

Weiteren Aufschluss über die Angebotssituation in den USA dürften die heute Nachmittag zur Veröffentlichung anstehenden Lagerbestandsdaten der vergangenen Woche geben. Bei Rohöl wird wegen gestiegener Importe mit einem Lageraufbau um 2,8 Mio. Barrel gerechnet. Dies wäre der erste Anstieg seit sechs Wochen. Die Prognosen reichen dabei von -2,5 Mio. bis +7,8 Mio. Barrel, was auch zwei Wochen nach Hurrikan Ike auf eine hohe Unsicherheit schließen lässt und die Aussagekraft der Daten stark relativiert. Am Freitag, dem Stichtag für die Erhebung, war noch immer knapp 60% der Ölproduktion der USA im Golf von Mexiko geschlossen, was auf Abwärtsrisiken hindeutet.

Die Lage bei den Ölprodukten bleibt besonders angespannt. Die Benzinlagerbestände, die bereits auf einem 40-Jahrestief liegen, sollen um 2,1 Mio. Barrel gefallen sein, bei den Destillaten wird mit einem Rückgang um 1,5 Mio. Barrel gerechnet. Der Lagerbericht sollte sich somit unterstützend auf die Preise insbesondere für Ölprodukte auswirken.

Aber auch Rohöl sollte unterstützt bleiben. Dies gilt zumindest solange, wie die Hoffnung auf das US-Rettungspaket bestehen bleibt. Heute will der US-Senat über das Paket abstimmen, morgen könnte das Repräsentantenhaus einen neuen Versuch unternehmen.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist gestern aufgrund der Stärke des US-Dollar und einer Erholung der Aktienmärkte zeitweise um 50 US-Dollar auf 860 USD je Feinunze gefallen. Zwar konnte sich Gold wieder etwas erholen, bleibt aber nach wie vor unter 900 USD. Dabei steigt sowohl die physische als auch die Investmentnachfrage derzeit spürbar an. Nach der starken Zunahme am Montag hat der weltweit größte goldgedeckte ETF SPDR Gold Trust einen erneuten Anstieg der Bestände um 3 Tonnen auf einen neuen Rekordwert von 755 Tonnen gemeldet.

Die Goldraffinerien melden laut Jeremy Charleys, dem Vorsitzenden von LBMA, derzeit bereits Engpässe, wobei ihre Barrenproduktion nicht mit der Nachfrage Schritt halten können. Einige Investoren sollen dabei sogar bereit sein, einen Preisaufschlag von 25 US-Dollar je Feinunze für physisch verfügbare Barren zu zahlen.


Industriemetalle

Nach den anfänglichen Verlusten, wobei der Kupferpreis um bis zu 250 USD fiel, konnten sich die Industriemetalle wegen aufflammender Hoffnungen auf das Rettungspaket gestern sogar mehrheitlich erholen. Kupfer erhält zusätzliche Impulse von der Nachricht, dass sich die Arbeiter von Xstratas Kidd Kupfermine mit dem Management nicht einigen konnten und deshalb für Streik votierten.

Darüber hinaus berichtet die Minenkammer Sambiens, dass das Land, das mit einem Anteil von 3,5% an der Weltminenproduktion der größte Kupferproduzent Afrikas ist, sein Produktionsziel von 600 Tsd. Tonnen Kupfer in diesem Jahr voraussichtlich nicht erreichen wird.

Der drittgrößte Aluminiumproduzent der Welt, Alcoa, drosselt die Produktion der Rockdale Aluminiumhütte in Texas um weitere 150 Tsd. Tonnen, weil vor allem die Energiekosten zu hoch seien und sich damit die Produktion nicht mehr rechne. Das bestätigt abermals unsere Einschätzung, dass sich das Produktionswachstum in der Aluminiumindustrie verlangsamt und damit die Preise unterstützt.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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