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Verschnaufpause am Ölmarkt

07.10.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt bleibt im Banne der Finanzmarktkrise. Der WTI-Ölpreis konnte sich am Morgen wieder über die Marke von 90 USD je Barrel befestigen, nachdem gestern Tiefstände von 87,60 USD je Barrel verzeichnet wurden, den tiefsten Stand seit acht Monaten. Die Kurserholung dürfte in erster Linie eine Gegenbewegung auf die deutlichen Verluste zuvor sein, als der Ölpreis aufgrund der Zuspitzung der Finanzmarktkrise und der Furcht vor einer weiteren Nachfrageabschwächung binnen fünf Tagen um mehr als 10% verlor.
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Die Erholung dürfte sich heute durchaus noch weiter fortsetzen. So senkte die australische Zentralbank die Leitzinsen in der vergangenen Nacht überraschend kräftig um 100 Basispunkte. Spekulationen, dass auch andere Zentralbanken die Zinsen zur Unterstützung des Finanzsystems senken könnten, dürften zu einer Aufhellung der Stimmung an den Finanzmärkten beitragen. Für zusätzlichen Rückenwind sollte die späte Erholung der Wall Street sorgen. Der Dow Jones verlor gestern zwar 370 Punkte und schloss erstmals seit knapp vier Jahren unter 10.000 Punkten. Eine Stunde vor Handelsschluss lag der Index aber noch 800 Punkte im Minus.

Neben einer leicht aufgehellten Marktstimmung könnten auch die Angebotsrisiken preisstützend wirken. Nachdem gestern schon der Iran das derzeitige Ölpreisniveau als zu niedrig bezeichnete, schlug nun auch der Irak in dieselbe Kerbe. Beide Länder sind auf einen hohen Ölpreis angewiesen, um die hohen Staatsausgaben zu finanzieren. Ob sie sich mit ihrer Haltung in der OPEC durchsetzen können, bleibt abzuwarten. So rechnet OPEC-Generalsekretär Khelil im nächsten Jahr einen weiteren Rückgang der Ölpreise.

Im Golf von Mexiko hat sich am Montag ein Tropensturm gebildet, welcher die mexikanische Ölförderung zu beeinträchtigen droht. Marco hat bereits zur Evakuierung von Ölplattformen und der Schließung von Ölfeldern durch die staatliche mexikanische Ölgesellschaft Pemex geführt. Mexiko ist der sechstgrößte Ölproduzent weltweit und mit einer täglichen Menge von 1,5 Mio. Barrel einer der wichtigsten Rohöllieferanten für die USA.


Edelmetalle

Gold erwies sich gestern mit etwas Verzögerung dann doch noch als der sichere Hafen im Sturm der internationalen Finanzmarktkrise. Der Preis für das gelbe Metall konnte um 40 US-Dollar steigen und notiert aktuell bei 870 USD je Feinunze. Hilfreich war dabei sicherlich auch, dass der US-Dollar seinen Höhenflug der vergangenen Tage nicht weiter fortsetzen konnte, sondern weiter oberhalb der Marke von 1,35 zum Euro notiert. Wir sind der Meinung, dass Gold eigentlich weitaus stärker von den Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten profitieren müsste als dies bislang der Fall war.

Verglichen mit US-Treasuries, welche derzeit als Anlagealternative Nr. 1 angesehen werden, hat Gold deutliche Vorzüge. Es ist nicht beliebig vermehrbar und bezieht seinen Wert nicht auf ein bloßes Zahlungsversprechen. Dies scheinen auch die Zentralbanken zu erkennen, welche ihre Goldverkäufe in den vergangenen Monaten deutlich zurückgefahren haben.

Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, meldet gestern einen Anstieg der Goldbestände um 4,5 Tonnen auf 744,5 Tonnen. Eine steigende Nachfrage nach physischem Gold in Form von Münzen und Barren sowie durch Finanzinvestoren sollte den Goldpreis weiter Unterstützung geben. Wir rechnen mit einer baldigen Rückkehr auf 900 USD je Feinunze.


Industriemetalle

Befürchtungen, dass die globale Finanzkrise zu einer weltweiten Rezession führen könnte, ließen die Industriemetalle gestern auf breiter Front abstürzen. Der LMEX, welcher die sechs an der LME gehandelten NE-Metalle umfasst, fiel auf den tiefsten Stand seit Frühjahr 2006. Mit Ausnahme von Blei fielen alle LME-Metalle auf neue zyklische Tiefs. Ausgehend vom derzeitigen Preisniveau sehen wir das weitere Verlustpotenzial bei den Industriemetallen als begrenzt, selbst wenn sich der Abwärtstrend an den Aktienmärkten fortsetzen sollte. Die meisten Industriemetalle haben nämlich mittlerweile ein Preisniveau erreicht, wo ein weiterer Preisrückgang Produktionskürzungen zur Folge hätte.

Ähnliches dürfte künftig auch dem Stahlsektor bevorstehen. Der Vorstandsvorsitzende von ArcelorMittal spricht von einer beispiellosen Situation für den Stahlmarkt. Abnehmer würden Aufträge aufschieben und abwarten. In der Ukraine haben bereits 17 von 36 Hochöfen aufgrund des Preisverfalls bei Stahl und hoher Kosten für Kokskohle und Eisenerz den Betrieb ausgesetzt. Weitere Produzenten könnten dazu gezwungen sein, die Produktion auszusetzen. Die Stahlproduktion in der Ukraine ist nach Regierungsangaben bereits auf dem niedrigsten Niveau seit 2004.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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