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Steigt der Goldpreis bald auf 1000 USD?

08.10.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt bleibt weiter im Banne der Finanzkrise. Einbrechende Aktienmärkte in New York und Asien und damit einhergehende Sorgen vor einer sich weiter abschwächenden Nachfrage ließen den WTI-Ölpreis auf 86 USD je Barrel fallen, den niedrigsten Stand seit zehn Monaten. Kurzfristig dürfte der Ölpreis unter Druck bleiben. Gestern revidierte das US-Energieministerium die Prognose für das Nachfragewachstum im kommenden Jahr um 140 Tsd. Barrel auf 780 Tsd. Barrel pro Tag nach unten. Der Nachfragezuwachs in diesem Jahr soll nur noch 330 Tsd. Barrel pro Tag betragen und wurde damit im Vergleich zur Schätzung im Vormonat mehr als halbiert. Der Ölverbrauch in den USA soll in diesem Jahr um 830 Tsd. Barrel pro Tag bzw. rund 4% niedriger ausfallen als 2007. Im kommenden Jahr erwartet die EIA einen nochmaligen Rückgang um 110 Tsd. Barrel pro Tag. Insbesondere für 2009 besteht somit das Risiko weiterer Abwärtsrevisionen. Heute Nachmittag werden die US-Lagerbestände für die vergangene Woche veröffentlicht. Steigende Importe sollten dafür gesorgt haben, dass die Rohölvorräte um 2,2 Mio. Barrel gestiegen sind und damit die Ölpreise weiter belasten.

Die Benzinlagerbestände dürften dank einer steigenden Raffinerieauslastung um 1,5 Mio. Barrel angewachsen sein. Dies könnte für weiteren Druck auf den Benzinpreis sorgen. Denn auch die Benzinnachfrage in den USA ist weiter sehr schwach. Laut MasterCard Advisors lag sie in der Woche zum 3. Oktober um 9,5% niedriger als im Vorjahr und damit auf dem niedrigsten Stand seit September 2005. Bei den Destillaten wird mit einem Lagerabbau um 900 Tsd. Barrel gerechnet, was die bereits angespannte Lagersituation kurz vor der Heizsaison weiter verschärfen dürfte. Die Preise für Heizöl und Diesel dürften somit gut unterstützt bleiben. Spekulationen auf ein sinkendes OPEC-Angebot sollten dafür sorgen, dass der Ölpreis trotz der negativen Stimmung und der zunehmenden Nachfragesorgen nicht zu stark unter Druck gerät. Mit Lybien hat ein weiteres OPEC-Mitglied eine Kürzung der Ölförderung gefordert, nachdem Iran und Irak sich bereits ähnlich äußerten. Nach Angaben von Lloyd’s Marine Intelligence exportierte die OPEC in den vier Wochen bis zum 21. September bereits 50 Tsd. Barrel weniger Rohöl pro Tag.


Edelmetalle

Gold konnte am Morgen über die Marke von 900 USD je Feinunze steigen. Der Dow Jones fiel gestern um 500 Punkte und schloss auf dem tiefsten Stand seit fünf Jahren. Der japanische Nikkei-Index brach sogar um mehr als 9% ein. Der VIX-Index, ein Indikator für die Risikoaversion, stieg daraufhin auf ein neues Allzeithoch. Gestern hatte die Fed bekanntgegeben, künftig auch sogenannte Commercial Paper aufzukaufen, um die weiterhin angespannte Lage am Geldmarkt zu entschärfen. Dieses Vorhaben muss als Indiz für eine weitere Verschärfung der Finanzkrise angesehen werden. Die Zeichen für einen weiteren Anstieg des Goldpreises stehen somit günstig. Goldhändler berichten von einer kräftig steigenden Nachfrage nach physischem Gold und sogar starken Lieferengpässen, wobei einige Münzen restlos ausverkauft seien. Münzanstalten weltweit melden auch eine "prezedenzlose" Nachfrage nach Goldmünzen, wobei das Angebot mit der Nachfrage nicht mehr Schritt halten kann.

Auch die ETF’s vermelden Zuflüsse. Die Goldbestände bei SPDR Gold Trust stiegen gestern um eine Tonne und die Bestände bei ETF Securities nahmen zuletzt um über 3 Tonnen zu. Gleichzeitig sind viele Zentralbanken nicht mehr bereit, ihr Gold auszuleihen, weil man offensichtlich um den Ausfall der Gegenpartei, einer der sog. Bullion Banken, besorgt ist. Dies verknappt den bereits deutlich eingeengten Markt noch weiter und führt zum Anstieg der Leihraten für Gold auf das höchste Niveau seit Frühjahr 2001. Platin ist dagegen wieder unter 1.000 USD gefallen. Zahlreiche Autohersteller wollen ihre Produktion wegen der Finanzkrise und einer schwachen Nachfrage drosseln. Die Autoindustrie macht ca. 60% der Platinnachfrage aus.

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Industriemetalle

Der größte amerikanische Aluminiumhersteller Alcoa berichtet, dass sich die Nachfrage nach Aluminium bei deutlich fallenden Preisen weiter abgeschwächt hat. Man erwartet für dieses Jahr einen Anstieg der Aluminiumnachfrage um 6%, verglichen mit zuvor 8%. In China soll die Nachfrage um 15% steigen. Das ist deutlich weniger als die zuvor erwarteten 22%. Alcoa beabsichtigt daraufhin, Produktionskapazitäten zu reduzieren. Dies bestätigt uns darin, dass der Aluminiumpreis mittlerweile ein kritisches Niveau erreicht hat, unterhalb dessen die Produktion nicht mehr lukrativ ist. Das weitere Abwärtspotenzial bei Aluminium sollte somit begrenzt sein. Gleichwohl ist der Spielraum für einen Preisanstieg im derzeitigen Marktumfeld ebenfalls begrenzt.

Kupfer fällt weitere 5% auf 5.300 USD je Tonne. Die LME-Lagerbestände für Kupfer sind gestern wieder um 9.600 Tonnen auf 208.350 Tonnen gestiegen und signalisieren damit ein Überangebot.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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