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Erholung der Rohstoffpreise setzt sich fort

14.10.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt kann seine Erholung von gestern am Morgen fortsetzen. Aktuell notiert der WTI-Rohölpreis bei 83 USD je Barrel, was einer Verteuerung um 2 US-Dollar entspricht. Seit dem am Freitag bei 77 USD verzeichneten 13-Monatstief konnte der Ölpreis damit 8% steigen. Dieser Anstieg steht im unmittelbaren Zusammenhang mit der kräftigen Erholung an den Aktienmärkten und muss als Gegenbewegung auf den heftigen Einbruch zuvor gesehen werden, als der Ölpreis binnen zweier Wochen um mehr als 25% verlor. In Anbetracht des extremen Pessimismus, welcher zuvor im Markt war, haben wir mit dieser kräftigen Aufwärtsbewegung gerechnet.

Ein weiterer Beleg für diesen Pessimismus ist, dass führende Research-Häuser, welche bis vor kurzem einen deutlichen Anstieg des Ölpreises vorhersagten, nun von einem weiteren Rückgang ausgehen. Es bedurfte daher nur eines Auslösers in Form steigender Aktienmärkte, damit der Ölpreis deutlich nach oben korrigiert. Die derzeitige Erholung kann durchaus noch andauern und den Ölpreis in den kommenden Tagen bis auf 90 USD steigen lassen. Wichtigster Einflussfaktor dürften dabei die Aktienmärkte bleiben, weil diese als Fieberthermometer für die globale Konjunktur gelten. An der fundamentalen Situation hat sich bei all dem nichts geändert. Die Industrieländer sind am Rande bzw. in der Rezession. Dies dürfte weitere Abwärtsrevisionen der Prognosen für die Ölnachfrage in den kommenden Wochen und Monaten wahrscheinlich machen. Die Lagerbestände dürften vor diesem Hintergrund weiter steigen. Für eine mittelfrsitige Trendwende nach oben ist es daher noch zu früh. Der Ölpreis dürfte mittelfristig wieder nach unten tendieren.

China hat nach Angaben der örtlichen Zollbehörde im September 10% mehr Rohöl importiert als im Vorjahr. China führte demzufolge 3,7 Mio. Barrel Rohöl pro Tag ein und bleibt damit weiterhin ein stabilisierender Faktor für die Ölnachfrage. Angesichts randvoll gefüllter Kraftstofflager und einer Abschwächung der Weltwirtschaft dürfte es aber nur eine Frage der Zeit sein, bis sich die Ölnachfrage in China ebenfalls sichtbar abschwächt. Saudi-Arabien wird Handelskreisen zufolge seine Öllieferungen nach Europa im kommenden Monat drosseln. Dies ist der erste klare Anhaltspunkt, dass der weltweit größte Ölproduzent dem Beschluss der OPEC von vor einem Monat Taten folgen lässt und die Überproduktion reduziert.


Edelmetalle

Gold handelt am Morgen leicht erholt bei 850 USD je Feinunze, nachdem gestern Tiefstände unterhalb von 830 USD verzeichnet wurden. Dies kann als positives Zeichen gewertet werden, schließlich können die Aktienmärkte nach den historischen Kursgewinnen von gestern auch heute weiter kräftig zulegen.

Offensichtlich erachten viele Marktteilnehmer das niedrigere Goldpreisniveau als Kaufgelegenheit, weil sie mit einem langfristig höheren Goldpreis rechnen. Zudem verliert der US-Dollar gegenüber dem Euro an Wert, was sich positiv auf den Goldpreis auswirkt. Auch wenn wir davon ausgehen, dass Gold weiter Aufwärtspotenzial besitzt, dürfte der Spielraum nach oben begrenzt sein, solange die freundliche Stimmung an den Aktienmärkten anhält. Die kann durchaus noch einige Tage der Fall sein. So will sich die US-Regierung den europäischen Vorhaben anschließen und bis zu 250 Mrd. USD Kapital in das US-Bankensystem spritzen. Details sollen heute bekanntgegeben werden.
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Industriemetalle

Die Industriemetalle können von der deutlichen Stimmungsaufhellung an den Finanzmärkten profitieren und auf breiter Front deutlich steigen. Dies gilt insbesondere für Kupfer, welches heute um weitere 5% auf 5.400 USD je Tonne zulegen kann. Der Preisanstieg bei Kupfer dürfte in erster Linie eine technische Gegenreaktion auf den massiven Verfall zuvor gewesen sein, als Kupfer innerhalb von drei Wochen mehr als 30% verlor. Eine Fortsetzung der Preiserholung ist nicht ausgeschlossen, sollten die Aktienmärkte ihre Erholung ebenfalls fortsetzen.

China hat im September 213.782 Tonnen und damit 20% mehr an unverarbeitetem Kupfer importiert als vor einem Jahr. In den ersten neun Monaten zusammen lagen die Kupferimporte aber immer noch 10,6% unter dem Niveau des Vorjahres. Dies liegt vor allem daran, dass in den Monaten zuvor, als der Kupferpreis deutlich höher lag, die Importe zurückgeführt wurden. Jetzt, als die Preise deutlich gefallen sind, ziehen die Importe wieder an. Das opportunistische Verhalten Chinas sollte somit stabilisierend auf den Kupferpreis wirken.

Codelco, der weltweit größte Kupferproduzent aus Chile, reagiert auf die Nachfrageschwäche in Europa und senkt den Preisaufschlag für die europäische Abnehmer im nächsten Jahr um 30% auf 80 USD pro Tonne. Die LME-Lagerbestände stiegen heute um 2.475 Tonnen auf ein neues 2,5-Jahreshoch. Das fundamentale Umfeld steht somit einem Preisanstieg entgegen.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst


Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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