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Die Bären haben wieder die Oberhand

15.10.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist gestern wieder unter die Marke von 80 USD je Barrel gefallen, nachdem zunächst noch Höchststände von 85 USD markiert wurden. Der Ölpreis folgt dabei weiter eng den Aktienmärkten, welche gestern nach anfänglichen Kursgewinnen ebenfalls ins Minus drehten. Die psychologische Wirkung der milliardenschweren Rettungsmaßnahmen der Regierungen zur Stützung des Bankensystems scheint damit bereits verpufft. Wie wir gestern betonten, war der Ölpreisanstieg Anfang der Woche in erster Linie eine technische Erholung auf die kräftigen Verluste in den Wochen zuvor. An der schwierigen fundamentalen Lage hat sich dagegen nichts geändert. Der Marktfokus richtet sich nun auf die Folgen der Finanzkrise auf die Konjunktur und die Nachfrage.

Hier besteht in den kommenden Wochen und Monaten Enttäuschungspotenzial. Dies dürfte einem längeranhaltenden Ölpreisanstieg entgegenstehen. Wir gehen daher davon aus, dass sich der Ölpreis in den kommenden Monaten in einer Spanne zwischen 80 und 100 USD bewegt, wobei ein kurzzeitiges Unterschießen wie aktuell möglich ist. China scheint im Augenblick noch einen Großteil des Nachfragerückgangs in den USA zu kompensieren und wirkt somit stabilisierend auf die Ölpreise.

Die gestiegenen Grenzkosten der Produktion, welche die Inbetriebnahme neuer Felder erst bei höheren Preisen wahrscheinlich machen und bei einem weiteren Preisrückgang die Produktion für erste Anbieter unrentabel macht, sollten einem nachhaltigen Rückgang deutlich unter 80 USD entgegenstehen. Zudem ist eine Produktionskürzung durch die OPEC am 18. November wahrscheinlich. Der Iran hat die ölproduzierenden Länder zur Kooperation aufgerufen, um am Markt ein Gleichgewicht zwischen Überangebot und sinkender Nachfrage herzustellen.

Aufgrund des Columbus-Feiertages am Montag werden die US-Lagerbestände erst morgen und damit einen Tag später als üblich veröffentlicht. Der Markt geht von einem weiteren Anstieg der Rohölvorräte aus, was die Befürworter einer OPEC-Quotenkürzung unterstützen würde. Nach Schätzung der Londoner Beratungsfirma Lloyd’s Marine Intelligence Unit gingen die OPEC-Exporte bereits im September um 600 Tsd. Barrel pro Tag im Vergleich zum Vormonat zurück.


Edelmetalle

Gold handelt wenig verändert bei 850 USD je Feinunze und kann damit nicht von der erneuten Stimmungseintrübung an den Märkten profitieren. Der weltgrößte goldgedeckte ETF, SPDR Gold Trust, berichtet gestern von moderaten Abflüssen von 3 Tonnen auf 767,5 Tonnen. Damit hält SPDR aber immer noch mehr Gold als die BoJ als siebtgrößter Goldhalter weltweit.

Goldhändler in Indien berichten unterdessen, dass das Kaufinteresse im Vorfeld des Lichterfestes Diwali Ende Oktober aufgrund der großen Preisschwankungen beeinträchtigt ist. Dies kann möglicherweise erklären, warum sich Gold trotz der hervorragenden fundamentalen Ausgangslage schwer damit tut, nachhaltig über die Marke von 900 USD zu steigen. Es ist davon auszugehen, dass die physische Goldnachfrage auf dem aktuellen Niveau wieder anzieht und somit einen erneuten Anlauf in Richtung 900 USD in den kommenden Tagen und Wochen unterstützt.


Industriemetalle

Die Erholung der NE-Metalle war nur kurzlebig. Die Sorgen vor einer weiteren Abkühlung der Nachfrage haben schnell wieder die Oberhand gewonnen. Im Zuge dessen notieren alle Industriemetalle im Minus. Aluminium erweist sich wie schon in den Tagen zuvor als Hort der Stabilität und verliert weniger als ein Prozent auf 2.270 USD je Tonne. Die Marke von 2.200 USD erweist sich somit weiter als tragfähige Unterstützung. Die Grenzkosten der Produktion dürften in etwa auf diesem Niveau anzusiedeln sein und dienen somit als Schutzschwelle vor einem weiteren Rückgang.

Dazu passen Meldungen, wonach der chinesische Aluminiumhersteller Chalco aufgrund der niedrigen Preise vorübergehend die Kapazitäten für die Produktion von einer Millionen Tonnen Tonerde in seiner Fabrik in Shandong schließen will. Damit würden in dieser Fabrik nur noch 200 Tsd von möglichen 1,5 Mio. Tonnen produziert, nachdem bereits Produktionskapazitäten von 300 Tsd Tonnen aufgrund der hohen Kosten geschlossen wurden. Die Schließung betrifft etwa 10% der gesamten Tonerde-Produktionskapazitäten von Chalco, dem weltweit drittgrößten Produzenten dieses Vorproduktes von Aluminium. Diese Meldungen bestätigen uns darin, dass der Preis für Aluminium einen Boden ausbilden sollte und mittelfristig Aufwärtspotenzial besitzt.

Die LME-Lagerbestände für Aluminium steigen dagegen weiter stark an. Heute verzeichneten sie einen erneuten Anstieg um knapp 56 Tsd auf 1.461.225 Tonnen, was einem Zuwachs um 4% zum Vortag entspricht. Sie liegen damit gleichzeitig auf dem höchsten Stand seit 14 Jahren. Dieser Umstand dürfte einer Erholung der Aluminiumpreise zunächst entgegenstehen.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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