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Ölpreisverfall zwingt OPEC zum Handeln

17.10.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt hat gestern eine Achterbahnfahrt erlebt. Am Nachmittag fiel der WTI-Preis zunächst bis auf 68,60 USD je Barrel, den tiefsten Stand seit Juni 2007. Eine späte Erholung der Wall Street sorgte dann dafür, dass der Ölpreis wieder über die Marke von 70 USD steigen konnte. Die OPEC gab gestern bekannt, dass die erst vor wenigen Tagen einberufene außerplanmäßige Sitzung bereits am 24. Oktober stattfinden wird und nicht wie ursprünglich vorgesehen am 18. November. Dieser Schritt zeigt, dass der Ölpreis mittlerweile ein für einige Produzenten kritisches Niveau erreicht hat. Eine Kürzung der Fördermenge kann daher als sicher gelten.

Erste Schätzungen gehen von einer Kürzung der täglichen Ölförderung um 1 Mio. Barrel pro Tag aus. Ob dies ausreichen wird, den Preisrückgang zu stoppen, ist allerdings fraglich. Denn die Nachfrage vor allem in den USA, dem mit Abstand größten Ölverbrauchsland, geht ebenfalls deutlich zurück. In dieses Bild passen auch die gestern veröffentlichten Daten zu den US-Lagerbeständen, welche einen deutlich höher als erwartet ausgefallenen Lageraufbau auswiesen.

Die Rohöllagerbestände stiegen um 5,6 Mio. Barrel, mehr als doppelt so stark wie erwartet. Die Benzinvorräte verzeichneten sogar einen Anstieg um 7,0 Mio. Barrel und übertraften damit die Erwartungen ebenfalls um mehr als das Doppelte. Dieser kräftige Anstieg kann nur zum Teil mit der Rückkehr von Produktions- und Verarbeitungskapazitäten nach den Wirbelstürmen Gustav und Ike erklärt werden, denn die Auslastung liegt immer noch niedriger als vor den Wirbelstürmen und unter der vor einem Jahr.
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Die Lagerbestände bei den Destillaten fielen überraschend die siebte Woche in Folge um 453 Tsd. Barrel. Die Preise für Heizöl und Diesel konnten sich dem Negativtrend zwar nicht entziehen, fielen aber weniger stark als Rohöl und Benzin. China hat im September mehr als 50% weniger Benzin und Diesel importiert als im Monat zuvor. Angesichts voller Lager und einer sich abschwächenden Konjunktur dürften die Kraftstoffeinfuhren aus China in den kommenden Monaten weiter zurückgehen.


Edelmetalle

Gold ist gestern um bis zu 60 US-Dollar eingebrochen und hat bei 786 USD je Feinunze ein Monatstief verzeichnet. Der Einbruch am gestrigen Nachmittag hat vor allem technische Gründe. So wurde bei 820 USD eine wichtige technische Unterstützung durchbrochen, was Anschlussverkäufe zur Folge hatte. Außerdem berichten Marktteilnehmer von einem kräftigen Rückgang der offenen Kontrakte, was auf die Auflösung von Longpositionen schließen lässt.

Auch längerfristiger orientierte Marktteilnehmer haben gestern Gold verkauft. SPDR Gold Trust berichtet von einem Abfluss von 10,7 Tonnen Gold, was einem Rückgang um 1,4% entspricht. Bei dem derzeitigen Preisniveau von knapp über 800 USD sollte die Schmucknachfrage wieder anziehen, welche in den vergangenen Tagen aufgrund der hohen Volatilität etwas schwächer war. Unser mittelfristiger Ausblick für Gold bleibt positiv. Allerdings dürfte der erwartete Anstieg über 900 USD nach dem gestrigen Einbruch etwas längere Zeit in Anspruch nehmen als zunächst gedacht. Platin fiel gestern auf 843 USD je Feinunze, den tiefsten Stand seit Januar 2005. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, wann Gold und Platin gleich viel kosten. Dies war zuletzt vor 12 Jahren der Fall.


Industriemetalle

Die Industriemetalle profitieren am Morgen von der freundlichen Tendenz der Aktienmärkte, nachdem sie gestern nach enttäuschenden US-Konjunkturdaten noch herbe Preisabschläge hinnehmen mussten. Die US-Industrieproduktion verzeichnete im September den stärksten Monatsrückgang seit mehr als 30 Jahren und der NAHB-Immobiliemarktindex fiel im Oktober auf ein neues Rekordtief, was auf eine schwächere Nachfrage nach Industriemetallen hindeutet. Der Ausblick vor allem für Kupfer bleibt somit getrübt.

Etwas besser sieht es dagegen bei Aluminium aus, auch wenn die LME-Lagerbestände heute um weitere 9 Tsd. Tonnen auf 1,47 Mio. Tonnen gestiegen sind, den höchsten Stand seit Februar 1995. Der weltgrößte Aluminiumkonzern Rusal aus Russland hat seine Produktion von Primäraluminium in den ersten neun Monaten des Jahres zwar um 6,5% auf 3,3 Mio. Tonnen ausgeweitet. Nach Angaben von Unternehmenschef Bulygin arbeiten bei Aluminiumpreisen von 2.500 USD je Tonne 75% der Aluminiumproduzenten in Europa, den USA und China aber bereits unterhalb der Gewinnschwelle. Nicht wettbewerbsfähige Anbieter würden dazu gezwungen, die Produktion einzustellen. Dies sollte einen nachhaltigen Anstieg der Aluminiumpreise unterstützen. Diese Einschätzung entspricht im Großen und Ganzen auch unserer Meinung.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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