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Rohöl profitiert von Spekulationen auf OPEC-Kürzung

20.10.2008  |  Eugen Weinberg
Die chinesische Wirtschaft ist im dritten Quartal nur noch um 9% gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Dies ist deutlich weniger als erwartet und die niedrigste Wachstumsrate seit fünf Jahren. In den vorherigen zehn Quartalen lag das Wachstum in China noch im zweistelligen Bereich. Die konjunkturelle Abühlung in China bedeutet für die Rohstoffpreise nichts Gutes, schließlich ist China bei vielen Rohstoffen vor allem im Metallbereich der größte Produzent und auch Verbraucher.
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Energie

Der WTI-Ölpreis eröffnet am Morgen zwei US-Dollar fester bei 74 USD je Barrel. Spekulationen auf eine deutliche Kürzung der Ölfördermenge bei der für Freitag außerplanmäßig einberufenen OPEC-Sitzung geben dem Ölpreis derzeit Unterstützung. Die zunächst am Markt kolportierte Fördermengenkürzung um eine Million Barrel pro Tag kann mittlerweile als Untergrenze gelten. Der Iran favorisiert eine Kürzung zwischen 1-3 Mio. Barrel pro Tag.

OPEC-Generalsekretär Khelil spricht von einer Reduktion um 2 Mio. Barrel pro Tag, wobei diese auch in zwei Schritten erfolgen könnte. Die vorzeitige Einberufung des OPEC-Treffens macht deutlich, dass viele OPEC-Mitglieder einen Ölpreis von 70 USD je Barrel als Schmerzgrenze ansehen. Venezuelas Staatschef Chavez spricht von einem angemessenen Preisniveau von 80-90 USD je Barrel. Saudi-Arabien, der weltweit größte Ölproduzent und mit Abstand wichtigste OPEC-Anbieter, hat sich bislang noch nicht öffentlich geäußert.

Die jüngsten Exporterhebungen zeigen, dass Saudi-Arabien den jüngsten Beschlüssen der OPEC nachkommt und die eigene Überproduktion zurücknimmt. Dies kann ein Indiz dafür sein, dass Saudi-Arabien einen Beschluss zur Kürzung der Fördermenge wahrscheinlich mittragen wird. Die Marke von 70 USD je Barrel sollte im Vorfeld der OPEC-Sitzung halten und ein weiterer Anstieg in Richtung 80 USD ist möglich. Aufgrund des Nachfragerückgangs in den OECD-Ländern müsste die Produktionskürzung schon am oberen Ende der Erwartungen ausfallen, um einen erneuten Ölpreisrückgang unter 70 USD nach der OPEC-Sitzung zu verhindern. Zumal sich die Nachfrage in China ebenfalls abzuschwächen beginnt.

So fielen die chinesischen Einfuhren von Benzin und Diesel im September auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten und die Rohölverarbeitung auf den tiefsten Stand seit vier Monaten. Die spekulativen Netto-Short Positionen betrugen in der Woche zum 14. Oktober 1.899 Kontrakte. Erstmals seit neun Wochen überwiegen somit unter den Großspekulanten die Pessimisten.


Edelmetalle

Gold kann sich zum Wochenauftakt erholen und handelt wieder knapp oberhalb von 800 USD je Feinunze. Noch am Freitag wurden zwischenzeitlich Tiefstkurse von 774 USD verzeichnet, den niedrigsten Stand seit mehr als einem Monat. Dies lockte erste Schnäppchenjäger, welche das niedrige Preisniveau als Kaufgelegenheit erachteten. Zudem dürfte die Nachfrage der Schmuckindustrie bei Preisen unter 800 USD ein stabilisierendes Element sein. Der schwächere US-Dollar und der festere Ölpreis stützen heute zusätzlich.

Die zum Wochenauftakt freundlich tendierende Aktienmärkte könnten einer weiteren Erholung beim Goldpreis aber ebenso Grenzen setzen wie ein fortgesetztes Deleveraging durch Fonds und andere Finanzinstitutionen. Erst wenn dieser Prozess weitgehend abgeschlossen ist, ist mit einem nachhaltigen Anstieg des Goldpreises über 900 USD zu rechnen. Der abnehmende Optimismus am Goldmarkt macht sich auch in der Marktpositionierung der spekulativen Großanleger an der COMEX bemerkbar. Die Netto-Long Positionen sanken in der Woche zum 14. Oktober um 5 Tsd. auf 106.825 Kontrakte, den niedrigsten Stand seit vier Wochen. In den Tagen danach dürfte es zu einem weiteren Abbau der Long-Positionen gekommen sein.


Industriemetalle

Die Industriemetalle profitieren von der freundlichen Eröffnung der Aktienmärkte und liegen mit Ausnahme von Nickel zum Wochenauftakt deutlich im Plus. Dies relativiert sich aber angesichts der zuletzt kräftigen Preisabschläge und dem teilweisen Unterschreiten der Grenzkosten. Letzteres hat Produktionskürzungen zur Folge. So ist die Aluminiumproduktion in China im September um 3% gegenüber dem Vormonat auf 1,14 Mio. Tonnen gesunken. Dies war der stärkste Monatsrückgang seit sieben Monaten.

Die Produktion von Aluminiumoxid, einem Vorprodukt von Aluminium, sank sogar um 5%, was auf eine fortgesetzte Drosselung der Aluminiumproduktion hindeutet. Erst in der vergangenen Woche hatte der chinesische Aluminiumkonzern Chalco weitreichende Produktionskürzungen für Aluminiumoxid verkündet. Die Einschränkung des Angebots sollte somit stabilisierend auf die Metallpreise wirken.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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