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OPEC besorgt über weiteren Ölpreisverfall

21.10.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis konnte gestern seine Erholung fortsetzen und bis auf 75 USD je Barrel steigen. Der Ölmarkt profitiert dabei von den Spekulationen über eine Kürzung der Ölfördermenge durch die OPEC beim außerordentlichen Treffen an diesem Freitag und den freundlichen Aktienmärkten. Die weiterhin bestehenden Rezessionsängste werden aber dafür sorgen, dass ein Preisanstieg begrenzt bleibt. Die Internationale Energieagentur geht davon aus, dass sich der globale Wirtschaftsabschwung durch eine Fördermengenkürzung der OPEC verschärfen könnte, falls die Ölpreise daraufhin deutlich steigen. Die OPEC scheint derzeit aber stärker besorgt zu sein über einen kurzfristigen Preisverfall als einen möglichen längerfristigen Rückgang der Nachfrage.

Laut OPEC-Präsident Chakib Khelil wäre ein Ölpreisniveau zwischen 70 und 90 US-Dollar für alle Seiten am besten, wobei der Preis für den OPEC-Rohöl-Korb derzeit unter 65 USD je Barrel liegt. Khelil drängte daher die wichtigsten Nicht-OPEC-Produzenten wie Russland, Mexiko und Norwegen dazu, sich an der Produktionskürzung zu beteiligen. Ansonsten müsste die OPEC stärkere Opfer bringen, d.h. die Produktion noch stärker einschränken. Unterhalb von 70 US-Dollar würden Khelil zufolge viele internationale Ölprojekte aufgeschoben oder sogar eingestellt. Einige Länder wie Venezuela und der Iran benötigen zur Finanzierung ihrer immens gestiegenen Staatsausgaben einen deutlich höheren Ölpreis als noch vor einigen Jahren.

Der kritische Preis für diese Länder dürfte bei etwa 70 USD liegen, wenn man die jünsten Äußerungen aus diesen Ländern als Indiz nimmt. Sogar der russische Staatshaushalt sollte bei einem nachhaltigen Rutsch unter 70 USD laut Finanzministerium defizitär werden. Dies ist auch ein Grund, weshalb wir davon ausgehen, dass der Ölpreis vom derzeitigen Niveau nicht mehr deutlich fallen wird, wobei eine kurzfristige Übertreibung nach unten wahrscheinlich ist. Wir haben unsere Ölpreisprognose aufgrund der Finanzmarktkrise und der Folgen für die Konjunktur und für das laufende Quartal auf durchschnittlich 75 USD angepasst.


Edelmetalle

Ein festerer US-Dollar und steigende Aktienmärkte ließen den Goldpreis wieder unter die Marke von 800 USD je Feinunze fallen. Der Fed-Vorsitzende Bernanke gab gestern seine Zustimmung für ein zweites Konjunkturprogramm. Obwohl das erste Stimulierungspaket im Umfang von 168 Mrd. USD im Frühjahr nur ein kurzes Strohfeuer entfachte und die Staatsverschuldung damit weiter steigen wird, reagierten US-Dollar und Aktienmärkte auf diese Nachricht mit deutlichen Kursgewinnen. EUR/USD ist seit gestern Nachmittag um 1,5% auf 1,32 gefallen, den niedrigsten Stand seit März 2007. Sinkende Geldmarktsätze deuten zudem darauf, dass die umfangreichen Staatsgarantien und Kapitalspritzen in das Bankensystem allmählich Wirkung zeigen und zu einer leichten Entspannung im Interbankenhandel führen. Folglich sinkt derzeit die Attraktivität von Gold als sicherer Hafen.

Bei Preisen unter 800 USD sollte aber die Goldnachfrage aus der Schmuckindustrie wieder zunehmen. In der nächsten Woche stehen mit Dhanteras und Diwali zudem zwei wichtige hinduistische Feiertage an, welche mit einer hohen Goldnachfrage einhergehen. Dennoch kann aufgrund der o.g. Einflussfaktoren kurzfristig ein weiterer Rückgang beim Goldpreis nicht ausgeschlossen werden. Die nächste Unterstützung liegt bei 774 USD, dem Tief von letzter Woche.


Industriemetalle

Die Industriemetalle gaben gestern nach den schwächeren BIP-Zahlen für China mehrheitlich im Tagesverlauf nach und können auch heute auch von der Hoffnung auf ein weiteres Konjunkturpaket in den USA nicht profitieren. Die Fundamentaldaten am Kupfermarkt unterstützen den Abwärtstrend: so berichtet die ICSG von einer sich weiter verbessernden Marktbilanz: in der ersten sieben Monaten des laufenden Jahres übertraf die Kupferproduktion die Nachfrage saisonbereinigt um 166 Tsd. Tonnen. Eine technische Reaktion nach oben ist nach den schweren Verlusten der letzten Wochen – der Preis fiel seit Anfang September um knapp 40% – wahrscheinlich, auch wenn der Kupferpreis im Gegensatz zu vielen anderen Industriemetallen noch oberhalb der Grenzkosten notiert.

Am Nickel- und am Zinkmarkt zeichnen sich weitere Produktionsschließungen ab: In Kanada gibt First Nickel bekannt, dass die Produktion in der Lockerby Mine ausgesetzt wird. Am Freitag hatte Blue Note Mining mitgeteilt, dass die Aktivitäten in der Caribou Zink- und Bleimine eingestellt werden. Im August hatte man noch ein Rekordproduktion von 93 Tsd. Tonnen gemeldet. Darüber hinaus erwägt das australische Unternehmen OZ Mineral die Produktion in der weltweit zweitgrößten Zinkmine Century zu reduzieren. Die Kosten lagen im 3.Quartal bei 87 Cents je Pfund, der durchschnittliche Verkaufspreis bei 80 Cents.
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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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