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Edelmetallmärkte: Gold verliert an Glanz

22.10.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Stimmung am Ölmarkt bleibt extrem schlecht. Der WTI-Ölpreis ist seit gestern um 5 US-Dollar gefallen und wird damit wieder unter der Marke von 70 USD je Barrel gehandelt. Ein Unterschreiten des 20-Monatstiefs von letzter Woche bei 68,60 USD ist somit sehr wahrscheinlich geworden. Eine deutliche Aufwertung des US-Dollar und Sorgen vor einer weiteren Abschwächung der Nachfrage wiegen derzeit schwerer als die zu erwartende Produktionskürzung durch die OPEC. Abgesehen von diesen psychologischen Faktoren gibt es keine fundamentalen Nachrichten, welche den kräftigen Preiseinbruch erklären können. Laut aktuellen Erhebungen der Londoner Beratungsfirma Lloyd’s Marine Intelligence Unit hat die OPEC in den vier Wochen bis zum 5. Oktober bereits 900 Tsd. Barrel Rohöl weniger pro Tag exportiert als in den vier Wochen zuvor.

Diese Angebotsreduzierung, welche sogar über die Beschlüsse des OPEC-Treffens vom September hinausgeht, konnte den Ölpreisverfall in den vergangenen Wochen aber auch nicht stoppen, weil die Nachfrage ebenfalls stärker fällt als erwartet und Marktteilnehmer sich aus Rohölinvestments zurückziehen. Heute könnten die US-Lagerbestände für eine weitere Belastung sorgen. Es wird erwartet, dass die Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 2,65 Mio. Barrel gestiegen sind. Dies wäre der vierte Anstieg in Folge. Die Benzinvorräte sollen um 2,7 Mio. Barrel gestiegen sein, bei den Destillaten wird ein Lageranstieg um 300 Tsd. Barrel erwartet. Ein stärkerer Anstieg der Lagerbestände würde als weiterer Beleg für ein Überangebot am Ölmarkt gelten und die Preise entsprechend unter Druck setzen.

Die OPEC stößt beim Versuch, auch die Nicht-Mitglieder zu einer Produktionskürzung zu veranlassen, auf wenig Gegenliebe. Russland will weiterhin eine von der OPEC unabhängige Politik betreiben, und auch Norwegen lehnt eine Produktionskürzung ab. Folglich wird die OPEC die Produktionskürzung allein tragen müssen. Die Uneinigkeit der Produzenten schwächt die Glaubwürdigkeit, wirklich Einfluss auf die Preisentwicklung nehmen zu können. Gleichwohl sehen wir die derzeitige Preisschwäche bereits als eine Übertreibung und daher nur noch begrenztes Abwärtspotenzial für den Ölpreis.
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Edelmetalle

Gold verliert am Morgen auf ein 5-Wochentief von 758 USD je Feinunze. Der massive Anstieg des US-Dollar ist Katalysator dieser Entwicklung. Der Euro fiel gegenüber der US-Währung erstmals seit Anfang 2007 unter die Marke von 1,30. Dadurch dürften Longpositionen in Gold abgebaut worden sein. Solange der Höhenflug des US-Dollar anhält, dürfte Gold unter Druck bleiben.

Gestern gab die Fed bekannt, die unter Druck geratenen Geldmarktfonds mit bis zu 540 Mrd. US-Dollar stützen zu wollen. Diese hatten in den vergangenen Wochen kräftige Kapitalabflüsse verzeichnet. Mit der Maßnahme der Fed sinkt der Anreiz für Investoren weiter, Gold als letzten sicheren Hafen zu nutzen, nachdem zahlreiche Regierungen zuvor schon die Spareinlagen mit milliardenschweren Staatsgarantien versehen hatten.

Von einer Flucht aus Gold kann dennoch keine Rede sein. SPDR Gold Trust vermeldet in den vergangenen vier Tagen nur geringfügige Goldabflüsse von insgesamt etwas mehr als einer Tonne. Silber ist wieder unter die Marke von 10 USD je Feinunze gefallen, nachdem es gestern gegen den Trend 3% steigen konnte. Ohne eine Erholung bei Gold dürfte auch Silber keine nachhaltigen Kursgewinne erzielen.


Industriemetalle

Mit Ausnahme von Nickel gaben auch die Industriemetalle vor dem Hintergrund wachsender Konjunktursorgen und des festen US-Dollar weiter nach. Freeport-McMoRan, führendes amerikanisches Minenunternehmen mit Schwerpunkt Kupfer, Gold und Molybdän, meldet gestern, seine Investitionsausgaben zu reduzieren: Für das laufende Jahr wird das Budget mit 2,7 Mrd Dollar 10% niedriger ausfallen, im nächsten Jahr wird es bei 2,3 Mrd. Dollar liegen statt 2,5 Mrd. Dollar. Auch wird über die Ausbaupläne für die El Abra Kupfermine neu nachgedacht. Damit zeigen sich die langfristige Auswirkungen der Finanzkrise: mit geringeren Investitionsbudgets dürfte der langfristige Kapazitätsausbau zögerlicher verlaufen, was den Rohstoffpreisen mittelfristig wieder Unterstützung gibt.

Die Meldungen von Produktionskürzungen reißen nicht ab: der weltweit zweitgrößte Zinnproduzent PT Timah aus Indonesien erwägt, die Zinnproduktion aufgrund des Preisrückgangs in diesem Jahr um gut 6% zu kürzen. Zinn hat in den letzten Wochen besonders unter den generellen Konjunktursorgen gelitten und seit Mitte August fast 45% abgegeben. Angesichts nach wie vor fallender Lagerbestände an der LME und der angespannten Angebotssituation in Indonesien erachten wir das weitere Abwärtspotenzial als begrenzt.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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