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Dollar verursacht Goldpreisrückgang

31.10.2008  |  Adam Hamilton
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Wie die nächste Chart zeigt, war dieser Anstieg einfach der größte und schnellste des gesamten säkularen Dollarbärenmarktes, der im Sommer 2001 schleichend begann. Es ist einfach unglaublich, dass die globale Leitwährung um 19,2% über einen Zeitraum vom 15. Juli bis heute gestiegen ist!

Die Erholung des USDX-Bärenmarktes, den man in dieser Chart in Form einer vertikalen
Linie sehen kann, sieht nicht nur beeindruckend aus, sondern ist auch vom mathematischen Standpunkt aus verblüffend. Wenn man die gesamten Gewinne des Dollaranstiegs durch die kurzfristigen Gewinne dieser Markterholung teilt, ist der USDX jeden Tag durchschnittlich um 0,274% seit Mitte Juli gestiegen. So ein Anstiegsverhältnis ist unter den Hauptwährungen einzigartig. Lediglich eine extreme Krise könnte solch eine intensive Dollar-Nachfrage hervorrufen.

Erst am 15. Juli erlebte der USDX nahezu ein Rekordtief. Er fand seinen Höhepunkt, nachdem er in seiner 37jährigen Geschichte zum ersten Mal ungefähr 7 Monate unter 80 lag. Wenn Sie Sie sich für langfristige Perspektiven interessieren, sollten Sie sich die Charts vom Essay "US Dollar Bear 5" anschauen. Bis Mitte Juli war der Dollar am Boden, er lag nur 0,5% über seinem Rekordtief.

In gewöhnlichen Zeiten hätte sich der USDX wahrscheinlich weiter in einem Seitwärtskanal bewegt oder wäre vielleicht langsam auf seinen 200-Tages-Durschnitt (oben schwarz markiert) gestiegen, um einen Überhang an Verkaufspositionen zu haben. Aber zu dieser Zeit, als die Aktien der Government sponsored enterprises (GSE), wie Fannie Mae und Freddie Mac, gefallen sind, wurde die Angst um die globalen hypothekarisch gesicherten Anleihen geschürt. Somit begann eine Menge Fluchtkapital in die hoch qualitativen Anleihen zu fließen.

Im globalen Kontext stellen die kurzfristigen Anleihen des amerikanischen Finanzministeriums die sicherste Form von Krediten dar. Die USA hatte lange Zeit die größte und stärkste Wirtschaft der Welt. Und da Washington die US-Notenbank (Federal Reserve System) nutzen kann, um endlos viele Dollars aus heißer Luft zu machen, kann das amerikanische Finanzministerium nie scheitern (außer Washington wird durch einen Aufstand gestürzt oder von einem Übergriff eingenommen, beides eher unwahrscheinlich). Natürlich werden die Kredite mit Dollars von niedrigerem Wert getilgt, aber nach kurzer Zeit (ein paar Monate) ist dieser Inflationseffekt für Investoren belanglos.

Da die USA eine einzige, souveräne Nation sind, im Gegensatz zu der meist verletzbaren Föderation von konkurrierenden, souveränen Staaten, wie z.B. der Europäischen Union, haben ausländische Investoren immer noch mehr Vertrauen in die Staatsdarlehen der USA als in andere Regierungsdarlehen. Da die US-Hypothekenschuld begann, europäische Banken und Märkte zu unterdrücken, zogen sich europäische Investoren aus diesem riskanten Bereich zurück. Sie investierten ihr Kapital in kurzfristige Schatzwechsel.

Dieser Anstieg in der Nachfrage nach Schatzanweisungen war so enorm, dass die Gewinne dieser Schatzwechsel einen starken Rückgang erlitten. Je höher der Darlehenspreis getrieben wird, desto geringer ist der effektive Gewinn, den ein neuer Käufer bekommt. Im letzten Monat wurden die Schatzwechselpreise so hoch getrieben, dass die Gewinne sogar für kurze Zeit negativ waren! Investoren haben quasi das amerikanische Finanzministerium für das Privileg bezahlt, Geld zu leihen!

Je ausgeprägter die finanzielle Panik, desto größer das Fluchtkapital, das verzweifelt nach der Sicherheit der kurzfristigen US-Bundesanleihen sucht. Für amerikanische Investoren war das einfach. Aber ausländische Investoren, die ihre lokalen Anleihen für lokale Währungen verkaufen, konnten die Schatzwechsel nicht direkt kaufen. Nachdem sie ihre Anleihen verkauft haben, müssen sie zuerst ihre Einnahmen in US-Dollar umwandeln, um am Markt für Schatzanweisungen teilnehmen zu können.

Der US-Dollar Index ist der beliebteste Vertreter unter Tradern für den relativen Preis des US-Dollars im Vergleich zu den globalen Hauptwährungen. Der Euro allein zählt 57,6% des Indexes, und das Vereinte Königreich, Schweden und die Schweiz nehmen weitere 19,7% ein. Demnach hat Europa einen bedeutenden Einfluss auf den USDX.

Die europäischen Finanzaktien und demzufolge auch die Börsen, wurden in den letzten Monaten schwer von den wachsenden Problemen der Hypothekenschulden erschüttert. Viele Analytiker glauben, dass das Exposure der europäischen Banken gegenüber einer schlechten Hypothekenschuld (ob amerikanisch oder europäisch) viel unsystematischer ist als das Exposure der US-Banken. Europäische Investoren haben also europäische Anleihen und Aktien beseitigt und vorübergehend einen Zufluchtsort gesucht, um den Sturm zu überstehen.

Dieser Zufluchtsort waren die amerikanischen Schatzanweisungen. Vor dem Kauf haben die meisten europäischen Investoren ihre lokalen Währungen in US-Dollar ungewandelt. Deshalb führte diese finanzielle Panik zu einem Euroverkaufswahn, sodass der Euro-gewichtete USDX gestiegen ist. Dieser gigantische Fluchtkapitalhandel mit Euros (und Pfund, Kronen und Francs) führte zu einer unglaublich intensiven Dollarnachfrage. Das Resultat sehen Sie in dem Chart.

Am 15. Juli, kurz bevor die Dollarerholung begann, lag der Goldpreis bei 976 $ pro Unze, nicht weit entfernt von seinem Bullenmarkthöchstwert von 1005 $ Mitte März. Der Goldpreis in Euro lag bei ungefähr 614 €. Somit ist es vielleicht nicht überrascht, dass ein rasanter USDX-Anstieg von 19,2% die Futures-Trader dazu bringt, Gold aggressiv zu verkaufen.





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