CRB steigt um 5,9%, stärkster Anstieg aller Zeiten
30.10.2008 | Eugen Weinberg
Energie
Rohöl kann vom erneuten Optimismus an den Aktienmärkten, einem schwächeren US-Dollar, dem Stimulus durch die Zinssenkungen in den USA und China sowie von möglichen Konjunkturprogrammen profitieren. Außerdem hat die Fed beschlossen, den Zentralbanken von Südkorea, Singapur, Mexiko und Brasilien über die Liquiditäts-Swaps bis zu jeweils 30 Milliarden USD zur Verfügung zu stellen. Der WTI-Preis kann im Zuge dessen über die Marke von 70 USD je Barrel steigen. Der Anstieg könnte sich weiter fortsetzen, zumal auf der Produktionsseite die OPEC fest entschlossen scheint, die vereinbarten Kürzungen umzusetzen. Die gestrigen US-Lagerbestandsdaten haben den Preisanstieg zusätzlich unterstützt.
Die Lagerbestände für Rohöl stiegen in der vergangenen Woche nur um 493 Tsd. Barrel. Erwartet wurde dagegen ein Anstieg um 1,55 Mio. Barrel, wobei der geringere Lageraufbau sich vor allem mit gesunkenen Rohölimporten erklärt. Die Lagerbestände liegen damit aber immer noch 2,5% über dem 5-Jahresdurchschnitt. Die Benzinvorräte gingen sogar überraschend um 1,5 Mio. Barrel zurück (Erwartung +1,5 Mio. Barrel). Offensichtlich stellen die Raffinerien ihre Produktion zu Beginn der Heizsaison zunehmend auf Diesel und Heizöl um. Bei den Destillaten gab es nämlich einen kräftigen Lageraufbau um 2,3 Mio. Barrel, was die Erwartungen von 1,05 Mio. Barrel deutlich übertraf. Die Nachfrage nach Ölprodukten war unterdessen weiterhin schwach. Sie lag in den vergangenen vier Wochen 7,8% tiefer als im Vorjahr.
Die russische Ölproduktion dürfte im nächsten Jahr nach Ansicht des Vizepräsidenten des zweitgrößten russischen Ölproduzenten Lukoil, Leonid Fedun, um 1-1,5% fallen. Dieser sprach sich auch dafür aus, dass Rußland dem Beschluss der OPEC folgt und die Ölproduktion um 300-400 Tsd. Barrel pro Tag senkt. Wir erachten dies aufgrund der hohen Abhängigkeit Rußlands von den Öleinnahmen und den derzeitigen dramatischen Finanzmarktturbulenzen dort als äußerst unwahrscheinlich, zumal der Ölpreisrückgang der russischen Wirtschaft bereits deutlich zusetzt. Das Finanzministerium sieht den Staatshaushalt bereits in Gefahr, wenn sich der Ölpreis nicht nachhaltig über 70 USD je Barrel erhöht. Gestern notierte das russische Rohöl Marke Urals bei knapp 64 USD. Auch ist der von Fedun ins Spiel gebrachte OPEC-Beitritt Rußlands äußerst unwahrscheinlich, weil die Interessen zu unterschiedlich sind.
Edelmetalle
Gold kann von der Abschwächung des US-Dollar profitieren, welche sich nach der gestrigen Zinssenkung der Fed um 50 Basispunkte auf 1% weiter verstärkte. EUR/USD wird aktuell bei 1,32 gehandelt und notiert damit um 5 US-Cents höher als vor Tagesfrist. In Anbetracht dessen fällt der Anstieg des Goldpreises um 20 US-Dollar auf 775 USD je Feinunze eher verhalten aus. Offensichtlich wird Gold gebremst durch den kräftigen Anstieg der Aktienmärkte, welcher einen Rückgang der Risikoaversion signalisiert. Weltweit fallende Zinsen, die offen zutage tretenden Engpässe bei der Befriedigung der Nachfrage nach physischem Gold und ein sich verknappendes Minenangebot - heute meldet der Goldproduzent Avocet einen Rückgang der Produktion um ein Drittel im 2. Quartal - sprechen für einen nachhaltigen Anstieg des Goldpreises über 800 USD in den kommenden Wochen.
Platin kann wesentlich stärker von der Stimmungsaufhellung an den Finanzmärkten profitieren. Meldungen über Angebotsverknappungen sollten eine Erholung des Platinpreises unterstützen. Der weltweit drittgrößte Platinproduzent Lonmin berichtet für das am 30. September zu Ende gegangene Geschäftsjahr einen Rückgang der Platinproduktion um 16% auf 732.125 Unzen und rechnet für das nächste Geschäftsjahr mit einem vergleichbaren Ausstoß.
Industriemetalle
Die Industriemetalle können ebenfalls von einer besseren Stimmung am Markt profitieren. Dies gilt insbesondere für Kupfer, welches sich seit Montag um bis zu 33% auf zwischenzeitlich 4800 USD erholen kann. Neben der technischen Reaktion auf die überverkaufte Situation zuvor stützen Nachrichten von der Angebotsseite. So hat Chile, der weltgrößte Kupferproduzent, die Prognose für die Jahresproduktion zum zweiten Mal seit Juli um 3% auf 5,45 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Nicht nur der Preisrückgang, sondern auch Schwierigkeiten bei der Finanzierung von Minenprojekten, führen zu dieser Revision. Auch sollte der aufflammende Bürgerkrieg in Kongo, einem Land mit hohen Reserven an Kupfer, Kobalt, Gold und Diamanten die Angebotsseite langfristig belasten.
Nickel fällt heute um 6% unter 13.000 USD je Tonne. Der weltgrößte Nickelproduzent Norilsk Nickel sieht aufgrund des niedrigen Nickelpreises die Notwendigkeit für weitere Produktionskürzungen, plant selbst derzeit aber keine Einschnitte. Dies dürfte einer starken Erholung der Preise zunächst noch entgegenstehen.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Rohöl kann vom erneuten Optimismus an den Aktienmärkten, einem schwächeren US-Dollar, dem Stimulus durch die Zinssenkungen in den USA und China sowie von möglichen Konjunkturprogrammen profitieren. Außerdem hat die Fed beschlossen, den Zentralbanken von Südkorea, Singapur, Mexiko und Brasilien über die Liquiditäts-Swaps bis zu jeweils 30 Milliarden USD zur Verfügung zu stellen. Der WTI-Preis kann im Zuge dessen über die Marke von 70 USD je Barrel steigen. Der Anstieg könnte sich weiter fortsetzen, zumal auf der Produktionsseite die OPEC fest entschlossen scheint, die vereinbarten Kürzungen umzusetzen. Die gestrigen US-Lagerbestandsdaten haben den Preisanstieg zusätzlich unterstützt.
Die Lagerbestände für Rohöl stiegen in der vergangenen Woche nur um 493 Tsd. Barrel. Erwartet wurde dagegen ein Anstieg um 1,55 Mio. Barrel, wobei der geringere Lageraufbau sich vor allem mit gesunkenen Rohölimporten erklärt. Die Lagerbestände liegen damit aber immer noch 2,5% über dem 5-Jahresdurchschnitt. Die Benzinvorräte gingen sogar überraschend um 1,5 Mio. Barrel zurück (Erwartung +1,5 Mio. Barrel). Offensichtlich stellen die Raffinerien ihre Produktion zu Beginn der Heizsaison zunehmend auf Diesel und Heizöl um. Bei den Destillaten gab es nämlich einen kräftigen Lageraufbau um 2,3 Mio. Barrel, was die Erwartungen von 1,05 Mio. Barrel deutlich übertraf. Die Nachfrage nach Ölprodukten war unterdessen weiterhin schwach. Sie lag in den vergangenen vier Wochen 7,8% tiefer als im Vorjahr.
Die russische Ölproduktion dürfte im nächsten Jahr nach Ansicht des Vizepräsidenten des zweitgrößten russischen Ölproduzenten Lukoil, Leonid Fedun, um 1-1,5% fallen. Dieser sprach sich auch dafür aus, dass Rußland dem Beschluss der OPEC folgt und die Ölproduktion um 300-400 Tsd. Barrel pro Tag senkt. Wir erachten dies aufgrund der hohen Abhängigkeit Rußlands von den Öleinnahmen und den derzeitigen dramatischen Finanzmarktturbulenzen dort als äußerst unwahrscheinlich, zumal der Ölpreisrückgang der russischen Wirtschaft bereits deutlich zusetzt. Das Finanzministerium sieht den Staatshaushalt bereits in Gefahr, wenn sich der Ölpreis nicht nachhaltig über 70 USD je Barrel erhöht. Gestern notierte das russische Rohöl Marke Urals bei knapp 64 USD. Auch ist der von Fedun ins Spiel gebrachte OPEC-Beitritt Rußlands äußerst unwahrscheinlich, weil die Interessen zu unterschiedlich sind.
Edelmetalle
Gold kann von der Abschwächung des US-Dollar profitieren, welche sich nach der gestrigen Zinssenkung der Fed um 50 Basispunkte auf 1% weiter verstärkte. EUR/USD wird aktuell bei 1,32 gehandelt und notiert damit um 5 US-Cents höher als vor Tagesfrist. In Anbetracht dessen fällt der Anstieg des Goldpreises um 20 US-Dollar auf 775 USD je Feinunze eher verhalten aus. Offensichtlich wird Gold gebremst durch den kräftigen Anstieg der Aktienmärkte, welcher einen Rückgang der Risikoaversion signalisiert. Weltweit fallende Zinsen, die offen zutage tretenden Engpässe bei der Befriedigung der Nachfrage nach physischem Gold und ein sich verknappendes Minenangebot - heute meldet der Goldproduzent Avocet einen Rückgang der Produktion um ein Drittel im 2. Quartal - sprechen für einen nachhaltigen Anstieg des Goldpreises über 800 USD in den kommenden Wochen.
Platin kann wesentlich stärker von der Stimmungsaufhellung an den Finanzmärkten profitieren. Meldungen über Angebotsverknappungen sollten eine Erholung des Platinpreises unterstützen. Der weltweit drittgrößte Platinproduzent Lonmin berichtet für das am 30. September zu Ende gegangene Geschäftsjahr einen Rückgang der Platinproduktion um 16% auf 732.125 Unzen und rechnet für das nächste Geschäftsjahr mit einem vergleichbaren Ausstoß.
Industriemetalle
Die Industriemetalle können ebenfalls von einer besseren Stimmung am Markt profitieren. Dies gilt insbesondere für Kupfer, welches sich seit Montag um bis zu 33% auf zwischenzeitlich 4800 USD erholen kann. Neben der technischen Reaktion auf die überverkaufte Situation zuvor stützen Nachrichten von der Angebotsseite. So hat Chile, der weltgrößte Kupferproduzent, die Prognose für die Jahresproduktion zum zweiten Mal seit Juli um 3% auf 5,45 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Nicht nur der Preisrückgang, sondern auch Schwierigkeiten bei der Finanzierung von Minenprojekten, führen zu dieser Revision. Auch sollte der aufflammende Bürgerkrieg in Kongo, einem Land mit hohen Reserven an Kupfer, Kobalt, Gold und Diamanten die Angebotsseite langfristig belasten.
Nickel fällt heute um 6% unter 13.000 USD je Tonne. Der weltgrößte Nickelproduzent Norilsk Nickel sieht aufgrund des niedrigen Nickelpreises die Notwendigkeit für weitere Produktionskürzungen, plant selbst derzeit aber keine Einschnitte. Dies dürfte einer starken Erholung der Preise zunächst noch entgegenstehen.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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