Wie gewonnen, so zeronnen!
31.10.2008 | Eugen Weinberg
Energie
Exxon Mobil hat im dritten Quartal einen Rekordgewinn für ein US-Unternehmen von 14,8 Mrd. USD verzeichnet. Die Gegenwart sieht jedoch weniger rosig aus. Der Ölpreis steuert derzeit auf den stärksten prozentualen Monatsrückgang der Geschichte zu. Der WTI-Preis steht aktuell bei 64 USD je Barrel, das sind 35% weniger als vor einem Monat. Die Stimmungsaufhellung am Ölmarkt, welche durch die Zinssenkungen der Fed und von China sowie dank kräftig steigender Aktienmärkte kurzzeitig entfacht wurde, ist bereits wieder verflogen. Der unerwartet kräftige Rückgang der Wirtschaftsstimmung in der Eurozone auf ein 15-Jahrestief und der stärkste Rückgang der privaten Konsumausgaben in den USA seit 1980 rückten die Ängste vor einer schweren Rezession wieder in das Gedächtnis der Marktteilnehmer.
Heute dürften der Chicago-Einkaufsmanagerindex und das Michigan-Verbrauchervertrauen diese Ängste nochmals verstärken. Das US-Energieministerium hat den Ölverbrauch im August um 4,8% nach unten revidiert. Mit nunmehr 19,267 Mio. Barrel pro Tag lag der Ölverbrauch um 8,4% niedriger als im Vorjahr und auf dem niedrigsten Stand seit Dezember 2001.
Trotz dieser Meldungen dürfte sich der Ölpreisrückgang nicht ungebremst fortsetzen. Nach den Vereinigten Arabischen Emiraten hat nun auch Nigeria seine Abnehmer darüber informiert, dass die Öllieferungen im November und Dezember um 5% reduziert werden. Die OPEC-Kürzung wird von den Mitgliedsländern also nach und nach umgesetzt. Nach Schätzung der Beratungsfirma Oil Movements dürfte die OPEC in den vier Wochen zum 15. November 0,2% weniger Öl exportieren als in den vier Wochen zuvor, obgleich sich der Effekt der gezügelten Exporte erst ab der 2. Novemberhälfte entfachen sollte. Zudem berichten US-Unternehmen wie ConocoPhillips und Chevron davon, Investitionsprojekte aufgrund der Finanzkrise und des niedrigen Ölpreises zu überdenken. Viele alternative Herstellungsverfahren, die bei den hohen Ölpreisen zunehmend populär wurden, sind nicht mehr profitabel. So benötigt die Gewinnung von Kraftstoffen aus Kohle einer US-Studie zufolge einen Ölpreis von 84 USD.
Die US-Erdgaslagerbestände stiegen in der vergangenen Woche um 46 Mrd. Kubikfuß und damit etwas stärker als erwartet. Dies und der gesunkene Ölpreis ließen den Erdgaspreis der Sorte Henry Hub gestern bis auf 6,35 USD je mmBtu fallen. Erdgas dürfte im Bereich von 6 USD einen Boden ausbilden und in den kommenden Wochen steigen, weil die Nachfrage nach Erdgas in den Wintermonaten zunimmt.
Edelmetalle
Auch für den Goldpreis geht ein schwarzer Monat zu Ende. Seit Ende September hat Gold 17% verloren. Das ist der größte Monatsrückgang seit 25 Jahren. Ein deutlich festerer US-Dollar, der kräftige Ölpreisrückgang und wieder freundlich tendierende Aktienmärkte haben den Goldpreis gestern belastet. Der US-Dollar konnte die Kursverluste des Vortages komplett wieder wettmachen und handelt bei 1,27 zum Euro, 5 US-Cents fester als vor Tagesfrist. Auch hat sich das charttechnische Bild wieder eingetrübt, wobei ein Rückgang auf 715 USD den Verkaufsdruck verschärfen und einen Preisverfall unter 700 USD wahrscheinlich machen sollte. Aus fundamentaler Sicht bleiben wir bei der Meinung, dass der Goldpreis massiv zulegen wird sobald sich der US-Dollar stabilisiert.
Nicht alle Goldproduzenten melden Produktionsrückgänge. So hat gestern der größte Goldproduzent weltweit, Barrick Gold, einen Zuwachs der Goldproduktion im 3. Quartal von 1% im Vergleich zum Vorjahr vermeldet, wobei dieser auch mit einem Anstieg der Betriebskosten von zuvor 316 USD auf nun 466 USD pro Unze einherging. Für das laufende Jahr erwartet Barrick eine Goldproduktion am unteren Ende der erwarteten Spanne zwischen 7,6 und 7,8 Mio. Unzen und verkündete außerdem, aufgrund der verschärften Kreditbedingungen und der fallenden Rohstoffpreise geplante Projekte zu überdenken.
Industriemetalle
Der Kupferpreis steht vor dem größten prozentualen Monatsverlust seit mindestens 1986. Nachdem das rote Metall gestern teilweise bis zu 10% abgab, verliert Kupfer heute morgen weitere 7% an Wert und notiert damit bei 3.900 USD je Tonne, knapp 1.000 USD niedriger als gestern früh. Mitbestimmend für den Preisverfall war ein deutlicher Anstieg der LME-Lagerbestände auf 223.875 Tonnen, das höchste Niveau seit 4,5 Jahren. Die schwachen Konjunkturdaten aus der Eurozone und den USA sowie der deutlich festere US-Dollar taten ihr Übriges. Da half es auch nichts, dass der weltweit größte Kupferproduzent Codelco aus Chile in den ersten neun Monaten des Jahres einen Produktionsrückgang um 8,2% auf 1,107 Mio. Tonnen verkündet hat.
Der größte russische Zinkproduzent Chelyabinsk Zinc Plant will seine Produktion im Jahr 2009 aufgrund der Finanzkrise auf lediglich 150 Tsd. Tonnen reduzieren, nachdem man sie in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 6% auf 123 Tsd. Tonnen gesteigert hatte.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Exxon Mobil hat im dritten Quartal einen Rekordgewinn für ein US-Unternehmen von 14,8 Mrd. USD verzeichnet. Die Gegenwart sieht jedoch weniger rosig aus. Der Ölpreis steuert derzeit auf den stärksten prozentualen Monatsrückgang der Geschichte zu. Der WTI-Preis steht aktuell bei 64 USD je Barrel, das sind 35% weniger als vor einem Monat. Die Stimmungsaufhellung am Ölmarkt, welche durch die Zinssenkungen der Fed und von China sowie dank kräftig steigender Aktienmärkte kurzzeitig entfacht wurde, ist bereits wieder verflogen. Der unerwartet kräftige Rückgang der Wirtschaftsstimmung in der Eurozone auf ein 15-Jahrestief und der stärkste Rückgang der privaten Konsumausgaben in den USA seit 1980 rückten die Ängste vor einer schweren Rezession wieder in das Gedächtnis der Marktteilnehmer.
Heute dürften der Chicago-Einkaufsmanagerindex und das Michigan-Verbrauchervertrauen diese Ängste nochmals verstärken. Das US-Energieministerium hat den Ölverbrauch im August um 4,8% nach unten revidiert. Mit nunmehr 19,267 Mio. Barrel pro Tag lag der Ölverbrauch um 8,4% niedriger als im Vorjahr und auf dem niedrigsten Stand seit Dezember 2001.
Trotz dieser Meldungen dürfte sich der Ölpreisrückgang nicht ungebremst fortsetzen. Nach den Vereinigten Arabischen Emiraten hat nun auch Nigeria seine Abnehmer darüber informiert, dass die Öllieferungen im November und Dezember um 5% reduziert werden. Die OPEC-Kürzung wird von den Mitgliedsländern also nach und nach umgesetzt. Nach Schätzung der Beratungsfirma Oil Movements dürfte die OPEC in den vier Wochen zum 15. November 0,2% weniger Öl exportieren als in den vier Wochen zuvor, obgleich sich der Effekt der gezügelten Exporte erst ab der 2. Novemberhälfte entfachen sollte. Zudem berichten US-Unternehmen wie ConocoPhillips und Chevron davon, Investitionsprojekte aufgrund der Finanzkrise und des niedrigen Ölpreises zu überdenken. Viele alternative Herstellungsverfahren, die bei den hohen Ölpreisen zunehmend populär wurden, sind nicht mehr profitabel. So benötigt die Gewinnung von Kraftstoffen aus Kohle einer US-Studie zufolge einen Ölpreis von 84 USD.
Die US-Erdgaslagerbestände stiegen in der vergangenen Woche um 46 Mrd. Kubikfuß und damit etwas stärker als erwartet. Dies und der gesunkene Ölpreis ließen den Erdgaspreis der Sorte Henry Hub gestern bis auf 6,35 USD je mmBtu fallen. Erdgas dürfte im Bereich von 6 USD einen Boden ausbilden und in den kommenden Wochen steigen, weil die Nachfrage nach Erdgas in den Wintermonaten zunimmt.
Edelmetalle
Auch für den Goldpreis geht ein schwarzer Monat zu Ende. Seit Ende September hat Gold 17% verloren. Das ist der größte Monatsrückgang seit 25 Jahren. Ein deutlich festerer US-Dollar, der kräftige Ölpreisrückgang und wieder freundlich tendierende Aktienmärkte haben den Goldpreis gestern belastet. Der US-Dollar konnte die Kursverluste des Vortages komplett wieder wettmachen und handelt bei 1,27 zum Euro, 5 US-Cents fester als vor Tagesfrist. Auch hat sich das charttechnische Bild wieder eingetrübt, wobei ein Rückgang auf 715 USD den Verkaufsdruck verschärfen und einen Preisverfall unter 700 USD wahrscheinlich machen sollte. Aus fundamentaler Sicht bleiben wir bei der Meinung, dass der Goldpreis massiv zulegen wird sobald sich der US-Dollar stabilisiert.
Nicht alle Goldproduzenten melden Produktionsrückgänge. So hat gestern der größte Goldproduzent weltweit, Barrick Gold, einen Zuwachs der Goldproduktion im 3. Quartal von 1% im Vergleich zum Vorjahr vermeldet, wobei dieser auch mit einem Anstieg der Betriebskosten von zuvor 316 USD auf nun 466 USD pro Unze einherging. Für das laufende Jahr erwartet Barrick eine Goldproduktion am unteren Ende der erwarteten Spanne zwischen 7,6 und 7,8 Mio. Unzen und verkündete außerdem, aufgrund der verschärften Kreditbedingungen und der fallenden Rohstoffpreise geplante Projekte zu überdenken.
Industriemetalle
Der Kupferpreis steht vor dem größten prozentualen Monatsverlust seit mindestens 1986. Nachdem das rote Metall gestern teilweise bis zu 10% abgab, verliert Kupfer heute morgen weitere 7% an Wert und notiert damit bei 3.900 USD je Tonne, knapp 1.000 USD niedriger als gestern früh. Mitbestimmend für den Preisverfall war ein deutlicher Anstieg der LME-Lagerbestände auf 223.875 Tonnen, das höchste Niveau seit 4,5 Jahren. Die schwachen Konjunkturdaten aus der Eurozone und den USA sowie der deutlich festere US-Dollar taten ihr Übriges. Da half es auch nichts, dass der weltweit größte Kupferproduzent Codelco aus Chile in den ersten neun Monaten des Jahres einen Produktionsrückgang um 8,2% auf 1,107 Mio. Tonnen verkündet hat.
Der größte russische Zinkproduzent Chelyabinsk Zinc Plant will seine Produktion im Jahr 2009 aufgrund der Finanzkrise auf lediglich 150 Tsd. Tonnen reduzieren, nachdem man sie in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 6% auf 123 Tsd. Tonnen gesteigert hatte.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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