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Konjunkturschwäche belastet Rohstoffe

04.11.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Sorgen vor einer weiteren Abschwächung der Nachfrage haben den WTI-Preis bis auf 63 USD je Barrel fallen lassen, nachdem gestern noch knapp 70 USD erreicht wurden. Der US-Einkaufsmanagerindex fiel im Oktober auf den niedrigsten Stand seit 26 Jahren. Dadurch werden Befürchtungen bestätigt, dass sich die US-Wirtschaft tief in der Rezession befindet. Laut vorläufiger Daten von BP liegt die Ölnachfrage in den USA derzeit 2 Mio. Barrel pro Tag niedriger als vor einem Jahr. Dies deckt sich in etwa mit den jüngsten Zahlen des US-Energieministeriums, wonach die Ölnachfrage im August und damit vor der Verschärfung der Finanzkrise bereits um mehr als 8% rückläufig war.

In Japan, dem nach den USA und China drittgrößten Ölverbrauchsland, fiel die Nachfrage nach Ölprodukten im September um 11,9% gegenüber dem Vorjahr auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren. Neben Nachfragesorgen sorgt auch der Umstand für Verunsicherung, dass Saudi-Arabien die jüngste OPEC-Kürzung noch nicht umgesetzt hat. Bislang haben die V.A.E., Nigeria, Kuwait, der Iran und Katar ihre Abnehmer über Lieferkürzungen informiert. Die Glaubwürdigkeit der OPEC hängt maßgeblich davon ab, ob Saudi-Arabien die Lieferungen ebenfalls kürzt. Laut einer Reuters-Umfrage sank das OPEC-Angebot im Oktober lediglich um 110 Tsd. Barrel pro Tag gegenüber September. Der Beschluss vom September, die Überproduktion zurückzuführen, wurde also nur halbherzig umgesetzt.

Die heutige US-Präsidentschaftswahl könnte dazu führen, dass sich die Marktteilnehmer mit neuen Engagements erst einmal zurückhalten. Der wahrscheinliche Sieg des demokratischen Kandidaten Obama, der sich für die erneuerbaren Energien stark macht, dürfte dem Ölpreis zusätzlich zusetzen. Als wahrscheinliche Untergrenze erachten wir den Bereich von 55-60 USD, unterhalb dessen nicht nur viele neue Großprojekte, sondern sogar die laufende Förderung unprofitabel und daher geschlossen werden. Auch die OPEC-Produzenten kommen bei diesen Preisen zunehmend unter Druck. Iranische Medien berichteten, dass der Iran bis März einen durchschnittlichen Ölpreis von 60,6 USD benötigt, damit es nicht zu großen wirtschaftlichen Problemen kommt.


Edelmetalle

Vor allem der feste US-Dollar steht derzeit einem Anstieg des Goldpreises über 750 USD entgegen. Außerdem war die Schmucknachfrage, die ca.70% der Gesamtnachrage ausmacht, wegen der hohen Volatilität zuletzt unerwartet schwach. Die indischen Goldimporte sanken im Oktober um 27% im Vergleich zum Vorjahr auf lediglich 44 Tonnen. Die Türkei, der zweitgrößte Goldimporteur weltweit nach Indien, importierte im Oktober 1 Tonne Gold, im Vorjahr waren es noch 14 Tonnen. Aufgrund des niedrigeren Preisniveaus und dank der inzwischen erfolgten Stabilisierung der Währungen sollte die physische Nachfrage allmählich wieder anziehen, zumal zahlreiche Goldkäufe aufgrund der oben genannten Faktoren nur aufgeschoben sein könnten.

Wenig Erholungspotenzial dürften kurzfristig die Metalle der Platingruppe besitzen, obwohl Platin und Palladium auf fundamental kaum mehr zu rechtfertigende Niveaus gefallen sind. Der Automobilabsatz in den USA brach im Oktober um 35% zum Vorjahr ein und lag damit auf dem niedrigsten Niveau seit 25 Jahren. Auf die Nachfrageschwäche reagieren die Produzenten mit Produktionskürzungen. Der drittgrößte Platinproduzent Lonmin hat die Gewerkschaften in Südafrika über mögliche Stellenstreichungen in Kenntnis gesetzt. Zudem erwartet die Platinindustrie nach dem Preisrückgang ein Anziehen der Schmucknachfrage ab dem vierten Quartal. Dies dürfte eine Erholung der Platinpreise auf mittlere Sicht unterstützen.


b]Industriemetalle[/b]

Der Einbruch des US-Einkaufsmanagerindex auf ein 26-Jahrestief trübt auch die Aussichten für die Industriemetalle ein, welche am Morgen auf breiter Front nachgeben. Immer mehr Produzenten reagieren auf die Nachfrageschwäche und den Preisverfall mit Produktionskürzungen. So auch bei Zinn, welches sich in den vergangenen zwei Monaten zwischenzeitlich im Preis nahezu halbiert hatte. Yunnan Tin, mit einer jährlichen Produktionskapazität von 61 Tsd. Tonnen größter chinesische Anbieter, gibt heute bekannt, die Produktion im vierten Quartal um 30% reduzieren zu wollen. Die bereits erfolgten Produktionskürzungen haben dazu beigetragen, dass sich der Zinnpreis vom Ende Oktober verzeichneten Tief um 20% erholen konnte.

Zusätzliche Unterstützung geben die im Gegensatz zu den anderen Metallen niedrigen LME-Lagerbestände, welche heute um 14,6% auf 3.060 Tonnen gefallen sind. Das ist der stärkste Rückgang seit Juli 1989. Ausschlaggebend hierfür waren Abflüsse in Malaysia und Singapur. Die Zinnlagerbestände liegen damit auf dem niedrigsten Niveau seit Juni 2004. Die Aussichten für eine Erholung bei Zinn sind damit von allen LME-Metallen am günstigsten.
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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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