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Düstere IWF-Prognosen belasten Ölpreis

07.11.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Talfahrt am Ölmarkt hat sich gestern fortgesetzt. Der WTI-Preis gab um weitere 5 US-Dollar nach und fiel kurzzeitig unter 60 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit März 2007. Schwache US-Arbeitsmarktdaten könnten am Nachmittag einen weiteren Rückgang auslösen. Katalysator für den Preisverfall gestern waren die gesenkten Wachstumsprognosen des IWF, der für das kommende Jahr eine Weltrezession erwartet. Die Weltwirtschaft soll demnach im Jahr 2009 nur noch um 2,2% wachsen. Für die US-Wirtschaft erwartet der IWF eine Schrumpfung um 0,7%, die Eurozone soll um 0,5% kontrahieren.

Die Schwellenländer sollen um 5,1% wachsen, einen vollen Prozentpunkt weniger als bislang erwartet. Für China ist der IWF mit einem erwarteten Wachstum von 8,5% (-0,8 Prozentpunkte) noch immer vergleichsweise optimistisch. In Anbetracht dieser Prognosen sind weitere Abwärtsrevisionen der Ölnachfrage zu erwarten. Bislang gehen IEA, EIA und Opec für das kommende Jahr noch von einem Nachfragewachstum von 700-800 Tsd. Barrel pro Tag aus. Bei einem Weltwirtschaftswachstum von lediglich 2% dürfte die globale Ölnachfrage im kommenden Jahr eher stagnieren. Die OPEC wird daher die Fördermenge weiter kürzen müssen, um einen fortgesetzten Ölpreisrückgang zu verhindern.

Wir hatten in unserer aktuellen Studie dargelegt, dass dies nicht so ohne weiteres möglich sein wird, weil für die einzelnen OPEC-Mitglieder ein Anreiz besteht, mehr zu produzieren, um die Öleinnahmen stabil zu halten. Wir gehen nicht davon aus, dass der Ölpreis auf jene Niveaus zurückfällt, welche vor dem Ölpreisboom Bestand hatten. Im Gegensatz zur damaligen Situation ist die Ölproduktion der Nicht-OPEC-Länder rückläufig. Dazu werden bei einem fortgesetzten Ölpreisrückgang mehr und mehr Investitionsprojekte unwirtschaftlich und damit auf Eis gelegt. Die IEA warnt bereits vor dem Risiko einer Energieverknappung, falls nicht mehr in neue Projekte investiert wird. Das Tief von Anfang 2007 bei 50 USD sollte daher als Untergrenze anzusehen sein.

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Edelmetalle

Gold handelt unverändert bei 740 USD je Feinunze und kann sich damit im Vergleich zu den meisten Rohstoffen verhältnismäßig gut behaupten. Die Schmucknachfrage in Asien soll in den letzten Tagen deutlich angezogen haben. Die physische Nachfrage ist somit ein stabilisierendes Element und dürfte einem weiteren Rückgang bei Gold entgegenstehen. Der Goldpeis dürfte sich daher oberhalb von 700 USD behaupten. Gestern senkten die EZB, die Bank of England und außerplanmäßig auch die SNB die Leitzinsen, die BoE sogar um 150 Basispunkte. Die weltweit sinkenden Zinsen dürften einen Anstieg des Goldpreises unterstützen. Derzeit stehen dem noch das anhaltende Deleveraging und die Aufwertung des US-Dollar entgegen.

Silber konnte seit Ende Oktober um 20% auf 10 USD je Feinunze steigen, obwohl Silber im Gegensatz zu Gold eine industrielle Verwendung hat und somit anfälliger ist in Rezessionszeiten. Der jüngste Preisanstieg zeigt, dass der vorherige Preisrückgang bei Silber übertrieben war, als sich der Silberpreis innerhalb von drei Monaten mehr als halbierte. Unterstützung bekommt Silber von Nachrichten eines langsamer steigenden Angebots. China, der weltweit drittgrößte Silberproduzent, wird nach Angaben des chinesischen Verbandes der Nichteisenindustrie in diesem Jahr knapp 10 Tsd. Tonnen Silber produzieren und damit 10% mehr als vor einem Jahr. In den vergangenen Jahren betrug das Wachstum durchschnittlich 30%. Der Verband rechnet in den kommenden Monaten mit keinem nennenswerten Anstieg der Silberproduktion.


Industriemetalle

Die Industriemetalle können heute trotz der weiteren Verschlechterung der Konjunkturaussichten zulegen. Die Serie von Produktionskürzungen scheint somit allmählich Wirkung zu zeigen. Gestern hat der größte chinesische Aluminiumproduzent Chalco bekanntgegeben, 38% seiner gesamten jährlichen Produktionskapazitäten für die Herstellung von Aluminiumoxid ab dem 5.11. stillzulegen. Die betroffenen Kapazitäten belaufen sich Chalco zufolge auf 4,1 Mio. Tonnen, womit die diesjährige Produktion von Aluminiumoxid um 685 Tsd. Tonnen niedriger ausfällt, was einer Produktionskürzung um 6,2% im Vergleich zur bislang geplanten Produktionsmenge von 11 Mio. Tonnen entspricht.

Die Rating Agentur Moody’s hat den Ausblick für das Rating des weltweit drittgrößten Bergbauunternehmens Rio Tinto angesichts der Finanzmarktturbulenzen, fallender Metallpreise und geringen Fortschritten bei dem Verkauf von Vermögenswerten gesenkt. Das bestätigt unsere Einschätzung, dass die Finanzierungen neuer Projekte schwieriger und kostspieliger werden und damit das Rohstoffangebot langsamer steigen wird als bislang prognostiziert.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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