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Konjunkturprogramm in China gibt dem Rohstoffmarkt Hoffnung

10.11.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis konnte zum Wochenauftakt um bis zu drei US-Dollar auf 64 USD je Barrel steigen. Ausschlaggebend hierfür waren Meldungen vom Wochenende, wonach China ein 600 Mrd. USD schweres Konjunkturpaket zur Stimulierung der heimischen Wirtschaft plant. In der Folge verzeichneten die Aktienmärkte in Asien deutliche Kursgewinne. Diese Entwicklung dürfte zunächst auch in Europa und an der Wall Street anhalten und somit einen weiteren Anstieg der Ölpreise begünstigen. Nun dürfte auf ähnliche Maßnahmen auch in den anderen großen Volkswirtschaften spekuliert werden, zumal am kommenden Wochenende in Washington der Weltfinanzgipfel stattfindet. Bereits am vergangenen Wochenende verständigten sich die G20 bei einem Treffen in Sao Paulo darauf, alles zu tun, die Finanzmärkte zu stabilisieren und das Wachstum zu stärken.

Ebenfalls ölpreisstützend wirkten Nachrichten, wonach der staatliche saudi-arabische Ölkonzern Aramco seine Öllieferungen nach Asien ab Dezember um 5% zu reduzieren wird. Dies ist die erste offizielle Bestätigung, dass Saudi-Arabien dem Kürzungsbeschluss der OPEC von Ende Oktober Folge leistet. Somit steigen auch die Aussichten, dass die OPEC im Dezember die Fördermenge im Dezember erneut kürzt, sollte der Ölpreis bis dorthin keinen Boden gefunden haben. Damit die OPEC eine nochmalige Produktionskürzung glaubhaft in Aussicht stellen kann, war die möglichst genaue Umsetzung des Kürzungsbeschlusses vom Oktober unabdingbar.

Auch das Ölangebot aus Russland ist aktuell deutlich rückläufig. Laut Transneft, dem russischen Ölpipeline-Betreiber, haben russische Ölkonzerne seit Anfang November ihre Exporte um rund ein Viertel reduziert. Dies dürfte eine Reaktion auf die zuvor ungewisse Situation mit dem Exportzoll für November gewesen sein. Der Export-Zoll wurde ab November auf 287 USD pro Tonne bzw. 39 USD pro Barrel gesenkt. Angesichts der niedrigen Preise für russisches Öl, ein Barrel Urals kostete am Freitag 55 USD, sind die Exporte bereits unprofitabel, da die Differenz von lediglich 16 USD pro Barrel nicht für die Deckung der Förder- und der Transportkosten ausreicht. Man erwartet jedoch, dass sich die Situation innerhalb einer Woche stabilisieren wird. Die Netto-Short-Positionen der spekulativen Investoren an der NYMEX stiegen in der Woche zum 4. November um weitere 2 Tsd. Auf 10.543 Kontrakte. Der Pessimismus erreichte damit den höchsten Stand seit Februar 2007.
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Edelmetalle

Dank eines schwächeren US-Dollar und des festeren Ölpreises kann Gold am Morgen um15 US-Dollar auf 750 USD je Feinunze steigen. Steigende Aktienmärkte und der Rückgang der Risikoaversion dürften den Anstieg jedoch bremsen, so dass Gold Schwierigkeiten haben dürfte, die Marke von 770 USD zu überwinden, welche in der vergangenen Woche das Hoch darstellte. Der Optimismus der spekulativen Investoren fiel in der Woche zum 4. November auf den niedrigsten Stand seit 16 Monaten. Die Netto-Long-Positionen fielen um 10 Tsd. auf 68.195 Kontrakte. Der niedrige Optimismus dürfte dazu beitragen, dass sich Gold stabilisiert.

Ein Blick zurück zeigt aber auch, dass ein unmittelbarer Anstieg damit nicht verbunden sein muss. Als der Optimismus letztmals so niedrig war, befand sich der Goldpreis am unteren Ende einer seit mehreren Monaten bestehenden Handelsspanne. Allerdings dauerte es damals noch zwei Monate, bis Gold zu seinem Höhenflug ansetzte, welcher ein halbes Jahr später zu einem kurzzeitigen Anstieg über 1.000 USD führte.


Industriemetalle

Die Industriemetalle können ebenfalls vom angekündigten chinesischen Konjunkturpaket profitieren und sich auf breiter Front deutlich verteuern. Am stärksten können Kupfer und Nickel zulegen, welche am Morgen um 7% bzw. 9% im Plus liegen. Kupfer gilt als besonders konjunkturabhängig und dürfte daher am stärksten von den geplanten Stimulierungsmaßnahmen profitieren, welche sich auf Investitionen in den Wohnungsbau und in Infrastrukturprojekte erstrecken sollen. Die Lagerbestandsentwicklung steht einer nachhaltigen Preiserholung bei Kupfer entgegen. Die LME-Lagerbestände zeigen einen Anstieg um 6 Tsd. auf 261 Tsd. Tonnen, den höchsten Stand seit März 2004.

Nickel dürfte von allen Industriemetallen mit am deutlichsten unter die Produktionskosten gefallen sein. Von daher besitzt es auch kurzfristig das stärkste Erholungspotenzial. Aluminium hinkt den anderen Industriemetallen mit einem Plus von lediglich 2% hinterher. Hier stiegen die Lagerbestände um 11 Tsd. auf 1,55 Mio. Tonnen, den höchsten Stand seit knapp 14 Jahren.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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