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China-Böller schnell verhallt

11.11.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Wirkung des Konjunkturpaketes Chinas ist schnell verpufft. Zurückkehrender Konjunkturpessimismus und fallende Aktienmärkte sorgten dafür, dass der WTI-Ölpreis wieder bei 61 USD je Barrel handelt und damit alle zwischenzeitlichen Gewinne wieder abgegeben hat. Es besteht nun das Risiko, dass der Ölpreis unter die psychologisch wichtige Marke von 60 USD fällt. Die Weltwirtschaft und allen voran die Wirtschaft in den USA befinden in einer kritischen Lage. Der jüngste Anstieg der Arbeitslosenquote auf den höchsten Stand seit 14 Jahren bedeutet für die US-Ölnachfrage nichts Gutes.

Auch hatten wir schon öfters davor gewarnt, dass die aktuellen Prognosen für die Ölnachfrage im Jahr 2009 zu optimistisch sind und daher eventuell nach unten revidiert werden müssen, wobei derzeit die IEA noch einen Anstieg um 700 Tsd. Barrel pro Tag erwartet. Nun befürchtet der Markt, dass die IEA in ihrem nächsten Ausblick am Donnerstag sogar einen Nachfragerückgang prognostizieren wird. Wir rechnen damit, dass die OPEC auf einen weiteren Preisrückgang reagieren und sich bereits im November treffen wird. Der iranische Ölminister hat eine außerplanmäßige Kürzung der OPEC-Fördermenge bereits in Aussicht gestellt, sollte der Ölpreisverfall anhalten.

Unterstützung für diesen Vorschlag kommt aus Ekuador und Venezuela. Der staatliche saudi-arabische Ölkonzern Aramco hat unterdessen verlauten lassen, dass man die Förderkapazitäten bis Mitte 2009 wie geplant auf 12 Mio. Barrel pro Tag ausweiten wird. In Zeiten fallender Nachfrage und fallender Preise ist diese Nachricht weniger relevant, erhöht aber den Spielraum für Produktionsausweitungen, sollte es aufgrund von unerwarteten Angebotsstörungen oder eines erneuten Nachfrageanstiegs zu Lieferengpässen kommen. Unterdessen teilte die Zollbehörde Chinas mit, dass die Rohölimporte im Oktober um 28% ggü. dem Vorjahr auf 3,9 Mio. Barrel pro Tag stiegen. Allen Unkenrufen zum Trotz bleibt China ein stabilisierender Faktor für die Ölnachfrage.


Edelmetalle

Gold lässt derzeit die Eigenschaften als sicherer Hafen vermissen und verhält sich wenn auch in abgeschwächter Form wie die übrigen Rohstoffe. Mit der erneuten Eintrübung der Marktstimmung fiel auch Gold unter 750 USD je Feinunze zurück, nachdem es zuvor bei dem Versuch gescheitert war, die Marke von 770 USD zu überwinden. Noch verzeichnen die Gold-ETFs keine nennenswerten Abflüsse.

Während der größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, seit zwei Wochen einen unveränderten Goldbestand von 24,46 Mio. Unzen vermeldet, verzeichnete der ETF der ZKB in der Vorwoche erneut Zuflüsse um 0,5% auf einen Rekordbetrag von 2,977 Mio. Unzen; ETF Securities dagegen Abflüsse um 1% auf 1,479 Mio. Unzen. Kurzfristig fehlt Gold die Kraft, aus der Handelsspanne von 700-770 USD auszubrechen, wobei wir einen Ausbruch nach oben für wahrscheinlicher halten.


Industriemetalle

Im Oktober hat China 231,2 Tsd. Tonnen an Kupfer und Kupferprodukten importiert. Dies entspricht zwar einem Anstieg um 13% gegenüber dem Vorjahr. In den ersten zehn Monaten steht allerdings ein Importrückgang um 8,5% zu Buche.

Die Metallproduzenten reagieren auf die fallende Nachrage mit Produktionskürzungen. Der größte chinesische Aluminiumkonzern Chalco will den Bau neuer Produktionsanlagen aufschieben, nachdem er letzte Woche bereits die Produktion von Aluminiumoxid um 38% kürzte. Der US-Produzent Alcoa hat weitere Kürzungen um insgesamt 350.000 Tonnen p.a. angekündigt. Nachdem bereits Ende Oktober die Rockdale Schmelze in Texas geschlossen wurde, trifft es Ferdale/ Intalco in US-Bundesstaat Washington und Baie Comeu in Kanada. Somit hat der Konzern die Produktion um 615.000 Tonnen bzw. 15% reduziert. Auch wurde die Erweiterung der Wagerup Raffinerie in Australien gestoppt.

Aluminium Bahrein, der zweitgrößte Produzent im Mittleren Osten, will den Output zwar noch nicht reduzieren. Jedoch wird man die Entwicklungen nun genau beobachten und die Anpassungen alle drei Monate vornehmen. Außerdem wird die geplante Ausweitung um 15% über das Jahr 2012 hinaus verzögert. Auch Saudi-Arabien überprüft mit dem Partner Rio Tinto Alcan jetzt die Pläne für den Bau der 10,5 Milliarden USD-schweren Aluminiumproduktionsanlage.

Die sich abkühlende Stahlkonjunktur hinterlässt ihre Spuren bei Eisenerz. Der drittgrößte Eisenerzproduzent Rio Tinto will die Lieferungen im nächsten Jahr um rund 10% auf 170-175 Mio. Tonnen reduzieren. Trotz der erneuten Abwärtsrevision der Produktion in diesem Jahr ist ein anderer Eisenproduzent aus Australien, Fortescue, optimistisch gestimmt und erwartet für das nächste Jahr die Produktion von 45-50 Mio. Tonnen. Auch sollten nach Ansicht von Fortescue die Kontraktpreise für Eisenerz, die sich in diesem Jahr fast verdoppelt haben, im nächsten Jahr entweder stabil bleiben oder um lediglich 5-10% zurückgehen. Wir rechnen dagegen im nächsten Jahr mit einer starken Abkühlung der Eisenerznachfrage, wobei die Kontraktpreise um über 20% fallen sollten.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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