Deflation versus Inflation: Lassen Sie sich keinen Bären aufbinden!
14.11.2008 | Manfred Zimmel
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4. Irrtum: "Ein deutlicher Rückgang der Rohstoffe bedeutet eine Deflation"Diese Annahme ist bestenfalls halbwahr, wahr ist vielmehr, daß die Rohstoffe - und eigentlich die Finanzmärkte generell - hoch mit der Rate of Change (Wachstumsrate gegenüber dem Vorjahr) korrelieren, wobei hier M3 die Schlüsselrolle einnimmt. Das Wachstum von Euro-M3 toppte im Oktober 2007 (= Aktien-Hoch) und US-M3 im Juli 2008 (= Rohstoff-Hoch gemessen am CCI-Index). M3 ist seither mit 4% in der größten Korrektur seit etlichen Jahren, diese Korrektur wurde von Rohstoffen & Aktien nach unten gehebelt genauso wie der Anstieg vorher. M3 hat sich jedoch schon wieder etwas erholt, dieser unglaubliche M0-Spike wird praktisch mit Sicherheit zu einer massiven Ausweitung von des M3-Wachstums auf zunächst 20-30% oder mehr führen, jedoch mit einiger Verzögerung.
5. Irrtum: "Inflation ist schlecht für die Aktienmärkte"
Es hat sich immer noch nicht herumgesprochen zu den meisten Analysten, daß jemand davon profitiert, wenn die Konsumenten höhere Preise zahlen: die Unternehmen, die diese Preise in Rechnung stellen nämlich.
Der Hintergrund: Analysten setzen häufig Inflation und Zinsen stillschweigend gleich, was ein schwerer Fehler ist. Fakt ist, daß hohe Zinsen tatsächlich pures Gift für die Aktienmärkte sind, während Inflation bullisch ist. Historisch gesehen laufen Inflation und Zinsen relativ gleich, doch sie haben sich im letzten Jahrzehnt komplett entkoppelt. Beim Inflationshoch Anfang der 1980er Jahre standen sich noch Zinsen der 10jährigen Staatsanleihen & Inflation ebenbürtig bei etwa 15% gegenüber, auch 1990 gab es noch ein Gleichgewicht bei 8-9%. Seither jedoch läuft alles aus dem Ruder, die 10jährigen rentieren 4%, während die Inflation auf 13% anstieg (im Paralleluniversum der statistischen Betrügereien natürlich viel niedriger). Wirklich langfristig (auf Sicht von Jahrzehnten) legen die Aktienmärkte inflationsbereinigt auf die Geldentwertung zurückzuführen sind.
Positiv formuliert: Aktien sind auf lange Sicht primär ein Inflationsschutz, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Pearson-Korrelation des Dow Jones mit der Zeitachse seit 1982 ist r=95,7%, d.h. die Kursentwicklung des Dow Jones ist fast ausschließlich eine Funktion der Zeit. In einem Papiergeldsystem ist Zeit wiederum fast gleichzusetzen mit Geldentwertung bzw. Inflation. Was praktisch niemand weiß ist, daß Aktien und nicht (!) Rohstoffe auf Sicht von etlichen Jahrzehnten der beste Inflationsschutz sind, denn Rohstoffe bleiben im Schnitt um 1-2% pro Jahr hinter der Inflation zurück.
Das ist der langfristige Blickwinkel, kurzfristig hebeln Aktien und Rohstoffe jedoch Veränderungen der Wachstumsrate der Geldmenge M3 wie oben beschrieben. Bei dieser Gelegenheit noch eine Nebenbemerkung: es ist grotesk, aber 99% der sog. Experten verstehen nicht, daß die Aktienmärkte gemessen an der US-Leitbörse bereits die größte Baisse der Geschichte erlebt haben!
Das inflationsbereinigte SPX-Allzeithoch 1553 Punkte vom März 2000 wäre heute bereinigt mit der echten Inflation (die viel größer ist als die gefälschten Zahlen) etwa 3500, beim Stand von 840 fiel der SPX damit inflationsbereinigt 76% (!) unter dem Allzeithoch. Damit erleben wir so ziemlich den größten Rückgang der Geschichte, nur 1929-32 brachte für den Dow Jones vergleichbare reale Verluste von -80% mit sich (da wir damals unter dem Goldstandard eine Deflation hatten, waren die nominellen Verluste größer als die realen). Man sollte allerdings berücksichtigen, daß der Dow Jones vor 80 Jahren noch eine halb-spekulativer Index war und eigentlich vergleichbar ist mit einer Mischung von S&P 500 und Nasdaq 100 heute. Die Blue Chips waren vor allem im Transports Index, heute ist der Dow der blaueste der Blue Chip Indizes. Der Nasdaq 100 fiel bereits auf -88% unter dem Hoch 2000, das arithmetische Mittel von -76% und -88% ist -82%, d.h. wir haben schon den größten Realverlust der Aktienmärkte in der Geschichte des Kapitalismus! Dies wird jedoch von 99% der Marktteilnehmer nicht erkannt... welche Ironie!
Die nächstgrößeren Rückgänge in der Geschichte des Kapitalismus waren nur die Baissen 1906-1921 und 1968-1982 mit jeweils etwa -70%. Die größten Rückgänge im 19. Jh. waren geringer, da der Goldstandard ein Finanzsystem viel mehr stabilisiert und Blasen schwächer ausfallen, daher waren auch die Crashs waren viel weniger ausgeprägt. Nach der größten Baisse in der Geschichte des Kapitalismus fragt man sich natürlich: wie tief also sollen die Indizes denn noch fallen? In die gleiche Kerbe schlägt eine Analyse des Sentiments, welches in den letzten Wochen so pessimistisch wurde, daß man sagen kann: wenn wir morgen noch nicht alle tot, ist das schon eine sehr positive Überraschung!
Bei dieser Gelegenheit kann man gleich ein anderes hartnäckiges Gerücht richtigstellen: immer wieder liest man, daß der Dow Jones etliche Jahrzehnte brauchte, um das Hoch von 1929 zu überschreiten. Das ist jedoch eine nicht wirklich repräsentative Darstellung, denn der inflations- bzw. deflationsbereinigte Total Return Index der US-Aktienmärkte war bereits 1936-37 höher (!) als 1929 (Link). Neben den Dividenden ist der 2. Grund für die Verzerrung, daß es 1929-33 eine massive Deflation gab, der CPI fiel um satte 27%. Der damalige Goldstandard tendierte dazu, inflationäre Übertreibungen wieder zurechtzurücken, während das gegenwärtige Papiergeld-Pyramidenspiel Inflation und damit monetären Betrug ohne Ende produziert.
6. Irrtum: "Jetzt droht eine Deflation wie in den 1930ern"
Ganz sicher nicht, denn bis 1933/34 gab es (in den USA) einen Goldstandard, dann eine Mischform, seit 1971 haben wir ein reines Papiergeldsystem, dieses tendiert im besten Falle zur Stabilität (dies trifft tw. auf Japan zu), im Normalfall jedoch zur Inflation und niemals zur Deflation!
7. Irrtum: "Ausgehend von den USA drohen uns jetzt japanische Verhältnisse"
Japan ist in entscheidenden Dingen fast 180° positioniert als die USA, daher sollte man auch ein 180° anderes Ergebnis erwarten:
(a) Japan gibt im Gegensatz zu den USA nicht Unmengen an Geld für Kriege aus, und grundsätzlich gilt folgende Gleichung: Krieg = Inflation (sowohl Inflation als auch Kriege sind Ausdruck zerstörerischer Yang-Energie).
(b) Japan war und ist eine sehr wettbewerbsstarke Nation, das Land ist gemeinsam mit Deutschland Exportweltmeister - im Gegensatz zu den USA, die dauernd an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.
(c) Japan ist gesellschaftlich gesehen immer noch eine solide Nation, deren Einheit wenig geschwächt ist durch Multikulti, was vor allem durch die Illuminati gefördert wird, um die Nationalstaaten auszuradieren und damit die Weltdiktatur (die "Neue Weltordnung") vorzubereiten. Japan hat einen äußerst geringen Ausländeranteil und daher auch eine der geringsten Kriminalitätsraten der Welt, im Vergleich zu den "hochkriminellen" USA mit der höchsten Kriminalitätsrate unter der Industriestaaten.
(d) Der Yen war nie die Weltreservewährung wie der Dollar.
(e) Nach dem Platzen der Blase 1990 fiel das Geldmengenwachstum von +12% auf 0% zurück (und tw. sogar in den negativen Bereich) und daher ging auch die Inflation stark zurück, was die natürliche Reaktion und ein Zeichen wirtschaftlicher Gesundheit ist. Im Westen passierte nach dem Platzen der Aktienblase 2000 genau das Gegenteil: die Druckerpressen rotieren seither wie niemals zuvor in der Geschichte. Dies erklärt auch, warum der Nikkei-Index auf den tiefsten Stand seit Anfang der 1980er zurückfiel: fast ausschließlich deswegen, weil der Yen kaum entwertet wurde (Link). Die erwähnte Grundregel findet auch hier Anwendung: je besser die Lage (Japan ist nach wie vor in einer vergleichsweise starken Lage), desto geringer die Inflation.
Zusammengefaßt kann man sagen, daß die Deflationsgefahr so real ist wie die Gefahr, am Nordpol einen Hitzetod zu erleben. Die aktuelle Deflationsdebatte ist ein von der Systempresse lancierter Hoax im Dienste von Hochfinanz und Politik, um die Leute in die Irre zu führen und den Weg für die kommende Inflationswelle zu ebnen, welche das Vorstellungsvermögen von 99% der Menschen sprengt, auch wenn das in den nächsten Monaten noch nicht ersichtlich ist.
© Manfred Zimmel
Auszug aus dem aktuellen Amanita-Newsletter.