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Uneinheitliches Bild bei Rohstoffen

17.11.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis notiert zum Wochenauftakt 2 US-Dollar schwächer bei 56 USD je Barrel. Brent nähert sich wieder der Marke von 50 USD. Auslöser waren die schwachen US-Einzelhandelsumsätze vom Freitag, die im Oktober unerwartet deutlich einbrachen, wofür insbesondere die gesunkenen Autoverkäufe und Umsätze an den Tankstellen verantwortlich waren. Sie deuten somit auf eine anhaltend schwache Nachfrage nach Ölprodukten hin. Der Finanzgipfel der G20-Staaten brachte keine konkreten Maßnahmen gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise und konnte daher nicht zu einer Stimmungs-aufhellung an den Märkten beitragen. Im Gegenteil, die jüngsten Daten aus Japan zeigten, dass sich auch das drittgrößte Ölverbrauchsland in der Rezession befindet. Wenig hilfreich waren auch gestrige Äußerungen von OPEC-Präsident Khelil, wonach die OPEC erst im Dezember die Fördermenge erneut kürzen würde. Khelil verwies darauf, dass man erst die Auswirkung der Produktionskürzung von Oktober abwarten müsse. Das für den 29. November geplante Treffen könnte demnach einem Gedankenaustausch dienen und einen Kürzungsbeschluss beim Treffen in Oran am 17. Dezember vorbereiten. Die OPEC erweckt dadurch den Eindruck von Uneinigkeit, denn in der vergangenen Woche noch hatten mehrere Mitglieder einen Kürzungsbeschluss schon für Ende November in Aussicht gestellt.

Skeptiker, welche die Preismacht der OPEC im derzeitigen Marktumfeld anzweifeln, dürften sich in ihrer Meinung bestärkt sehen. Khelil nannte dabei auch explizit ein OPEC-Preisziel von 70-90 USD je Barrel und begründete dies mit den Grenzkosten neuer Projekte wie die Ölgewinnung aus Ölsanden in Kanada oder Tiefseebohrungen vor der Küste Brasiliens sowie Schweröle in Venezuela. Der Pessimismus am Ölmarkt hat das höchste Niveau seit drei Jahren erreicht.

Die spekulativen Netto-Short-Positionen an der NYMEX haben sich in der Woche zum 11. November auf 52.984 Kontrakte verfünffacht, den höchsten Stand seit November 2005. Ein großer Teil an Pessimismus dürfte daher bereits in den Preisen enthalten sein, was das weitere Abwärtspotenzial begrenzen könnte. Dennoch überwiegen kurzfristig weiter die Abwärtsrisiken, so dass die Tiefs von letzter Woche bei 54,67 USD für WTI und 50 USD bei Brent unterschritten werden könnten.

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Edelmetalle

Gold handelt derzeit bei 745 USD je Feinunze und damit 1% niedriger als am späten Freitag. In Anbetracht des deutlich gestiegenen US-Dollar und des gefallenen Ölpreises kann sich Gold aber noch vergleichsweise gut behaupten. Aufgrund dieser beiden Einflussfaktoren überwiegen dennoch die Abwärtsrisiken, so dass ein kurzfristiger Rückgang auf die Tiefstände vom Freitag bei 730 USD nicht ausgeschlossen werden kann. Einem deutlicheren Rückgang dürfte der weiter gesunkene Optimismus der spekulativen Marktteilnehmer entgegenstehen. Die Netto-Long-Positionen der nicht-kommerziellen Händler an der COMEX fielen in der Vorwoche auf 63.959 Kontrakte, den niedrigsten Stand seit Juni 2007. Kurzfristig dürfte zwar der Preis in einem Seitwärtshandel zwischen 720 und 770 USD bleiben. Längerfristig gehen wir jedoch weiter von höheren Goldnotierungen aus.


Industriemetalle

Die Metallpreise stehen zum Wochenauftakt unter Druck. Fallende Aktienmärkte und anhaltende Ängste vor einer weiteren Abschwächung der Nachfrage wirken preisbelastend. Zudem will China die Zölle für den Export von Aluminium und Stahl senken, was zu einem zusätzlichen Anstieg des Angebots und einem weiteren Anstieg der Lagerbestände führen dürfte. Auf die Weltpreise wird dies belastend wirken, weil China nach wie vor der größte Exporteur von Stahl und Aluminium bleibt.

Die chinesischen Zinkexporte stiegen nach Angaben der chinesischen Zollbehörden im Oktober um 55% gegenüber dem Vormonat auf 7.602 Tonnen. Dies war der stärkste Anstieg seit sechs Monaten. In den ersten zehn Monaten beläuft sich der Rückgang der Exporte aber immer noch auf 75% gegenüber dem Vorjahr. Die Erholung am aktuellen Rand könnte damit erklärt werden, dass es bei den derzeit niedrigen Preisen von 1.200 USD je Tonne zu Opportunitätskäufen kommt. Dies dürfte zu einer längerfristigen Stabilisierung der Zinkpreise beitragen, zumal die Preise unter die Grenzkosten gefallen sind und Anbieter die Produktion weiter zurückfahren.

Die größten chinesischen Zinkproduzenten haben bereits drastische Kürzungen vorgenommen. Der größte Produzent, Zhuzhou Smelter, hat die Produktion um 100.000 Tonnen jährlich bzw. 25% reduziert. Der zweitgrößte Zinkkonzern, Huludao Zinc, verringerte seinen Output ebenfalls um 100.000 Tonnen bzw. rund 30%. Huludao Zinc, der eigentlich aufgrund der Skaleneffekte nicht so stark betroffen sein sollte wie die kleineren Produzenten, macht laut einem Manager auf dem derzeitigen Preisniveau einen Verlust von 150$-300$ pro Tonne.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst


Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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