Zusammenbruch im Goldsektor steht an
19.11.2008 | Jim Willie CB
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Open Interest im COT verschwindetWelche Umstände würden dem Scheitern von Gold- und Silberkontrakten an der COMEX vorausgehen? Diese Frage hat es in sich. Wir leben in beispiellosen Zeiten. Sicherlich wirkt die Ausweitung der Preisunterschiede zwischen physischem Metall und den Papiermärkten wir ein fettes Graffiti auf einer Plakatwand. Das lädt zu einer zweifelhaften Arbitrage ein - an dem einen Ort verkaufen, um es an einem anderen zu kaufen. Dieses Geschäft wird natürlich nur von privilegierten Insidern betrieben.
Ein anderes Merkmal für unmittelbar bevorstehendes Scheitern könnte das verschwindende Open Interest (OI) sein, wie es sich im Commitment of Traders Report für Futures-Kontrakte darstellt. Das Gold-OI hat sich seit Ende Frühjahr 2008, als es zwischen 400.000 bis 600.000 wütete, jetzt, am 21. Oktober 2008, bei 319.500 eingefunden. Das Silber-OI hat sich seit Ende Frühjahr 2008, als es bei 125.000 bis 140.000 wütete, jetzt, am 21. Oktober 2008, bei 95.800 eingefunden. Der heftige Einbruch des Open Interest ist höchst ungewöhnlich, und überhaupt nicht normal!
Wenn sich diese unfairen Papiermärkte, die eigentlich der Preisfindung dienen sollten und jetzt nur noch Mittel der Preisdrückung sind, auf Ausfälle zubewegen, dann würden sich viele Akteure wahrscheinlich vom Markt verabschieden, bevor hier das Chaos ausbricht und Schande über jene Firmen kommt, die hier den Handel betreiben. Führende US-Banker könnten isoliert werden. Ein ganz wichtiger Punkt ist jedoch auch, dass im Fall eines Scheiterns die Begleichung der noch existierenden Kontrakte stark in Frage gestellt wird.
Die Akteure würden wohl lieber den Tatort verlassen, bevor große Zweifel an der Erfüllung von Verträgen entstehen. Wer sieht es schon gerne, wenn sich Hundertausende im Markt drängen, während um sie herum das gelbe Absperrband der Polizei mit der Aufschrift "Verbrechen" gezogen wird. Und übrigens bedeutet das Schrumpfen der großen Netto-Short-Positionen der Commercials für gewöhnlich, dass ein großer, mächtiger Anstieg des Goldpreises bald ansteht - und das sehr bald. Sie haben nicht mehr viel zum Liquidieren, und sie liquidieren nie alles, da sie von den Produktionsstätten aus liefern.
Zurück zu den Gold-Lease-Rates
Die Lease Rates für Gold sind deutlich nach oben gesprungen. Alleine im letzten Monat haben sich sie sich mehr als verdreifacht! Und sie haben nicht aufgehört zu steigen. Vor über einem Jahrzehnt - in einer anderen Krise - bewegte sich die einmonatige Lease Rate zum letzten Mal in diesen Höhen. Das bedeutet schlicht und einfach, dass die Eigentümer der Goldlager, die hier über große Mengen wachen, immer weniger bereit sind, die Bestände an andere Parteien zu verleihen.
Die COMEX, an der das Papiergold gehandelt wird, könnte also nicht mehr in der Lage sein, das dringend gebrauchte Gold aus den Beständen der Zentralbanken und anderer Bullion-Banken zu beziehen, um ihren Lieferverpflichtungen nachzukommen. Die Eigentümer der Lagerbestände werden wohl davon ausgehen, dass die zukünftigen Goldpreise höher liegen. Der Goldmarkt ist also ganz klar von Knappheit betroffen. Die Lease-Märkte sind ein exzellenter Frühindikator für physische Preisbewegungen.
Die Lease Rates für Silber haben sich ebenfalls verdreifacht - genau wie beim Gold - und haben nicht aufgehört zu steigen. Das Spiel mit dem Verleih von Gold ist durch und durch verdorben. Eine Folge, von der nur selten gesprochen wird, betrifft die Leerverkäufer von Futures-Kontrakten, die durch die schwierige Situation bei Goldverleih, Opfer eines Short-Squeeze werden könnten. Sollte es ihnen schwerer fallen, die Kontrakte überzurollen (was heißt, dass sie höhere Margins zahlen müssen oder dass höhere Kosten durch das Leihen von Gold entstehen), dann werden sie gezwungen sein glattzustellen. Eine Preis-Rally folgt.