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COT: Dem Smart Money auf der Spur

21.08.2003  |  Dr. Reinhard Bauernfeind
Wer wüßte nicht gerne, in welche Märkte das sogenannte Smart Money -also das Kapital von Insidern- strömt? Die Auswertung der "Commitment of Traders"-Reports (= COT) bietet für die US-Märkte dienliche Hinweise hinsichtlich der Beantwortung dieser Frage.

Der "Commitment of Traders"-Report (COT) wird jede Woche am Freitag abend von der Commodity Futures Trading Commission (CFTC), einer US-Regierungsbehörde, veröffentlicht. Dieser Bericht gewährt Einsicht in den Umfang und vor allem in die Art der Positionierung dreier Anlegergruppen (Non-Commercials, Commercials und Small Traders) in den unterschiedlichen Rohstoff-, Zins-, Devisen- und Aktien-Futuresmärkten der Vereinigten Staaten. Die Veröffentlichung dieser Positionierungen kann wertvolle Hinweise über die zu erwartenden Kursverläufe einzelner Märkte liefern.


Die Commodity Futures Trading Commission (CFTC)

Die Aufgabe der CFTC ist es, den amerikanischen Markt für Futures und Optionen zu regulieren und dabei die Marktteilnehmer vor Manipulationen, Betrug und mißbräuchlichen Handelspraktiken zu schützen. Dazu erhält sie von den großen Händlern und Handelshäusern tägliche Abrechnungen über ihre Handelsaktivitäten, sofern sie die Berichtspflichtgrenzen überschreiten. Die CFTC wertet die täglich eingehenden Berichte aus, indem sie zunächst die großen Händlerkonten in die Gruppen der "Non-Commercials" ("Institutionelle Spekulanten") und die Gruppe der "Commercials" ("Risikoabsicherer", commercial hedgers) aufteilt. Über die insgesamt ausstehenden Kontrakte (total open interest) kann dann auch die Positionierung der "Small Traders" ("kleine Händler" und Privatspekulanten) im Markt errechnet werden, deren geringe Handelspositionen nicht der Meldepflicht unterliegen ("nonreportable positions") (Abb. 1).

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Bewegte COT-Geschichte

COT-Reports für Agrarmärkte wurden seit den 70er Jahren veröffentlicht. Der damals noch am Ende eines Monats erscheinende Bericht wurde 1982 kurzzeitig eingestellt, 1983 erneut aufgelegt und so umgestellt, daß heute für einzelne Märkte erst ab 1983 verläßliche Daten vorliegen. Ab 1991 wurden die COT-Reports dann im Turnus von zwei Wochen und ab Oktober 1992 wöchentlich veröffentlicht. Der Stichtag für die Zusammenstellung der offenen Futures-Positionen (open interest) ist der Dienstag einer Woche, wobei diese Daten dann von der CFTC am Freitag abend veröffentlicht werden: www.cftc.gov. (dort können auch die historischen Daten heruntergeladen werden.)


Charakterisierung der drei Händlergruppen

Die drei von der CFTC eingeteilten, funktional und interessenspezifisch differenzierten Händlergruppen lassen sich dabei wie folgt beschreiben:

  • Non Commercial Traders
    Diese Gruppe besteht aus Händlern, die versuchen, über die Einschätzung der zukünftigen Marktbewegung Spekulationsgewinne zu erzielen. Sie benutzen die Futures-Märkte also nicht zur Absicherung (hedging) ihrer Geschäftstätigkeit, sondern tragen spekulativ das Risiko, das andere gerne abgeben. Bei dieser Gruppe handelt es sich in aller Regel um "clearing houses", "futures commission merchants" oder ausländische Broker.

  • Commercial Traders
    In den Rohstoffmärkten sind die "Commercials" entweder Produzenten (Goldminenbesitzer, Farmer) oder Konsumenten (Schmuckhersteller, Nahrungsmittelkonzerne) des entsprechenden Gutes. Sie nutzen hier die Futures-Märkte, um ihre Einkünfte festzuschreiben oder mögliche Kostenrisiken auf Spekulanten abzuwälzen. Wer ein Commercial Futures kauft, um sich gegenüber Marktrisiken abzusichern, so kauft er im allgemeinen weil er glaubt, damit zukünftige Produktionskosten zu seinem Vorteil abzusichern. So kann ein Viehzüchter Getreide-Futures kaufen, wenn er der Ansicht ist, daß sie für ihn einen günstigen Produktionsfaktor darstellen. Genauso gut kann ein Getreideproduzent Futures verkaufen, um sich einen günstigen Verkaufspreis für die nächste Ernte zu sichern. Luftfahrtgesellschaften können Öl-Futures kaufen, wenn sie der Ansicht sind, daß der momentane Preis für sie günstig ist, um so die Treibstoffkosten für ein Jahr festzuschreiben. In den Finanzmärkten können sich die Commercials (Portfoliomanager von Pensionskassen, Stiftungen, Fonds oder Versicherungsunternehmen) gegen einen möglichen Verfall der Aktienkurse absichern.

  • Small Traders
    In aller Regel "kleine" Händler, deren Positionen nicht die Berichtsgrenzen überschreiten.


Die "Net-Trader Positions"

Wie aus dem oben (Abb. 1) dargestellten COT-Report für den S&P 500 Future ersichtlich ist, werden für alle drei Händlergruppen die jeweiligen Long- (Kauf-) und Short- (Verkaufs-) Positionen veröffentlicht. Subtrahiert man nun jeweils die Long-Positionen von den Short-Positionen, so erhält man die jeweilige Netto- Position der Non-Commercials, Commercials und Small Traders. Die relativen Long- oder Short-Positionen der einzelnen Händlergruppen sind dabei aber weniger aussagekräftig als die jeweilige Netto-Position. Im historischen Vergleich kann so festgestellt werden, ob eine Händlergruppe ihre Netto-Long oder Netto- Short-Positionen auf- oder abbaut. Bei einem Trendwechsel der Positionierung können so oft wichtige Wendepunkte in vielen unterschiedlichen Märkten besser erkannt werden. Durch ihre besonderen Marktkenntnisse und -beziehungen wird vor allem den Positionen der "Commercials" die meiste Aufmerksamkeit geschenkt, sagt man ihnen doch nicht zu Unrecht nach, daß sie ihr Insiderwissen für den strategischen Aufbau von Positionen nutzen und durch ihre marktbeherrschende Stellung selbst den Kurs zu ihren Gunsten nachhaltig beeinflussen können. Eine gewinnbringende Strategie besteht dann beispielsweise darin, dieser Gruppe zu folgen: "Following the Smart Money".




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