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Ein Interview mit Ron Paul

01.12.2008  |  Redaktion
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Q: Können Sie darlegen, was in den vergangenen sechs oder sieben Jahren hier in Washington passiert ist. Welche Note würden sie unserer aktuellen Regierung und der Führungsgruppe in Washington geben?

Ron Paul: Finanziell stehen wir heute deutlich schlechter da als 1999 oder 2000. Die Defizite sind explodiert und wir haben uns in einen Krieg eingemischt, der unsere Ressourcen hat austrocknen lassen, weil wir so viel Geld ausgegeben haben. Und obwohl konservative Republikaner an der Macht waren, haben sie sich nicht zurückgehalten, wenn es darum ging, noch mehr Berechtigungen auszusprechen - egal, ob es sich dabei um die Bildung oder um die Gesundheitsversorgung handelte.

Aber um ganz offen zu sein, gab es auch 1999 und in den Neunzigern schon viel Täuschung. Ja, die Defizite in diesem Jahrzehnt fielen geringer aus, wir waren nie in den schwarzen Zahlen, so sagten sei, weil wir von unseren Treuhandfonds Geld geliehen haben. Wenn es auch deutlich besser aussah, hat es das Problem nicht wirklich gelöst, weil die Regierung auch weiterhin gewachsen ist. Es war schon fast trügerisch in dem Sinne, dass man sagen könnte: "oh-oh, wir werden das in die Hand nehmen. Vielleicht haben die auf der Angebotsseite Recht und wir sollten die Steuern senken, damit die Gewinne steigen und wenn wir uns ein wenig zurückhalten, wird schon alles in Ordnung sein."

Aber ich mag diesen Ansatz nicht, denn selbst wenn man einen Steuersatz von 10% haben würde und wenn das die Einnahmen der Regierung steigern würde, weil die Wirtschaft aufblüht, dann wäre ich immer noch nicht zufrieden damit, weil ich nicht will, dass die Regierung noch weiter wächst. Denn letzten Endes wird die Sache außer Kontrolle geraten und wenn die Regierung immer größer wird, dann werden die Individuen immer kleiner - sie haben dann weniger Freiheit. Also will ich nicht, dass es für die Regierung leicht wirkt, Geld auszugeben.

In den Jahren, in denen es so schien, als sei das Defizit gar nicht so groß, hat sie uns mehr oder weniger in den Schlaf gesummt und wir haben gesagt. "Ach ja, das können wir machen:" aber es ist richtig, dass wir in den Neunzigern nicht ganz so verschwenderisch mit dem Haushalt umgegangen sind, weil es damals keinen großen Krieg gab und weil die Zahl der Berechtigungen, die gewährt werden, noch nicht so waren wie in den vergangenen sechs oder sieben Jahre.


Q: War es hart für Sie, hier in Washington zu sein und zu verfolgen, was Ihrem Land finanziell zustieß?

Ron Paul: Nun, ich weiß nicht, ob "hart" das richtige Wort ist, aber es ist schon belastend. Ich habe mich selbst nie für frustriert gehalten, weil ich mit vollem Wissen darüber, wie das System funktioniert, nach Washington gekommen bin. Ich weiß, dass das System schlecht ist, und ich wähle auf einen bestimmte Art, ich versuche Dinge klar zu stellen, über das, was schief läuft. Das, was gerade passiert, habe ich irgendwie erwartet, es bleibt jedoch trotzdem ziemlich enervierend, wenn man feststellt, dass die Leute auf den gesunden Menschenverstand nicht reagieren.

Das werden sie aber hoffentlich tun, ehe es tragisch mit einem Finanz- oder Dollarkrise endet. Danach wird es wesentlich härter sein, mit Reformen durchzukommen, die wir dringend brauchen. Wir brauchen außerdem eine andere Einstellung hinsichtlich der Rolle der Regierung. Wir brauchen eine Einstellung, die anders über das denkt, was wir im Ausland tun sollten und anders darüber, wie wir den Wohlfahrtsstaat führen sollten. Und wenn wir diese Haltung nicht ändern, dann wird es eine Wirtschaftskrise geben, und das wird uns mit Sicherheit zu einer politischen Krise führen.


Q: Sie und der einstige Vorsitzende der Zentralbank, Alan Greenspan, sind bekannt dafür, dass sie sich im Laufe der Jahre öfter in die Haare bekommen haben. Können Sie mir darüber ein bisschen erzählen? Wie kommt es, dass Sie im Laufe der Zeit der einzige zu sein schienen, der ein genaues Auge auf die Vorgänge bei der Zentralbank hatte?

Ron Paul: Alan Greenspan war von 1987 bis vor einem Jahr Vorsitzender des Federal Reserve Board - der amerikanischen Zentralbank. Ich halte die Zentralbank und das Federal Reserve System für verfassungswidrig, insofern, als sie eine gewaltige Macht und ein Monopol der Kontrolle gegenüber Geld und Krediten haben, und das ist eine unheilbringende Macht. Greenspan, oder jeder andere Vorsitzende der Federal Reserve, ist sogar noch mächtiger als der Präsident, weil er so viel Kontrolle über Wirtschaft hat. Aber die interessante Sache an Alan Greenspan war, dass er wirklich an die österreichischen Wirtschaftstheorien geglaubt hat und an den Goldstandard.

In privaten Gesprächen, die ich mit ihm führte, habe ich ihm gesagt, dass ich auch befolgen würde, was ich lehre. In den Sechzigern war er sehr deutlich, wenn es um seine Einstellung gegenüber Gold ging. Er sagte, dass er Gold mögen würde und er lehnte jedes ungedeckte Papiergeldsystem ab, denn das Papiergeld führt zu Defiziten und zu einer Expansion der Regierung - und da waren wir beide dagegen.

Es ist also eher ironisch, dass Dr. Greenspan heute ein Papiergeldsystem akzeptiert (und das heißt, Geld ohne Deckung). Er war sogar mit an diesen Defiziten beteiligt und ich habe das ihm gegenüber vor dem Komitee vorgebracht, weil die Vorsitzenden der amerikanischen Zentralbank die Defizite immer verurteilen. Es ist immer die Schuld des Kongresses. Aber ich argumentierte, dass der Kongress dazu keine Gelegenheit hätte, wenn sie nicht Komplizen wären: Wenn wir die Steuern nicht wollen und das Geld nicht leihen können, und sie dann Geld drucken müssen, um den großen Geldausgebern gerecht zu werden.

Wenn die Zentralbank das nicht tun könnte, dann würden die Zinssätze steigen und das würde dann die Ausgaben unterdrücken. Also wandelte sich Greenspan von jemandem, der einst an diese Einschränkungen des Goldstandards glaubte, zu jemandem, der zum Vorsitzenden der Zentralbank wurde - zu demjenigen, der dieses gesamte System des ungedeckten Geldes und der zentralen Kontrolle über die Wirtschaft im Gang hält.

Ich habe ihn dann regelmäßig gescholten und gefragt, wie er für den freien Markt sein kann, und gleichzeitig ein System zentraler Wirtschaftsplanung durch eine Kontrolle des Geldes befürworten. Und wenn man darüber nachdenkt, dass die monetäre Einheit bei jeder einzelnen Transaktion verwendet wird, dann erkennt man, dass man eine Menge Macht und eine Menge Kontrolle hat, wenn man die eine Hälfte jeder einzelnen Transaktion kontrollieren kann.





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