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Ein Interview mit Ron Paul

01.12.2008  |  Redaktion
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Q: Damals, in der Zeit zwischen Mitte und Ende der Neunziger, waren Sie mit der Einzige, der ins Horn geblasen hat und sich gegen Greenspan und die Zentralbank ausgesprochen hat. Wie fühlt man sich persönlich, wenn man so allein da draußen ist?

Ron Paul: Es ist ein einsamer Posten, aber ich bin mir absolut bewusst, dass ich erwartet habe, in dieser Situation zu sein und ich denke, dass ich immer die gute Seite daran gesehen habe, wenn ich hier in Washington allein war. Wenn ich Washington verlasse, bin ich nicht ganz so einsam. Wenn ich zurück in meiner Gegend bin oder mich überall im Land unterhalte, dann bin ich nicht mehr ganz so einsam. Es gibt dort viel basisdemokratische Unterstützung für meine Position, die Einkommenssteuer los zu werden und die Social Security zu privatisieren und die jungen Leute da raus zu lassen.

Es gibt auch viel Unterstützung von Leuten, die mich verstehen, wenn ich sage: "Wir wollen einfach die Zentralbank loswerden. Wir hatten vor 1913 keine Zentralbank, wir brauchen auch jetzt keine." Ich gleiche das aus, indem ich mir außerhalb Washingtons Verbündete suche, aber ich habe auch einen festen Kern von Leuten hier im Kongress, die mir, hinter der Bühne, zustimmen würden und häufig sagen sie: "Ich würde auch öfter mit dir abstimmen, aber ich hätte große Schwierigkeiten, das zuhause zu erklären." Sie machen sich Sorgen, dass die gängige Meinung zuhause so aussieht, dass sie ihre Wiederwahl gefährdet. Aber ich habe festgestellt, dass es politisch von Nutzen ist, wenn man versucht, über diese schwierigen Themen zu sprechen.


Q: Wenn wir unseren Kurs nicht korrigieren, auf dem wir uns gerade befinden, die Defizite weiter an Land ziehen und diese ständig steigenden Ausgaben angehen, was würde passieren?

Ron Paul: Nun, das Schlimmste, was passiert, ist, dass der Dollarwert systematisch mit jedem Tag fällt und das seit 1913. Seit wir Amerikaner die Zentralbank haben, haben wir 96% des Dollarwertes verloren. Wenn wir den Kurs nicht korrigieren, dann werden wir beim verbleibenden Rest des Dollarkurses einen Einbruch erleben, und dann könnte er bald verloren sein. Wenn die Währung aufsteht, um einen Stufe zu beenden, dann tut sie das sehr schnell. Und viele Leute werden sich noch erinnern, was in Deutschland passierte, als die Deutsche Reichsmark ihren gesamten Wert verloren hat.

Wenn so etwas passiert, wenn die Inflation aus dem Ruder geht, wenn es keine Kontrolle mehr gibt und die Wirtschaft zusammenbricht, dann lädt das häufig einen Diktatoren ein - und das hat Hitler an die Macht geholfen. So viele Länder haben während einer Inflation ins Gras gebissen, schon in der Antike. Sie hatten keine Druckerpressen, aber sie haben das Metall verdünnt oder die Münzen verkleinert und so von den Leuten gestohlen - eine Sache, die eine Regierung nicht tun sollte.

Das ist ein sehr ernstes Problem und es ist die größte Realität, dass wir damit klarkommen müssen, dass wir uns all diese Rechnungen nicht mehr leisten können, und wenn wir diese Rechnungen einfach zahlen, indem wir das Geld drucken, dann werden wir die Währung zerstören, und das wird eine sehr viel schmerzhaftere Reaktion bringen, als einfach nur den Gürtel enger zu schnallen und innerhalb unserer Verhältnisse zu leben.


Q: Würden Sie sagen, dass die Geldpolitik weitestgehend ein Abschreckungsmittel gegen das Sparen ist?

Ron Paul: Dieses System ermuntert die Leute nicht, zu sparen, denn wenn das Geld seinen Wert verliert, dann können sie es nicht halten. Also ist es besser, das Geld auszugeben und etwas von Wert zu kaufen und das Geld zu leihen. Und genau das passiert gerade. Zu viele Leute sind von Krediten und nicht von Ersparnissen abhängig. Aber wenn man keine Zentralbank hätte, dann würde es so nicht gehen, weil irgendjemand den Kredit und die Finanzmittel hervorbringen müsste, die die Leute und die Unternehmen leihen können - und dieses Geld zaubert die Zentralbank aus der dünnen Luft.

Doch eine negative Sparrate ist sehr, sehr nachteilig. Echtes Kapital stammt aus Ersparnissen. Man sollte mehr verdienen, als man braucht, um das Unternehmen zu führen oder um zu leben. Das sollten Ersparnisse sein und sie sollten genutzt werden, um sie zu verleihen und neue Stellen zu schaffen oder mehr Wohlstand. Aber heute verliert der Dollar an Wert und wenn man einige wenige Zinsen bekommt, dann kommt die Regierung und besteuert die Zinsen, die die Leute verdient haben. Um die Ersparnisse wiederzubeleben, braucht man also ehrliches Geld, man muss die Entwertung der Währung loswerden und alle Steuern auf Ersparnisse, und dann werden die Leute auch wieder Geld sparen. Gleichzeitig sollte man der Zentralbank verbieten, Geld aus dünner Luft zu schöpfen.


Q: Haben Sie das Gefühl, dass die Immobilienblase im Zusammenhang mit den fehlenden Ersparnissen steht?

Ron Paul: Alan Greenspan und ich gerieten in einen kleinen Streit, als ich mich darüber beklagte, dass es keine Sparrate mehr gibt. Er sagte: "Ja, aber die Immobilienpreise steigen und deswegen haben die Leute Ersparnisse." Ich habe ihm gesagt, dass er die Ersparnisse mit der Inflation verwechselt, weil der nominale Preis der Häuser aufgrund der Inflation gestiegen ist. Das sind aber nicht wirklich Ersparnisse, weil etwas, das im Preis steigen kann, auch wieder fallen kann. Und das ist genau das, was passiert ist. In den alten Tagen, als ich mein erstes Haus kaufte, bin ich zur Sparkasse gegangen und jemand hat das Geld zur Bank gebracht und ich habe das Geld geliehen und es auch wieder zurückzahlen müssen. So sollte ein Markt im Grunde genommen funktionieren: Jemand steckt das Geld in die Bank und man sollte es dann leihen können.

Heute sind wir, weil wir keine Ersparnisse haben, von der Zentralbank abhängig und die Zentralbank bringt zu viel Geld in Umlauf, sie senkt die Zinssätze zu sehr und erzeugt dann eine Blase. Wie lange ist es schon her, dass viele gute Wirtschaftswissenschaftler vorhergesagt haben, dass die Konsequenz, die uns ins Haus steht, ein Zusammenfallen der Immobilienblase sein würde.

Wenn die Märkte endlich einsehen werden, wie schädlich das ist, und wie sehr es um sich greift, und dass es auch all die anderen Märkte betroffen sind, dann werden wir viel zu tun haben, und es wird die gesamte Wirtschaft betreffen, weil die Immobilien einen großen Teil dieser Wirtschaft ausmachen. Ich bin sogar sehr beeindruckt, dass es die Märkte so lange nicht aufgerührt hat, aber früher oder später musste es in der Wirtschaft und an den Märkten ein größeres Thema werden.


Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Trader´s Daily"



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