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Ein Interview mit Ron Paul

01.12.2008  |  Redaktion
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Q: Es gibt eine Geschichte, die sie oft erzählen müssen. Sie haben von Alan Greenspan verlangt, eine Ausgabe eines Buches zu unterzeichnen, das den Titel: Gold und wirtschaftliche Freiheit trägt. Was war das los?

Ron Paul: In den Sechzigern habe ich die österreichische Wirtschaftstheorie gelesen und gelernt und ich habe einen Newsletter der Objektivisten bekommen, der von Ayn Rand herausgegeben wurde: Alan Greenspan leistete einen Beitrag zu diesem Newsletter und es war ein sehr erfreulicher Artikel - darin ging es um all die Dinge, an die ich geglaubt habe. Eines Tages hatten wir ein privates Treffen mit Greenspan, nur um Fotos machen zu lassen und uns einige Minuten zu unterhalten und wir wussten, dass man darauf zu sprechen kommen würde. Ich habe also eine alte Originalausgabe hervorgekramt und diese mitgenommen.

Und als es so weit war, dass das Foto aufgenommen werden sollte, habe ich den Artikel hervorgeholt und ihn gefragt, ob er sich daran noch erinnern könne und er sagte er erinnere sich noch. Daraufhin habe ich ihn um ein Autogramm gebeten. Er holte einen Stift hervor und unterzeichnete und ich sagte: "Wollen Sie zu diesem Artikel noch eine Gegenerklärung bringen. Er sagte: "Nein, das würde ich nicht tun. Ich habe ihn erst kürzlich gelesen und ich stehe hinter allem, was ich geschrieben habe." Und das ist interessant, denn man weiß nicht genau, was er meint. Wenn er immer noch vollständig hinter dem steht, was er geschrieben hat, warum verwaltet er dann ein monetäres System, das genau das Gegenteil von dem tut, was er 1966 geschrieben hat?"


Q: David Walker sagt in einem Gespräch, dass er davon ausgeht, wir wären von unserem Weg abgekommen, und dass die Vorstellung, die es von Amerika vor langer Zeit gab und was Amerika sein könnte, schon lange weit von uns entfernt ist. Ist das etwas, was Ihrer Meinung nach zutrifft?

Ron Paul: Aber ja. Wir haben den rechten Weg verloren, weil sich eine Mehrheit der Leute - ganz sicher in Washington - nicht mehr für die Verfassung interessiert. Die Verfassung schränkt die Macht der Regierung ein und betont die persönliche Freiheit. Wie haben den rechten Weg aus den Augen verloren, weil wir unser Vertrauen und unsere Überzeugung und unser Verständnis von Freiheit verloren haben. Wir glauben nicht, dass der freie Markt sich um die Leute kümmern wird. Jeder muss ein Sicherheitsnetz haben. Die Gesundheitsversorgung kann nicht mehr durch den Markt geliefert werden und die Immobilien müssen von der Regierung geliefert werden. Und sie betrachten nie die Probleme: Ob es eine Immobilienblase geben wird oder ob die medizinische Versorgung ganz einfach zu teuer wird, sich aber nicht verbessert und ob der Komplex der Militärindustrie das System übernimmt.

Jetzt sind wir vom Pfad abgekommen, wir glauben nicht mehr an das, was Amerika so groß werden ließ und das war die individuelle Freiheit. Wir sind heute allzu abhängig von der Regierung, und dennoch, trotz all der negativen Aspekte, die ich gerade genannt habe und auch wenn Washington schlimm ist und das Finanzsystem schlimm ist, bei meinen Reisen durch das Land werde ich ermutigt. Denn es gibt heute viele jungen Menschen, die es verstanden haben und die die Informationen aus dem Internet oder aus anderen Quellen beziehen.

Damit gehe ich davon aus, dass die Unterströmung sehr günstig wirkt und ich gehe davon aus, dass die nächste Generation nicht mehr so bereitwillig eine große Regierung akzeptieren wird. Und dafür gibt es vermutlich zwei Gründe. Ich gehe davon aus, dass sie von einigen Vorstellungen und Prinzipien der Freiheit angezogen werden.

Aber ich gehe auch davon aus, dass sie das Gefühl haben werden, dass wir Probleme haben und sie werden nicht wissen, wie sie diese gewaltigen Schulden und diese Belastung durch die Ansprüche, die kommen, bezahlen sollen. Sie werden die Außenpolitik satt haben, und deswegen berühren diese Probleme viele Leute. Solange wir unsere Aufgabe erledigen, die Vorstellungen von Freiheit zu verbreiten, auf das Gesetz zu pochen und die Regierung einzuschränken, gibt es noch Grund, Hoffnung zu haben.


Q: Wie würden Sie eine Generation von Menschen charakterisieren, die über ihren Verhältnissen lebt und die Schulden an die Kinder weiterreicht?

Ron Paul: Ich gehe nicht davon aus, dass diese Leute denken: "wollen wir doch mal sehen, wie viele Vorteile wir aus der Regierung schlagen können und es unseren Kindern auf die Rechnung schreiben?" Aber finanziell betrachtet sieht es so aus. Doch sie könnten das vernünftig begründen und sagen: "Nun, ich habe ins System eingezahlt. Ich habe die Steuern gezahlt. Ich will einfach nur einen Teil dieses Geldes zurückbekommen" und sich selbst gegenüber nicht die Wahrheit eingestehen, dass all ihr Geld schon ausgegeben ist. Ich gehe davon aus, dass das alles aus der schlechten wirtschaftlichen Lehre stammt, die uns die Weltwirtschaftskrise gelehrt hat.

In den frühen 1930ern, als wir unsere Krise hatten, wurde gelehrt, dass der Kapitalismus und der Goldstandard die Probleme verursacht hätten und dass man deshalb Rettungsprogramme der Regierung bräuchte, sowie Sicherheitsnetze. So haben sie das gesamte Zeitalter der Wohlfahrt, der Social Security und der großen Regierung eingeläutet und entschieden, dass die Regierung sich fortan um uns kümmern musste. Und gleichzeitig hat man uns seit dem Ersten Weltkrieg immer wieder beigebracht, dass es unsere Pflicht und moralische Verantwortung ist, unsere Werte in der Welt zu verbreiten. Wir müssen Krieg führen, um die Demokratie überall zu verbreiten. Diese gesamte Generation hat das akzeptiert, aber es war ein Fehlschluss. Der Gedanke basiert nicht auf den Prinzipien der Freiheit und der Selbstgenügsamkeit. Er basiert auf der Tatasche, dass sie denken: "Aber wir brauchen doch die Regierung, die sich um uns kümmert", dass sie sich aber nie fragen: "aber wer wird für das alles bezahlen?"

Ich habe diesen moralischen Ansatz für das, was ich tue, fallen lassen und doch hat eine ganze Generation, wenn nicht sogar zwei oder drei Generationen, diese Vorstellung aufgegriffen, weil wir so vermögend waren, und weil es uns an der Oberfläche immer noch ziemlich gut geht. Den Leuten scheint es ziemlich gut zu gehen. Die Tragödie ist nur, dass es heute nur noch geliehenes Geld ist. Die Finanzen sind in einem so katastrophalen Zustand, weil wir nicht leben können, ohne uns jeden Tag 2,5 Milliarden Dollar für unser Leistungsbilanzdefizit aus dem Ausland zu leihen. Kein Land kann so weitermachen. Sie können sich nicht auch weiterhin das Geld aus dem Ausland leihen und Geld drucken. Sie werden den kürzeren ziehen und sie können nicht einfach Geld drucken, weil das ganz einfach nicht funktionieren wird. Letzten Endes wird das in große wirtschaftliche Probleme münden.





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