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Nach wie vor schlechte Stimmung am Rohstoffmarkt

19.11.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt steht weiter unter Druck. Der WTI-Future handelt bei 54 USD je Barrel, dem niedrigsten Stand seit Januar 2007 und der Brentöl-Futures sogar bei 51 USD, dem niedrigsten Stand seit Mai 2005. Nach wie vor bestimmen Konjunktur- und Nachfragesorgen das Bild. Außerdem zweifelt der Markt an der Umsetzung der beschlossenen OPEC-Fördermengenkürzung durch ihre Mitglieder. Industriekreisen zufolge soll Saudi-Arabien die Dezember-Öllieferungen in die USA bislang nicht reduziert haben.

Zudem ist es laut OPEC-Präsident Khelil unwahrscheinlich, dass die OPEC schon beim informellen Treffen am 29. November die Fördermenge erneut senken wird. Es macht aus unserer Sicht keinen Sinn, zu versuchen, die irrationalen Marktbewegungen durch fundamentale Entwicklungen beeinflussen zu wollen. Der russische Energieminister hat unterdessen Produktionskürzungen in Aussicht gestellt, sollte die Ölproduktion und der Export für die Unternehmen nicht mehr profitabel sein.

Damit die Exporte für die Produzenten attraktiver werden, wird derzeit eine erneute Senkung der Exportzölle auf nun 192 USD je Tonne (26 USD je Barrel) zum 1. Dezember diskutiert. Beim derzeitigen Zollniveau von 287 USD je Tonne (39 USD je Barrel) und einem Preis von weniger als 48 USD je Barrel für russisches Rohöl der Marke Urals können viele russische Ölfirmen nicht mehr ihre Produktions- und Transportkosten decken. Die Rohöllagerbestände in den USA dürften in der vergangenen Woche zum achten Mal in Folge gestiegen sein. Erwartet wird ein Anstieg um 1 Mio. Barrel. Aufgrund der schwachen Nachfrage und der Terminkurve im Contango könnte der Lageraufbau sogar noch stärker ausfallen, was den Ölpreis noch stärker unter Druck setzen könnte. Die Kaperung des Öltankers durch Seepiraten vor der somalischen Küste macht einen weiteren Unsicherheitsfaktor für die Öllieferugen deutlich und spricht für eine Ausweitung der Risikoprämie bei Öl.


Edelmetalle

Gold bleibt weiter gefangen in einer engen Spanne zwischen 730 und 750 USD je Feinunze. Der feste US-Dollar und der fallende Ölpreis stehen derzeit einem Anstieg entgegen, die starke physische Investorennachfrage verhindert einen Rückgang.

Platin konnte seit gestern um 30 US-Dollar auf 850 USD je Feinunze steigen. Der größte Autokatalysatorenhersteller, Johnson Matthey, rechnet im laufenden Jahr noch immer mit einem Marktdefizit in Höhe von 240 Tsd. Unzen nach einem Defizit von 120 Tsd. Unzen im Jahr 2007. Die weltweite Nachfrage nach Platin-Katalysatoren soll in diesem Jahr trotz der Krise am Automobilmarkt um 2% auf 4,23 Mio. Unzen steigen. Dennoch will Johnson Matthey nicht ausschließen, dass der Platinpreis bei einer weiteren Verschlechterung der Marktstimmung auf 700 USD je Feinunze fällt. Der Bericht von Johnson Matthey bestätigt unsere Ansicht, dass der Platinpreis einen Boden ausbilden und mittelfristig wieder steigen wird. Die Produktionskürzungen von Anglo Platinum, Impala Platinum und Lonmin sowie anhaltende Schwierigkeiten bei der Stromversorgung in Südafrika sollten den Preis bereits kurzfristig stützen. Ein Risko bleibt die schwierige Lage der Automobilindustrie. Der US-Autoproduzenten sind gestern mit ihrer Bitte um weitere Finanzhilfen in Milliardenhilfe vor dem Kongress zunächst abgeblitzt, was die Stimmung bei Platin belasten könnte.


Industriemetalle

Gestern waren die Bewegungen an den Industriemetallmärkten begrenzt. Der Kupferpreis schwankt bereits seit fünf Tagen in einer relativ engen Bandbreite zwischen 3600 und 3800 Dollar je Tonne. Der auch in den letzten Tagen anhaltende Aufbau der LME-Vorräte – seit Ende Juni haben sich die Lagerbestände mehr als verdoppelt – konnten dem roten Metall nicht weiter zusetzen. Auch die Reaktion auf den gestrigen Einbruch des US-Stimmungsindex für den Wohnungsbaumarkt, den größten Kupferkonsumenten in den USA, und auf die Tatsache, dass nun auch die chinesischen Automobilhersteller nach einem Rettungspaket rufen, fiel begrenzt aus. Beim Kupferpreis, der als klassischer vorlaufender Konjunkturindikator gilt, zeichnet sich eine Bodenbildung ab: wir werten dies als Zeichen, dass viele negativen Nachrichten in den Preisen bereits ausreichend eskomptiert sind.

Der Abschwung in der Stahlindustrie setzt sich mit hohem Tempo fort: Japans Stahlindustrie, die nach China zweitgrößte der Welt, meldet erstmals seit 29 Monaten eine im Vergleich zum Vorjahr rückläufige Rohstahlproduktion: der Output lag im Oktober mit 10,1 Mio Tonnen 2,7% unter dem Vorjahreswert. Bereits vor einigen Tagen hatte China für Oktober einen Rückgang der Rohstahlproduktion um 17% im Vergleich zum Vorjahr auf 35,9 Mio Tonnen gemeldet, dem niedrigsten Niveau seit Mai 2006. In Kasachstan ist die Stahlproduktion in den ersten 10 Monaten um 3,9% zurückgekommen.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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