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Rohstoffmärkte: Weiter abwärts

21.11.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis kennt weiterhin nur eine Richtung: abwärts. Gestern kostete Rohöl der Sorte WTI erstmals seit Januar 2006 weniger als 50 Dollar je Barrel. Schwache Arbeitsmarktdaten in den USA schürten die Rezessionsängste und damit die Sorgen um eine deutliche Abschwächung der Ölnachfrage. Hinzu kamen Meldungen, die ein Überangebot am Markt bestätigen: Schiffsbroker berichten, dass angesichts der derzeit niedrigen Frachtraten die Mineralölgesellschaften dazu übergingen, Supertanker zur Vorratshaltung anzumieten und Rohöl zu parken, um auf eine Preiserholung an den Ölmarkten zu warten.

Derweil berichtet die britische Beratungsfirma Oil Movements, dass die Opec Exporte im Überseehandel (ohne Angola und Ecuador) in den vier Wochen bis 6. Dezember um weitere 200 Tsd. Barrel auf 24,1 Mio Barrel pro Tag fallen werden. Diese für diese Jahreszeit unübliche Bewegung ist ein Indiz für die Umsetzung der Produktionskürzung von 1,5 Mio Barrel pro Tag, welche die OPEC im Oktober beschlossen hatte. Ein Vertreter der Ölindustrie Libyens hat gestern nochmals geäußert, dass man sich auch auf dem informellen Treffen in Kairo auf eine weitere Reduzierung der Förderquoten einigen könnte, sofern sichergestellt sei, dass alle OPEC Staaten die jüngsten Beschlüsse umsetzen würden.

Das Wetter scheint in diesem Jahr wenig zur Stabilisierung des Ölpreises beitragen zu können, auch wenn heute der Wintereinbruch droht. Der nationale Wetterdienst in den USA (NOAA) hat gestern seine mittelfristige Prognose für die Temperaturen in den Wintermonaten vorgelegt: demnach sind im Nordosten der USA durchschnittliche Verhältnisse zu erwarten. In den USA heizen zwar nur noch 8 Mio bzw. 7% aller Haushalte mit Öl. Davon leben aber 6 Mio Haushalte im kälteren Nordosten und insgesamt entfällt immerhin gut ein Fünftel des US-Ölverbrauchs auf die Destillate, die allerdings neben Heizöl auch Dieselprodukte einschließen.

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Angesichts der Verschärfung der Wirtschaftskrise haben wir unsere Ölpreisprognose gesenkt. Wir erwarten jedoch, dass sich der Rohölpreis im ersten Quartal 2009 bei 55 Dollar je Barrel stabilisiert. Die OPEC wird unseres Erachtens mit einer weiteren Drosselung den Markt ins Gleichgewicht bringen.


Edelmetalle

Gold konnte sich gestern abermals dem allgemeinen Abwärtstrend entziehen und heute morgen sogar auf 760 Dollar je Feinunze zulegen. Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen - gestern reduzierte überraschend die Schweizer Notenbank den Leitzins um weitere 100 Basispunkte - gepaart mit einer steigenden Risikoaversion machen Gold zu einem gesuchten Investment. Begrenzt wird das Aufwärtspotenzial allerdings durch die nun von unseren Währungsstrategen erwartete weitere Aufwertung des US-Dollar. Wir haben deshalb unsere Prognose für den Goldpreis nach unten korrigiert und erwarten nun für das erste Quartal im Durchschnitt eine Notierung von 800 Dollar je Feinunze.

Gestern stellte die Beratungsgruppe Gold Fields Mineral Service (GFMS) ihren Interim Silber Report vor. Auch wenn im laufenden Quartal und kommenden Jahr mit einem deutlichen Rückgang der industriellen Nachfrage zu rechnen sei, bleibt man für Silber optimistisch: vor allem die Investmentnachfrage gibt wichtige Impulse: die Zuflüsse in die ETFs sind nach wie vor kräftig und die Münznachfrage auf Rekordhoch.


Industriemetalle

Die Industriemetalle gaben gestern weiter nach. Aluminium fällt trotz der Meldung, dass das norwegische Unternehmen Hydro seine Aluminiumproduktion ab Dezember um 24 Tsd Tonnen senkt, unter 1800 Dollar je Tonne; Kupfer verbilligt sich auf 3500 Dollar je Tonne. Hier belastet zusätzlich der laut International Copper Study Group steigende Überschuss am Kupfermarkt: im August hat das Angebot die Nachfrage saisonbereinigt um 70 Tsd. Tonnen übertroffen. Damit lag der Überschuss in den ersten acht Monaten bei 205 Tsd. Tonnen, gut 50 Tsd. Tonnen höher als im Vorjahr.

Nach den Länderberichten kaum noch überraschend meldet die World Steel Organisation gestern einen dramatischen Rückgang der weltweiten Rohstahlproduktion im Oktober. Die Produktion fiel gegenüber September um 6,9% und lag damit 12,4% unter Vorjahr. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass Baoshan Steel, Chinas gößter Stahlhersteller, seine Preise für kalt-gewalzte Stahlprodukte nach einem Bloomberg-Bericht um weitere 22% reduzieren will.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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