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Warten auf die Bodenbildung

26.11.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis ist gestern erneut unter Druck geraten. WTI notiert bei 51 USD je Barrel, 4 USD niedriger als am Vortag. Schwache Konjunkturdaten aus den USA, der private Konsum schrumpfte so stark wie zuletzt vor 28 Jahren, schürten Sorgen vor einer weiteren Abschwächung der Ölnachfrage. Der Iran hat daher die Nicht-OPEC-Länder zur Kooperation aufgerufen, um den Preisverfall zu stoppen. Norwegen, dessen Produktion ohnehin seit Jahren rückläufig ist, hat dies bereits abgelehnt. Russland will eine Produktionskürzung im Einklang mit der OPEC dagegen nicht ausschließen. Sollte es tatsächlich dazu kommen, wäre dies ein wichtiges Zeichen, denn Russland ist der zweitgrößte Erdölproduzent weltweit. Allerdings mangelt es hierfür an Glaubwürdigkeit. Der russische Staat ist stark auf die Einnahmen aus dem Ölgeschäft angewiesen. So hat man den Exportzoll für russische Ölexporte in den vergangenen Monaten schrittweise von über 70 USD auf 26 USD je Barrel gesenkt, damit es nicht zu Produktionskürzungen und damit einhergehenden Einnahmeausfällen kommt.

Unterstützung könnte der Ölpreis möglicherweise von anderer Seite bekommen. So hat die nigerianische Rebellenorganisation MEND mit dem Ende des einseitigen Waffenstillstandes gedroht und eine Ausweitung der Angriffe auf das ganze Nigerdelta in Aussicht gestellt. Eine erneute Eskalation der Gewalt bei einem der größten Ölexporteure der Welt rechtfertigt aus unserer Sicht einen Risikoaufschlag bei Rohöl.

Die US-Rohöllagerbestände dürften in der vergangenen Woche um 1 Mio. Barrel gestiegen sein. Dies wäre der neunte Anstieg in Folge und könnte den Ölpreis damit belasten. Bei Benzin wird mit einem Lageraufbau um 350 Tsd. Barrel gerechnet, bei den Mitteldestillaten aufgrund der kühleren Temperaturen und des damit gestiegenen Heizbedarfs mit einem Rückgang um 400 Tsd. Barrel. Die Preise für Heizöl dürfte sich daher weiterhin besser entwickeln als die Preise für Rohöl und Benzin.


Edelmetalle

Gold kann sich weiter über 800 USD je Feinunze behaupten. Die Fed gab gestern eine Reihe weiterer Maßnahmen zur Bekämpfung der Kreditkrise bekannt. So sollen Hypothekendarlehen und Konsumentenkredite im Volumen von bis zu 800 Mrd. USD aufgekauft werden. Diese Maßnahmen trugen zu einer deutlichen Schwächung des US-Dollar bei und beflügelten somit den Goldpreis. Der fallende Ölpreis setzte dem Anstieg bei Gold allerdings Grenzen, so dass die Marke von 830 USD nicht überwunden werden konnte.

Die US-Münzanstalt berichtet weiter von Engpässen bei der Lieferung von Gold- und Silbermünzen. Die wöchentliche Zuteilung von American Eagle Gold- und Silbermünzen kann zwar fortgesetzt werden. Die Einführung neuer Münzen muss aber auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr 2009 verschoben werden. Wir erachten einen Ausbruch nach oben in den kommenden Wochen als wahrscheinlicher als einen erneuten Rückgang unter 800 USD.


Industriemetalle

Die trüben Konjunkturaussichten halten die Metallpreise zwar in der Defensive. Anhaltende Produktionskürzungen stehen jedoch einem weiteren Preisrückgang entgegen. Der indonesische Nickelproduzent PT International Indonesia hat sein Produktionsziel für dieses Jahr um 20% reduziert. Bislang ging man von einer Produktion von 77 Tsd. Tonnen aus. Schätzungen zufolge sind 50% der Nickelproduktion bei derzeitigen Preisen nicht profitabel. Wir gehen von weiteren Produktionskürzungen aus.

Auch zwingt das niedrige Preisniveau bei Zink weitere Produzenten zu Kürzungen: Gestern meldete das australische Bergbauunternehmen Oz Minerals einen geplanten Rückgang der Produktion im kommenden Jahr um 20 Tsd. Tonnen auf 485 Tsd. Tonnen. Auch der weltgrößte Zinkproduzent Nyrstar NV will seine Produktion kürzen. Insgesamt beläuft sich der Produktionsausfall in 2008 und der ersten Jahreshälfte 2009 auf 155 Tsd. Tonnen. Die drohende Verknappung des Angebots wird den Preis stützen und trägt bereits jetzt zur Stabilisierung bei: seit Mitte Oktober schwanken die Zinkpreise in einer engen Bandbreite zwischen 1100 und 1300 Dollar je Tonne, was verglichen mit dem 20%-igen Preisrückgang beim LME Metallpreisindex im gleichen Zeitraum eine beachtliche relative Stärke ist.

Bei Kupfer gab es dagegen bislang kaum Meldungen über Produktionskürzungen. Der australische Bergbaukonzern Straits Resources senkt nun aufgrund des Preisverfalls bei Kupfer das Produktionsziel für 2009 in der Tritton Mine in Australien auf 2.200 Tonnen pro Monat. Gleichzeitig soll die Ausweitung der Produktionskapazitäten auf 35 Tsd. Tonnen pro Jahr ausgesetzt werden. Der weltweit siebtgrößte Kupferproduzent Southern Copper plant dagegen keine Produktionskürzungen. Bei Preisen über 90 US-Cents je Pfund (knapp 2.000 USD je Tonne) würden die Minen in Peru und Mexiko profitabel arbeiten. Beim derzeitigen Preisniveau würde dies einen weiteren Rückgang um 45% implizieren.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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