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Ölpreis fällt nach OPEC-Entscheidung

01.12.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist am Morgen bis auf 52 USD je Barrel gefallen. Marktteilnehmer, welche darauf spekuliert hatten, dass die OPEC bei ihrem informellen Treffen die Fördermenge kürzt, wurden enttäuscht und schließen daher ihre Long-Positionen. Wie nicht anders zu erwarten, hat die OPEC auf ihrem informellen Treffen am Wochenende entschieden, die Fördermenge zunächst beizubehalten. Für das offizielle Treffen am 17. Dezember im algerischen Oran wurde aber eine nochmalige Produktionskürzung um 1-1,5 Mio. Barrel pro Tag in Aussicht gestellt.

Laut Saudi-Arabien wäre eine weitere Produktionskürzung gar nicht mehr notwendig und der Ölpreis würde auch so auf 70-80 USD steigen, wenn die bisherigen Kürzungen von den OPEC-Mitgliedern zu 80% umgesetzt würden. Die eigentliche Überraschung war eine andere: Saudi-Arabien nannte ein Ölpreisniveau von 75 USD je Barrel als "fair" und bezog sich dabei auf die aktuellen Grenzkosten für neue Projekte wie die Gewinnung von Rohöl aus Ölsanden in Kanada. Da es selbst aber zu deutlich niedrigeren Kosten produziert, dürften es auch andere Gründe geben.

So hat auch Saudi-Arabien die Staatsausgaben in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet und ist daher auf einen höheren Ölpreis angewiesen. Erst in der vergangenen Woche hat Saudi-Arabien bekräftigt, trotz des Ölpreisrückgangs an den geplanten Entwicklungsprojekten festzuhalten und die Staatsausgaben 2009 weiter auszuweiten. Entsprechend dürfte auch der benötigte Ölpreis steigen. Derzeit benötigt Saudi-Arabien Schätzungen zufolge einen Ölpreis von 50-55 USD, um seinen Staatshaushalt und seine Leistungsbilanz im Gleichgewicht zu halten. Wir sehen uns durch die OPEC-Äußerungen darin bestätigt, dass das weitere Abwärtspotenzial für den Ölpreis begrenzt ist. Die Daten zur Marktpositionierung werden aufgrund des US-Feiertages in der vergangenen Woche erst heute Abend veröffentlicht.


Edelmetalle

Der Goldpreis verlor seit Freitag 10 US-Dollar und nähert sich damit der Marke von 800 USD je Feinunze. Der fallende Ölpreis und der feste US-Dollar sind dabei die wichtigsten Belastungsfaktoren. Gegenüber den meisten anderen Währungen notiert Gold noch immer in Schlagdistanz zu den Rekordhochs, was als Indikator für die relative Stärke von Gold gesehen werden kann. Ein fallender Ölpreis und ein steigender US-Dollar könnten Gold kurzzeitig weiter drücken. Einen nachhaltigen Rückgang unter 800 USD je Feinunze erwarten wir allerdings nicht.

So haben sich die Spannungen zwischen den verfeindeten Atommächten Indien und Pakistan nach den Terroranschlägen in Mumbai in der vergangenen Woche verschärft, was sich in einer steigenden Risikoaversion und einer stärkeren Nachfrage nach sicheren Häfen wie Gold niederschlagen sollte. Die russische Goldproduktion ist in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres auf 152,54 Tonnen gestiegen. Dies entspricht einem Anstieg um 9,8% gegenüber dem Vorjahr.

Die russische Goldproduktion dürfte damit in diesem Jahr erstmals seit fünf Jahren einen Anstieg verzeichnen. Dies dürfte aber kaum ausreichen, um den Rückgang in anderen wichtigen Produzentenländern wie Südafrika oder Australien auszugleichen. So fiel die Goldproduktion in Südafrika im dritten Quartal um 16,2% gegenüber dem Vorjahr auf 55,7 Tonnen. Platin fällt heute Morgen um 6% auf 830 USD je Feinunze. Die Kfz-Verkäufe in Japan verzeichneten im November mit einem Rückgang um 27,3% gegenüber dem Vorjahr den stärksten Einruch aller Zeiten und schürten damit Sorgen vor einer weiteren Abschwächung der Nachfrage nach Platin-Katalysatoren.


Industriemetalle

Schlechte Nachrichten für die Industriemetalle gab es heute aus China. Der Einkaufsmanagerindex ist im November auf ein Rekordtief von 38,8 gefallen und deutet damit auf eine Kontraktion im Verarbeitenden Gewerbe hin. China ist der weltgrößte Verbraucher der meisten Industriemetalle.

Die Kupferproduktion in Chile, dem weltweit größten Kupferproduzenten, sank im Oktober um 7% gegenüber dem Vorjahr auf knapp 451 Tsd. Tonnen. In den ersten zehn Monaten wurden 4,456 Mio. Tonnen Kupfer produziert, was einem Rückgang um 3,5% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im Unterschied zu den anderen Industriemetallen hat es bei Kupfer noch keine nennenswerten Ankündigungen von Produktionskürzungen gegeben. Grund für den Rückgang der chilenischen Kupferproduktion sind auch nicht Produktionskürzungen, sondern geringere Erzgehalte und technische Probleme in den beiden wichtigsten Kupferminen Escondida und Chuquicamanta. Entsprechend darf dieser Produktionsrückgang auch nicht als Indiz dafür gesehen werden, dass das kritische Preisniveau für die Profitabilität der Produktion schon erreicht ist.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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