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Rohstoffe weiter auf Talfahrt

04.12.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis fällt weiter. WTI kostet nur noch 45 USD je Barrel, so wenig wie zuletzt im Februar 2005. Selbst ein überraschender Rückgang der Lagerbestände in den USA konnte den Preisverfall nicht stoppen. Die Rohöllagerbestände sanken in der vergangenen Woche um 456 Tsd. Barrel. Dies war der erste Rückgang seit 10 Wochen. Ausschlaggebend waren deutlich schwächere Rohölimporte. Die Raffinerien verarbeiteten dagegen weniger Rohöl und die Auslastung der Raffinerien fiel überraschend deutlich um 1,8 Prozentpunkte. Offensichtlich reagieren die Raffinierien auf die schwache Nachfrage und passen die Produktion nach unten an. Es ist daher nicht auszuschließen, dass die Importe dank gut gefüllter Lager (5% über dem 5-Jahresdurchschnitt) in den kommenden Wochen weiter zurückgehen. Dies dürfte sich negativ auf die Ölnachfrage und den Ölpreis auswirken.

Die Benzinlagerbestände fielen in der vergangenen Woche überraschend um 1,5 Mio. Barrel. Die Benzinnachfrage hat sich zuletzt wieder etwas belebt, nachdem die Tankstellenpreise unter 2 USD je Gallone gefallen sind. Die Lagerbestände bei den Destillaten gingen um 1,7 Mio. Barrel zurück, was mit den kühleren Temperaturen und der damit einhergehenden stärkeren Nachfrage nach Heizöl erklärt werden kann. Die Nachfrage nach Ölprodukten lag in den vergangenen vier Wochen dennoch 6,2% unter dem Niveau des Vorjahres. Die Rohölverarbeitung in China dürfte im Dezember auf den niedrigsten Stand seit 20 Monaten fallen. Die chinesischen Raffinerien planen einer Reuters-Umfrage zufolge nur noch täglich 2,31 Mio. Barrel Rohöl zu verarbeiten, 5% weniger als im November. Die robuste Nachfrage aus China war bis zuletzt ein stabilisierender Faktor für die weltweite Ölnachfrage. Wir sind der Meinung, dass die Angebotsrückgänge (OPEC, Russland) dazu beitragen werden, den Ölpreis zu stabilisieren.

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Edelmetalle

Gold hat gestern im Tagesverlauf 2% nachgegeben und ist im Tief bis auf 765 USD je Feinunze gefallen. Der feste US-Dollar und der fallende Ölpreis stellen weiter die Hauptbelastungsfaktoren für den Goldpreis dar. Impulse könnten heute von den Zinsentscheidungen der Bank von England und der EZB ausgehen. In beiden Fällen ist mit deutlichen Zinssenkungen zu rechnen, vor allem nachdem die schwedische und die neuseeländische Zentralbank die Zinsen am Morgen deutlich senkten. Die zuletzt stark gefallene Inflation hatte zu einem Anstieg der Realzinsen geführt und damit den Goldpreis belastet. Kräftige Zinssenkungen sind daher positiv für Gold, weil dadurch die Opportunitätskosten der Goldhaltung wieder sinken.

Die chinesische Goldproduktion dürfte in diesem Jahr nach Angaben des chinesischen Goldverbandes auf 276 Tonnen steigen, nach 270,5 Tonnen im Jahr 2007. Dies ist der geringste Anstieg seit Jahren. China ist der einzige große Goldproduzent mit steigender Produktion. Gleichzeitig rechnet die Researchgruppe GFMS damit, dass China mittel- bis langfristig Gold kaufen wird, um seine Devisenreserven zu diversifizieren. Wir erachten die derzeitige Schwäche als vorübergehend und rechnen mittelfristig mit einem deutlich steigenden Goldpreis.


Industriemetalle

Auch bei den Industriemetallen setzte sich die Abwärtstendenz fort: Aluminium, Kupfer, Blei und Nickel verzeichneten neue mehrjährige Tiefstände. Blei ist unter die Marke von 1.000 Dollar je Tonne gefallen, nachdem die Landesregierung West Australiens der kanadischen Firma Ivernia die Erlaubnis erteilte, 8.000 Tonnen Bleikonzentrat zu verschiffen, die im Hafen von Esperance gelagert worden waren. Umweltschutzvorschriften hatten im vergangenen Jahr zu einem Exportstopp von Blei geführt. Die Minenförderung in der Magellan Mine, auf die knapp 3% der Weltminenproduktion entfiel, wurde daraufhin eingestellt. Festzuhalten ist aber, dass damit nur ein erster kleiner Schritt in Richtung Wiederaufnahme der Förderung gemacht wurde. Ivernia wartet weiterhin auf die Exportlizenz von weiteren 21 Tsd. Bleikonzentrat im Hafen von Freemantle. Außerdem wies die Firma darauf hin, dass es vier Monate dauern würde, weitere 23 Tsd. Tonnen bereits gefördertes Blei zu verschiffen. Dennoch: das zusätzliche Angebot belastet den Markt. Weiter steigende LME-Lagerbestände werden damit wahrscheinlicher.

Das amerikanische Unternehmen Freeport McMoRan, das zu den führenden Kupferproduzenten der Welt zählt, hat seine Produktionsprognose für Kupfer nach unten revidiert. Im kommenden Jahr will man mit 1,9 Mio Tonnen knapp 5% und 2010 bei gleichem Produktionsniveau 11% weniger produzieren als geplant. Im Gegensatz zu anderen Industriemetallen hatte es bislang nur vereinzelt Nachrichten über Produktionskürzungen am Kupfermarkt gegeben. Nun scheint sich auch hier die Situation zu drehen.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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