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Neue Tiefstände

05.12.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Abwärtstendenz am Ölmarkt setzte sich gestern fort: Rohöl der Sorte WTI kostete nur noch knapp 44 Dollar je Barrel. Damit zeichnet sich für diese Woche mit einem Verlust um rund 19% der stärkste prozentuale Preisrückgang im Wochenvergleich seit März 2003 ab. Vor allem Nachfragesorgen angesichts abermals schwacher Konjunkturdaten aus den USA belasteten. Auch die Meldung über ein Feuer in der größten Raffinerie Europas, der Pernis Raffinerie von Shell, konnte den Preisverfall nicht stoppen, zumal sich der Schaden schnell eingrenzen ließ. Wir sind weiterhin der Ansicht, dass die Ölpreise derzeit nach unten überschiessen, eine Einschätzung, die gestern der Direktor der Internationalen Energieagentur Tanaka in einem Reuters Interview teilte. Die Angebotskürzungen der OPEC werden dazu beitragen, den Ölpreis zu stabilisieren.

China will voraussichtlich zum Jahreswechsel sein System für die Benzinpreise reformieren: nachdem in der ersten Jahreshälfte die Preise nur graduell angehoben wurden, die Preise deutlich unter den Weltmarktpreisen lagen und die Raffinerien stark subventioniert werden mussten, sind die Preise seit Juni nicht mehr angepasst worden. Damit sind die Benzinpreise derzeit in China 50% höher als in den USA. Es zeichnet sich ab, dass China den Raffinerien mehr Möglichkeiten der Preisgestaltung geben will, sofern die Weltmarktpreise unter 80 Dollar je Barrel liegen, wobei zugleich Steuern an den Tankstellen eingeführt werden sollen.

Gas der Sorte Henry Hub fiel gestern nach der Bekanntgabe der Lagerbestandsdaten deutlich um 40 Cents je MMBtu und kostet damit erstmals seit 14 Monaten weniger als 6 Dollar je MMBtu. Die Lagerbestände fielen wie saisonüblich in der Woche zum 28. November, aber weniger stark als vom Konsens erwartet. Sie liegen immerhin 2,1% über dem Fünf-Jahresdurchschnitt. Vor allem die geringere Nachfrage aus der Industrie belastet.


Edelmetalle

Gold kann sich in einem Umfeld fallender Rohstoffnotierungen weiterhin gut behaupten und notiert heute morgen wenig verändert bei 770 Dollar je Feinunze. Unterstützung gab die Zinssenkungsrunde in Europa sowie in Neuseeland, weil sich damit die Opportunitätskosten der Goldhaltung reduzieren. Hinzu kam, dass der Euro von dem bislang größten Zinsschritt in der Geschichte der EZB profitieren kann, weil sich daran Hoffnungen an eine schnellere Überwindung der Wirtschaftskrise knüpfen.

Die Metalle der Platingruppe tendieren angesichts des noch immer in der Schwebe hängenden Rettungspaketes für die US- Autobauer seitwärts. Bemerkenswert ist, dass der Platin ETF der Zürcher Kantonalbank bis zuletzt deutliche Zuflüsse verzeichnen kann. Immerhin ist das Volumen seit Juni von 60 Tsd. Unzen auf gut 100 Tsd. Unzen gestiegen. Offensichtlich suchen die Schweizer trotz fallender Preise Zuflucht in realen Werten. Der nach wie vor größere Platin ETF von ETF Securities hatte dagegen im gleichen Zeitraum kräftige Abflüsse von über 250 Tsd. Unzen zu verzeichnen, kann sich aber auch am aktuellen Rand bezüglich des Fondsvolumens stabilisieren.


Industriemetalle

Die plötzliche deutliche Verlangsamung der Nachfrage nach Industriemetallen schlägt sich auch in einem höheren Bedarf an Lagerkapazitäten nieder: die Londoner Metallbörse LME hat gestern die Liste der lizensierten Lagerhäuser verlängert, um zusätzliche Kapazitäten zu schaffen. Ausschlaggebend für die Engpässe dürften nicht zuletzt die dramatisch gestiegenen Aluminiumvorräte sein. Diese sind seit Ende Juni um knapp 800 Tsd. Tonnen auf 1,86 Mio Tonnen gestiegen. Die Aluminiumpreise sind entsprechend stark unter Druck. Mit 1540 Dollar je Tonne schließt Aluminium gestern auf dem niedrigsten Stand seit knapp 4 Jahren. Zusätzlich belastet die Diskussion, dass China die Exportsteuern für Aluminium nicht nur von 15% auf 5% senken, sondern eventuell sogar ganz abschaffen könnte.

Nickel kann sich gestern gegen den Trend behaupten und tendiert seitwärts. Unterstützung gibt die Ankündigung des brasilianischen Minengiganten Vale, den weltweit zweitgrößten Nickelförderer, die Produktion in Kanada teilweise zu kürzen. Die Nickelproduktion von 8.000 Tonnen jährlich der Copper Cliff Süd Mine in der Region Sudbury wird vorest eingestellt und die Entwicklung eines weiteren Projektes verzögert. Auch Xstrata, das Schweizer Minenunternehmen, meldet eine Reduzierung der Nickelproduktion: die Arbeiten in der Falcondo Nickel Mine, Dominikanische Republik, bleiben weiterhin ausgesetzt. Ausserdem wird die Zinkproduktion in Australien reduziert. Die zahlreichen Produktionskürzungen werden u.E. helfen, den Preisverfall bei den Industriemetallen zu stoppen.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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