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11.12.2008 | Eugen Weinberg
Energie
Es war ein äußerst volatiler Tag am Ölmarkt: Rohöl der Sorte WTI fiel nach der Bekanntgabe der Lagerbestandsdaten zunächst auf 42 Dollar je Barrel zurück, konnte jedoch im weiteren Handelsverlauf wieder auf 46 Dollar je Barrel zulegen. Die implizite Volatilität bei den Kauf-Optionen auf den nächstfälligen Kontrakt an der NYMEX ist so hoch wie nie zuvor. Tägliche Schwankungen zwischen 3 und 5 Dollar sind zwar seit einiger Zeit nichts Ungewöhnliches, aber aufgrund des niedrigeren Preisniveaus ist die prozentuale Veränderung heute deutlich höher.
Aktuell notiert amerikanisches Leichtöl wieder bei 44 Dollar. Die Lagerbestandsdaten waren Öl ins Feuer der Bären: zwar blieb die Zunahme der Rohölvorräte mit nur 392 Tsd. Barrel hinter den Erwartungen zurück. Aber der Aufbau der Benzinlager um 3,2 Mio Barrel und vor allem die Zunahme der Mitteldestillate um 5,6 Mio Barrel waren deutlich höher als erwartet. Die Reichweite der Lagerbestände für Destillate sprang auf über 33 Tage. Die zuletzt eher hohen Raffineriemargen für Heizöl gerieten stark unter Druck und fielen um knapp 3 Dollar. Ausschlaggebend für den Anstieg der Lagerbestände für Produkte war ein starker Anstieg der Kapazitätsauslastung bei den Ölraffinerien um 3,1 Prozentpunkte.
Bereits im Vorgriff auf die nächste Woche anstehende OPEC Entscheidung hat Saudi-Arabien seinen Kunden deutliche Kürzungen für Januar in Aussicht gestellt. Der Ölminister des Landes, al-Naimi, sagte zudem, dass sein Land bereits im November nur noch 8,49 Mio Barrel pro Tag gefördert habe, was deutlich unter den bisherigen Schätzungen von rund 9 Mio Barrel pro Tag liegt. Vor diesem Hintergrund kann eine Kürzung der OPEC Fördermenge auf der Sitzung am 17.Dezember als nahezu sicher gelten. Wir gehen davon aus, dass die Verknappung des Angebots zur Stabilisierung des Marktes beitragen wird.
Dies gilt umso mehr, als dass die International Energy Agency gemäß der heute vorgelegten Prognose nach wie vor einen Anstieg der Rohölnachfrage in 2009 um 400 Tsd. Barrel pro Tag erwartet. Für das laufende Jahr hat die IEA ihre Schätzungen allerdings nach unten angepasst: mit einem Rückgang der Nachfrage um 200 Tsd. Barrel pro Tag sollte der weltweite Ölverbrauch in diesem Jahr erstmals seit 1983 rückläufig sein.
Edelmetalle
Gold profitiert stärker als andere Rohstoffe von der Schwäche des US-Dollar, der gegenüber dem Euro erstmals seit Mitte Oktober über 1,31 notiert. Daraufhin sprang der Goldpreis über 800 USD und liegt derzeit bei 822 USD je Feinunze. Wir halten einen weiteren Anstieg bei Gold ungeachtet der derzeit fallenden Inflationsraten, die vor allem auf dem Rückgang der Energiepreise beruhen, für wahrscheinlich. Zwar berichtet Abu Dhabi einen Rückgang der Goldschmucknachfrage um 20% im November.
Allerdings ist dies angesichts der sehr hohen Umsätze im November und der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, die auch die Schmucknachfrage eindämmt, nicht überraschend. Vielmehr rechnen wir damit, dass sich Gold weiter vom allgemeinen Rohstofftrend ablöst und allmählich seinem Status als sicherer Hafen in den Krisenzeiten gerecht wird, wobei die Nachfrage der Investoren weiterhin massiv zunehmen sollte.
Industriemetalle
Dank einer allgemein besseren Stimmung konnten auch die Industriemetalle gestern leicht zulegen. Dabei waren die fundamentale Daten alles andere als positiv, denn erstmals seit sieben Jahren sind die Exporte Chinas im Vorjahresvergleich gesunken; sie fielen um 2,2%, am Markt war noch mit einem Anstieg um 14,8% gerechnet worden. Auch die Einfuhren sind eingebrochen. Die Importe fielen im November sogar um knapp 18% im Vergleich zum Vorjahr. Damit zeichnet sich ab, dass sich die chinesische Wirtschaft dem Abwärtssog des Industrieländer schlechter entziehen kann als zunächst erhofft.
Für die einzelnen Rohstoffe liegen bislang nur die Handelszahlen für Kupfer und Aluminium vor. Die Einfuhr von unverarbeitetem Kupfer und Kupferprodukten hat sich gegenüber Oktober weiter abgeschwächt und lag in den ersten 11 Monaten des Jahres 8% unter Vorjahr; dagegen legte der Export von unverarbeitetem Aluminium im gleichen Zeitraum noch 56% zu.
Derweil reissen die Meldungen über die Produktionskürzungen nicht ab: Der indische Aluminiumhersteller Malco, der zur Vedanta Unternehmensgruppe gehört, wird mit sofortiger Wirkung seine Aluminiumproduktion mit einer Kapazität von 40 Tsd. Tonnen einstellen. Das australische Bergbauunternehmen Mincor Resources hat angekündigt, die Arbeiten in der Miitel Nickelmine, Westaustralien, auszusetzen. Bislang wurden hier monatlich 20 Tsd Tonnen Nickelerze (2,5%) gefördert.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Es war ein äußerst volatiler Tag am Ölmarkt: Rohöl der Sorte WTI fiel nach der Bekanntgabe der Lagerbestandsdaten zunächst auf 42 Dollar je Barrel zurück, konnte jedoch im weiteren Handelsverlauf wieder auf 46 Dollar je Barrel zulegen. Die implizite Volatilität bei den Kauf-Optionen auf den nächstfälligen Kontrakt an der NYMEX ist so hoch wie nie zuvor. Tägliche Schwankungen zwischen 3 und 5 Dollar sind zwar seit einiger Zeit nichts Ungewöhnliches, aber aufgrund des niedrigeren Preisniveaus ist die prozentuale Veränderung heute deutlich höher.
Aktuell notiert amerikanisches Leichtöl wieder bei 44 Dollar. Die Lagerbestandsdaten waren Öl ins Feuer der Bären: zwar blieb die Zunahme der Rohölvorräte mit nur 392 Tsd. Barrel hinter den Erwartungen zurück. Aber der Aufbau der Benzinlager um 3,2 Mio Barrel und vor allem die Zunahme der Mitteldestillate um 5,6 Mio Barrel waren deutlich höher als erwartet. Die Reichweite der Lagerbestände für Destillate sprang auf über 33 Tage. Die zuletzt eher hohen Raffineriemargen für Heizöl gerieten stark unter Druck und fielen um knapp 3 Dollar. Ausschlaggebend für den Anstieg der Lagerbestände für Produkte war ein starker Anstieg der Kapazitätsauslastung bei den Ölraffinerien um 3,1 Prozentpunkte.
Bereits im Vorgriff auf die nächste Woche anstehende OPEC Entscheidung hat Saudi-Arabien seinen Kunden deutliche Kürzungen für Januar in Aussicht gestellt. Der Ölminister des Landes, al-Naimi, sagte zudem, dass sein Land bereits im November nur noch 8,49 Mio Barrel pro Tag gefördert habe, was deutlich unter den bisherigen Schätzungen von rund 9 Mio Barrel pro Tag liegt. Vor diesem Hintergrund kann eine Kürzung der OPEC Fördermenge auf der Sitzung am 17.Dezember als nahezu sicher gelten. Wir gehen davon aus, dass die Verknappung des Angebots zur Stabilisierung des Marktes beitragen wird.
Dies gilt umso mehr, als dass die International Energy Agency gemäß der heute vorgelegten Prognose nach wie vor einen Anstieg der Rohölnachfrage in 2009 um 400 Tsd. Barrel pro Tag erwartet. Für das laufende Jahr hat die IEA ihre Schätzungen allerdings nach unten angepasst: mit einem Rückgang der Nachfrage um 200 Tsd. Barrel pro Tag sollte der weltweite Ölverbrauch in diesem Jahr erstmals seit 1983 rückläufig sein.
Edelmetalle
Gold profitiert stärker als andere Rohstoffe von der Schwäche des US-Dollar, der gegenüber dem Euro erstmals seit Mitte Oktober über 1,31 notiert. Daraufhin sprang der Goldpreis über 800 USD und liegt derzeit bei 822 USD je Feinunze. Wir halten einen weiteren Anstieg bei Gold ungeachtet der derzeit fallenden Inflationsraten, die vor allem auf dem Rückgang der Energiepreise beruhen, für wahrscheinlich. Zwar berichtet Abu Dhabi einen Rückgang der Goldschmucknachfrage um 20% im November.
Allerdings ist dies angesichts der sehr hohen Umsätze im November und der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, die auch die Schmucknachfrage eindämmt, nicht überraschend. Vielmehr rechnen wir damit, dass sich Gold weiter vom allgemeinen Rohstofftrend ablöst und allmählich seinem Status als sicherer Hafen in den Krisenzeiten gerecht wird, wobei die Nachfrage der Investoren weiterhin massiv zunehmen sollte.
Industriemetalle
Dank einer allgemein besseren Stimmung konnten auch die Industriemetalle gestern leicht zulegen. Dabei waren die fundamentale Daten alles andere als positiv, denn erstmals seit sieben Jahren sind die Exporte Chinas im Vorjahresvergleich gesunken; sie fielen um 2,2%, am Markt war noch mit einem Anstieg um 14,8% gerechnet worden. Auch die Einfuhren sind eingebrochen. Die Importe fielen im November sogar um knapp 18% im Vergleich zum Vorjahr. Damit zeichnet sich ab, dass sich die chinesische Wirtschaft dem Abwärtssog des Industrieländer schlechter entziehen kann als zunächst erhofft.
Für die einzelnen Rohstoffe liegen bislang nur die Handelszahlen für Kupfer und Aluminium vor. Die Einfuhr von unverarbeitetem Kupfer und Kupferprodukten hat sich gegenüber Oktober weiter abgeschwächt und lag in den ersten 11 Monaten des Jahres 8% unter Vorjahr; dagegen legte der Export von unverarbeitetem Aluminium im gleichen Zeitraum noch 56% zu.
Derweil reissen die Meldungen über die Produktionskürzungen nicht ab: Der indische Aluminiumhersteller Malco, der zur Vedanta Unternehmensgruppe gehört, wird mit sofortiger Wirkung seine Aluminiumproduktion mit einer Kapazität von 40 Tsd. Tonnen einstellen. Das australische Bergbauunternehmen Mincor Resources hat angekündigt, die Arbeiten in der Miitel Nickelmine, Westaustralien, auszusetzen. Bislang wurden hier monatlich 20 Tsd Tonnen Nickelerze (2,5%) gefördert.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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