Psychologie beherrscht nach wie vor den Markt
12.12.2008 | Eugen Weinberg
Energie
Der russische Präsident Medwedew kann nicht ausschliessen, dass Russland der OPEC beitreten und auch das Produktionsvolumen reduzieren wird. Wir interpretieren dies als psychologische Kriegsführung, wobei die Gefahren einer verstärkten Zusammenarbeit Russlands mit der OPEC schwer zu unterschätzen sind. Schliesslich ist Russland jetzt mit 10 Mio. Barrel Tagesproduktion nicht nur der größte Ölproduzent, sondern nach den letzten Kürzungen seitens Saudi-Arabiens auch der weltgrößte Ölexporteur weltweit. Wir halten dennoch den Beitritt Russlands zum Kartell für äußerst unwahrscheinlich. Zu unterschiedlich sind die Zielsetzungen, wobei Russland am liebsten nur von den OPEC-Kürzungen profitieren würde. Auch im Hinblick auf eine mögliche Doppelspitze ist die Konstellation schwer vorstellbar.
Dennoch zeigte die Ankündigung eine positive Wirkung, ebenso wie die Mitteilung von Saudi-Arabien, dass man die Produktion stärker gedrosselt hat als erwartet und die Tagesproduktion sogar unter 8,5 Mio. Barrel fiel. Die Nachricht, dass sich die OPEC an die vereinbarten Quoten hält, gepaart mit einer Stärke des US-Dollar - die amerikanische Währung fiel gegenüber dem Euro auf 1,34 EUR/USD - hat zu einem fulminanten Anstieg beim Ölpreis beigetragen, wobei der WTI-Ölpreis auf 49 USD bzw. 11% in der Spitze gestiegen ist. Heute gibt der Ölpreis wieder nach und notiert bei rund 46 USD, nachdem gestern der US-Senat das Rettungspaket für die Autobranche überraschend abgelehnt hat. Dennoch macht uns die Tatsache zuversichtlich, dass der Ölpreis trotz dieser Meldungen sowie "negativer" Lagerbestandsstatistiken am Mittwoch stark zulegen konnte.
Der Ölpreis scheint einen längerfristigen Boden zu bilden, auch wenn starke Preissteigerungen aufgrund der schwachen Konjunktur weltweit der Vergangenheit angehören sollten. Sollte jedoch auf dem OPEC-Treffen in Algerien nächste Woche eine Produktionskürzung von mehr als 1,5 Mio. Barrel vereinbart werden, dürfte der Ölpreis bereits kurzfristig die Marke von 50 USD überwinden können.
Im Gegensatz zum Ölpreis fällt der US-Gaspreis immer weiter und notiert derzeit für die Wintersaison ungewöhnlich niedrig bei unter 5,5 USD/MMBtu. Zu einem belastet die übergeordnete Schwäche des Ölpreises. Zum anderen geht der Abbau der Lagerbestände für Erdgas in den USA nur schleppend voran, wobei diese in der Vorwoche um lediglich 64 Mrd. Kubikfuß bzw. 2% statt den erwarteten 85 Mrd. Kubikfuß zurückgingen.
Edelmetalle
Nun ist es amtlich: zum ersten Mal seit genau 12 Jahren - bevor Platin eine verstärkte Verwendung in den Autoabgaskatalysatoren gefunden hatte - kostet eine Unze Gold mehr als eine Unze Platin. Dies zeigt das Sicherheitsbedürfnis der Marktteilnehmer. Außerdem setzen das Ausbleiben des Rettungspakets für die US-Autobranche und die allgemeine negative Stimmung am Markt die Platinpreise unter Druck. Da diese jedoch mittlerweile unter den Produktionskosten liegen, werden die Produzenten ihren Output reduzieren.
Gleichzeitig bleibt die Nachfrage nach Dieselpartikelfiltern hoch und angesichts der Einführung der Euro 5 Emmissionsnormen für Leichtnutzfahrzeuge, sollte die Nachfrage im nächsten Jahr weiter zulegen. Wir rechnen nicht mit einem Rückgang bei Platin unter 800 USD je Unze. Aktuell notiert Platin bei 822 USD.
Industriemetalle
Das Scheitern des Rettungspakets für die US Autobauer hat auch die stark im Transportwesen verwendeten Industriemetalle Kupfer und Aluminium deutlich unter Druck gesetzt. Kupfer notiert heute morgen mit 3100 Dollar je Tonne 7% niedriger als im Tageshoch, Aluminium fällt leicht zurück Richtung 1500 Dollar je Tonne. Hier stützt die Ankündigung des weltgrößten Aluminiumproduzenten UC Rusal, auf den 12% der weltweiten Aluminiumproduktion entfallen, ältere Produktionslinien stillzulegen. Damit wird die Produktion um 100 Tsd. Tonnen bzw. 2% reduziert.
Der Nickelpreis, der sich in den letzten acht Tagen mit einem Anstieg um mehr als 20% überproportional kräftig erholen konnte, gibt auch gestern nur leicht ab. Offensichtlich setzt sich auch am Markt die Meinung durch, dass nach dem starken Preisverfall angesichts der immensen Produktionskürzungen nun der Boden gefunden sein sollte. Zuletzt hatte der kanadische Nickelproduzent FNX angekündigt, seine Förderung von Nickelerzen in der SudburyRegion einzustellen.
China stemmt sich mit weiteren Maßnahmen gegen den Abschwung: Der Minister für Industrie und Informationtstechnologie kündigt höhere Steuerrückerstattungen für Stahlexporte an und stellt den Aufbau einer nationalen Reserve für Stahl in Aussicht. Sofern ein solcher Vorratsaufbau realisiert würde, könnte der Abschwung bei Stahl abgefedert werden, während der Staat den Vorteil hätte, bei niedrigen Preisen Vorräte aufzubauen.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der russische Präsident Medwedew kann nicht ausschliessen, dass Russland der OPEC beitreten und auch das Produktionsvolumen reduzieren wird. Wir interpretieren dies als psychologische Kriegsführung, wobei die Gefahren einer verstärkten Zusammenarbeit Russlands mit der OPEC schwer zu unterschätzen sind. Schliesslich ist Russland jetzt mit 10 Mio. Barrel Tagesproduktion nicht nur der größte Ölproduzent, sondern nach den letzten Kürzungen seitens Saudi-Arabiens auch der weltgrößte Ölexporteur weltweit. Wir halten dennoch den Beitritt Russlands zum Kartell für äußerst unwahrscheinlich. Zu unterschiedlich sind die Zielsetzungen, wobei Russland am liebsten nur von den OPEC-Kürzungen profitieren würde. Auch im Hinblick auf eine mögliche Doppelspitze ist die Konstellation schwer vorstellbar.
Dennoch zeigte die Ankündigung eine positive Wirkung, ebenso wie die Mitteilung von Saudi-Arabien, dass man die Produktion stärker gedrosselt hat als erwartet und die Tagesproduktion sogar unter 8,5 Mio. Barrel fiel. Die Nachricht, dass sich die OPEC an die vereinbarten Quoten hält, gepaart mit einer Stärke des US-Dollar - die amerikanische Währung fiel gegenüber dem Euro auf 1,34 EUR/USD - hat zu einem fulminanten Anstieg beim Ölpreis beigetragen, wobei der WTI-Ölpreis auf 49 USD bzw. 11% in der Spitze gestiegen ist. Heute gibt der Ölpreis wieder nach und notiert bei rund 46 USD, nachdem gestern der US-Senat das Rettungspaket für die Autobranche überraschend abgelehnt hat. Dennoch macht uns die Tatsache zuversichtlich, dass der Ölpreis trotz dieser Meldungen sowie "negativer" Lagerbestandsstatistiken am Mittwoch stark zulegen konnte.
Der Ölpreis scheint einen längerfristigen Boden zu bilden, auch wenn starke Preissteigerungen aufgrund der schwachen Konjunktur weltweit der Vergangenheit angehören sollten. Sollte jedoch auf dem OPEC-Treffen in Algerien nächste Woche eine Produktionskürzung von mehr als 1,5 Mio. Barrel vereinbart werden, dürfte der Ölpreis bereits kurzfristig die Marke von 50 USD überwinden können.
Im Gegensatz zum Ölpreis fällt der US-Gaspreis immer weiter und notiert derzeit für die Wintersaison ungewöhnlich niedrig bei unter 5,5 USD/MMBtu. Zu einem belastet die übergeordnete Schwäche des Ölpreises. Zum anderen geht der Abbau der Lagerbestände für Erdgas in den USA nur schleppend voran, wobei diese in der Vorwoche um lediglich 64 Mrd. Kubikfuß bzw. 2% statt den erwarteten 85 Mrd. Kubikfuß zurückgingen.
Edelmetalle
Nun ist es amtlich: zum ersten Mal seit genau 12 Jahren - bevor Platin eine verstärkte Verwendung in den Autoabgaskatalysatoren gefunden hatte - kostet eine Unze Gold mehr als eine Unze Platin. Dies zeigt das Sicherheitsbedürfnis der Marktteilnehmer. Außerdem setzen das Ausbleiben des Rettungspakets für die US-Autobranche und die allgemeine negative Stimmung am Markt die Platinpreise unter Druck. Da diese jedoch mittlerweile unter den Produktionskosten liegen, werden die Produzenten ihren Output reduzieren.
Gleichzeitig bleibt die Nachfrage nach Dieselpartikelfiltern hoch und angesichts der Einführung der Euro 5 Emmissionsnormen für Leichtnutzfahrzeuge, sollte die Nachfrage im nächsten Jahr weiter zulegen. Wir rechnen nicht mit einem Rückgang bei Platin unter 800 USD je Unze. Aktuell notiert Platin bei 822 USD.
Industriemetalle
Das Scheitern des Rettungspakets für die US Autobauer hat auch die stark im Transportwesen verwendeten Industriemetalle Kupfer und Aluminium deutlich unter Druck gesetzt. Kupfer notiert heute morgen mit 3100 Dollar je Tonne 7% niedriger als im Tageshoch, Aluminium fällt leicht zurück Richtung 1500 Dollar je Tonne. Hier stützt die Ankündigung des weltgrößten Aluminiumproduzenten UC Rusal, auf den 12% der weltweiten Aluminiumproduktion entfallen, ältere Produktionslinien stillzulegen. Damit wird die Produktion um 100 Tsd. Tonnen bzw. 2% reduziert.
Der Nickelpreis, der sich in den letzten acht Tagen mit einem Anstieg um mehr als 20% überproportional kräftig erholen konnte, gibt auch gestern nur leicht ab. Offensichtlich setzt sich auch am Markt die Meinung durch, dass nach dem starken Preisverfall angesichts der immensen Produktionskürzungen nun der Boden gefunden sein sollte. Zuletzt hatte der kanadische Nickelproduzent FNX angekündigt, seine Förderung von Nickelerzen in der SudburyRegion einzustellen.
China stemmt sich mit weiteren Maßnahmen gegen den Abschwung: Der Minister für Industrie und Informationtstechnologie kündigt höhere Steuerrückerstattungen für Stahlexporte an und stellt den Aufbau einer nationalen Reserve für Stahl in Aussicht. Sofern ein solcher Vorratsaufbau realisiert würde, könnte der Abschwung bei Stahl abgefedert werden, während der Staat den Vorteil hätte, bei niedrigen Preisen Vorräte aufzubauen.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.