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Ein schwacher US-Dollar unterstützt Rohstoffe

15.12.2008  |  Eugen Weinberg
Die massiven Infrastrukturausgaben, Staatshilfen und Rettungspakete für die Banken und die Industrie in allen führenden Industrienationen der Welt haben zwar zuletzt zu einer gewissen Stabilisierung der Rohstoffpreise beigetragen. Jedoch machen die extremen Maßnahmen, wobei auch die chinesische Wirtschaft, die in den letzten Jahren stets zweistellige Wachstumsraten verzeichnet hat, nun mit der Hilfe von fast 600 Mrd. USD angekurbelt werden sollte, deutlich, wie schwach die Rohstoffnachfrage aktuell eigentlich ist. Wir erwarten eine Bodenbildung bei Rohstoffen in den nächsten Monaten. Allerdings dürfte diesmal nicht die Nachfrage, sondern das Angebot für die Wiederherstellung des Gleichgewichts verantwortlich sein, das sich wegen der hohen Kosten verringern wird.


Energie

Zwar hat sich der Ölpreis in den letzten Tagen gefangen und notiert derzeit über 46 USD. Für die jüngste Schwäche des US-Dollar, der gegenüber dem Euro in einem Monat von 1,25 auf nun 1,345 EUR-USD verloren hat, bleibt die Erholung etwas unterdurchschnittlich. Der Ölmarkt ist derzeit offensichtlich mehr mit der anhaltend schwachen Nachfrage beschäftigt, wobei auch die jüngsten Nachrichten aus China, dem Wachstumsmotor der Ölnachfrage in den letzten Jahren, zuletzt besorgniserregend waren. Im November haben die chinesischen Raffinerien lediglich 27,27 Mio. Tonnen Rohöl bzw. 6,6 Mio. Barrel pro Tag verarbeitet, die geringste Menge seit 15 Monaten. Auch fielen laut der Zollbehörde Chinas die Importe von Ölprodukten im November dramatisch zurück, während insbesondere die Benzinexporte weiter um 27% im Vergleich zum Vorjahr zunahmen. Ein erneuter Rückgang der Stromproduktion um 9,6%, nachdem im Oktober der erste Rückgang seit 3,5 Jahren verzeichnet wurde, deutet ebenfalls auf eine weitere Abschwächung des Energienachfragewachstums in China hin.

Auf der anderen Seite versucht der russische Staat die rückläufige Tendenz bei Ölexporten umzukehren und reduziert ab Januar weiter die Exportzölle für Rohöl und Ölprodukte. Pro Tonne Rohöl sollten die Exporteure nun 119,2 USD bzw. 16,4 USD pro Barrel statt zuvor 192,10 USD pro Tonne an den Staat abgeben. Somit reduzierte sich der Zoll bereits um über 75% seit der Spitze von 495,9 USD pro Tonne im Sommer. Allerdings sind weitere Einschnitte angesichts der fallenden Währungsreserven eher unwahrscheinlich - diese sind von der Spitze im August bei rund 600 Mrd. USD auf nun 437 Mrd. USD gefallen - weshalb die Exporteure nicht weiter entlastet werden. Bedingt durch die schwächere Nachfrage in Europa und die hohen Exportsteuern gingen die russischen Ölexporte im November im Vergleich zum Vormonat um 11,1% und zum Vorjahr sogar um 13,2% zurück.

Wir rechnen damit, dass die Umsetzung der OPEC-Entscheidungen - wir erwarten den Beschluss einer weiteren Kürzung von 1,5 Mio. Barrel pro Tag diese Woche - und eine fallende Produktion außerhalb der OPEC den Markt bereits im 1. Quartal 2009 ins Gleichgewicht bringen wird und erwarten in Kürze eine mittelfristige Stabilisierung der Ölpreise oberhalb der 50 USD-Marke.

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Edelmetalle

Gold und andere Edelmetalle halten sich aufgrund des schwachen US-Dollar gut. Die Gold-ETFs verzeichneten zuletzt weitere Zuflüsse, wobei die Bestände des ZKB Gold-ETF um 48 Tsd. Unzen, die des SPDR-Gold Trust um 140 Tsd. Unzen und die des ETFS Securities sogar um 175 Tsd. Unzen letzte Woche gestiegen sind. Das Australische Büro für die Agrar & Ressourcen-Wirtschaft ABARE erwartet nach einem Rückgang um 3% für das nächste Jahr einen Anstieg der Goldproduktion weltweit um 3%, wobei ein starker Anstieg der Produktion in China und Indonesien unterstellt wird. Wir halten dagegen einen erneuten Rückgang für wahrscheinlicher, zumal das ABARE selbst die Erwartungen für die Goldproduktion Australiens nach unten angepasst hat und statt einem Anstieg von 4% nun einen Rückgang 1,4% auf 224 Tonnen im nächsten Geschäftsjahr (bis Ende Juni) erwartet.


Industriemetalle

MEPS schätzt die Situation am Stahlmarkt in Europa als prezedenzlos schwach. Eine sehr schwache Industrienachfrage gepaart mit einem Lagerabbau bei Konsumenten, massiven Einschnitten bei der Produktion und den durch die Feiertage bedingten schwachen Abschlüssen tragen zu einem anhaltenden Abwärtstrend bei Stahl bei. Eine Stabilisierung der Preise in Europa ist nach Einschätzung von MEPS nicht vor Q2 2009 zu erwarten. Der chinesische Verband für die Nicht-Eisenmetall-Industrie erwartet von der Regierung eine Rücknahme der Mehrwert-Besteuerung von 17% bei den Schrott-Importen, um die Kosten für die Industrie zu mindern, die derzeit die schwächsten Wachstumsraten seit fast einem Jahrzehnt verzeichnet. Der Schrott in China für fast 30% der Kupfer- und 20% der Aluminiumproduktion verantwortlich.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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