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China will "eiserne Reserve" ausbauen

09.01.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis ist gestern weiter unter Druck geraten, konnte sich aber dank weiterer Angebotskürzungen durch die OPEC im Bereich von 42 USD je Barrel stabilisieren. Mit Angola und Venezuela haben zwei weitere OPEC-Mitglieder ihre Öllieferungen reduziert. Während Venezuela ab sofort 166 Tsd. Barrel pro Tag weniger Rohöl in die USA liefert, hat Angola die ausländischen Ölproduzenten im Land angeordnet, ihre Produktion im Einklang mit den OPEC-Beschlüssen zu reduzieren.

Nachdem die OPEC schon die Beschlüsse vom Herbst mit unerwartet großer Geschlossenheit umgesetzt hat, scheint man nun auch entschlossen, die Kürzung vom Dezember umzusetzen. Wie es aus Asien verlautet, hat nun auch der staatliche saudische Ölkonzern Aramco seine asiatischen Kunden über Lieferkürzungen um bis zu 15% ab Februar informiert. Somit scheint auch der größte OPEC-Produzent seine Produktion mindestens im Einklang mit dem Beschluss von Oran zu reduzieren. Wir erachten die angebotsseitigen Kürzungen als Schlüssel für eine Stabilisierung des Ölpreises um 40 USD je Barrel.

Doch nicht nur seitens der OPEC sinkt das Angebot. Norwegen, einer der größten Nicht-OPEC-Produzenten, verzeichnete nach Angaben der Regierung im vergangenen Jahr einen Produktionsrückgang um 4,5% auf 2,1 Mio. Barrel pro Tag. In diesem Jahr erwartet man aufgrund alternder Ölfelder einen Produktionsrückgang um 2,6% auf 1,9 Mio. Barrel pro Tag. Dies, obwohl die Unternehmen im vergangenen Jahr das Rekordvolumen von fast 19 Mrd. USD in die Exploration neuer Felder investiert haben. Für dieses Jahr geht man noch von unveränderten Investitionen aus. Das Investitionsvolumen im Jahr 2010 könnte allerdings niedriger ausfallen, sollte sich der Ölpreis bis dahin nicht erholt haben. Von daher dürfte sich der Produktionsrückgang in den kommenden Jahren fortsetzen.

Im Gasstreit mit Russland zeichnet sich noch keine Einigung ab, nachdem der russische Premier Putin den vom Gazprom-Chef Miller akzeptierten Plan, unter Aufsicht ausländischer Beobachter den Gastransit über die Ukraine wieder aufzunehmen, abgelehnt hat.


Edelmetalle

Gold konnte gestern im Zuge eines schwächeren US-Dollar bis auf 860 USD steigen. Der gefallene Ölpreis und die späte Erholung der Aktienmärkte setzten der Aufwärtsbewegung von Gold allerdings Grenzen. Außerdem wird allmählich klar, dass bei Gold trotz einer fallenden Schmucknachfrage keine gewollte Produktionskürzungen zu erwarten sind, was die Aussichten von Gold als Rohstoff etwas eintrübt. So will z.B. der einer der größten Goldproduzenten Goldcorp bis 2013 den Ausstoß um 50% auf 3,5 Mio. Unzen steigern.

Der südafrikanische Goldproduzent Harmony erwartet für dieses Jahr eine Goldproduktion von 1,6 Mio. Unzen, welche bis 2012 auf 2,2 Mio. Unzen steigen soll. Erschwerten Finanzierungsbedingungen stehen gesunkene Produktionskosten gegenüber, weil die Energiepreise deutlich gesunken sind. Im Gegensatz zu den Industriemetallen liegen die Preise bei Gold noch oberhalb der Produktionskosten. Dennoch rechnen wir damit, dass aufgrund der fallenden Mineralgehalte und ausschöpfender Reserven, die Produktion in diesem Jahr bestenfalls stagniert. Auf jeden Fall sehen wir Gold nicht wie ein Rohstoff, der seinen Wert von einer Knappheit leitet, sondern in erster Linie eine Alternativwährung, die derzeit zunehmende Beliebtheit seitens der Anleger erfährt.



Industriemetalle

Die Industriemetalle konnten heute früh auf breiter Front zulegen. Kupfer stieg um 6% auf 3.400 USD. Hintergrund sind Meldungen über Produktionskürzungen und Spekulationen, China könnte demnächst im großen Stil als Käufer von Kupfer, Zink und Nickel auftreten. Der Verband der chinesischen Nichteisenindustrie schlug gestern vor, 400 Tsd. Tonnen Kupfer, 400 Tsd. Tonnen Zink und 20 Tsd. Tonnen Nickel für die Staatlichen Reserven zu kaufen, um den Metallproduzenten im Lande zu helfen. Der südkoreanische Kupferproduzent LS Nikko Copper wird die Produktion von Kupfer in diesem Jahr um 10% kürzen. Derzeit herrscht am Kupfermarkt noch ein Überangebot.

Gestern stiegen die LME-Lagerbestände auf knapp 358 Tsd. Tonnen, den höchsten Stand seit 5 Jahren. Allein gestern stiegen diese um 6,4 Tsd. Tonnen bzw. 1,8%. Daher ist der Preisanstieg mit Vorsicht zu genießen, zumal die heutigen US-Arbeitsmarktdaten weiter belasten könnten.

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Chinesischen Medienberichten zufolge werden die chinesischen Stahlproduzenten von den Eisenerzproduzenten ab April sehr starke Preissenkungen fordern. Die Stahlproduzenten wollen die Eisenerzpreise auf das Niveau von 2007-2008 drücken, wobei die Preise für Feinerz im Vorjahr um bis zu 90% gestiegen sind. Vale müsse sich demzufolge auf Preissenkungen um knapp 40%, BHP Billiton und Rio Tinto, die wegen damals hoher Transportkosten ihre Preise noch stärker steigern konnten, sogar um über 45% einstellen.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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