Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Nachfragerisiken wieder im Vordergrund

12.01.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Die erneute Fokussierung der Marktteilnehmer auf die Nachfragerisiken haben den WTI-Ölpreis weiter unter Druck gesetzt und wieder unter die Marke von 40 USD je Barrel fallen lassen. Auslöser waren unter anderem die US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag, welche für das abgelaufene Jahr den stärksten Stellenabbau seit 1945 und einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf den höchsten Stand seit 15 Jahren auswiesen. Dadurch wurden Sorgen vor einer weiteren Abschwächung der Nachfrage insbesondere in den USA ausgelöst, welche mit einem Anteil von rund 25% nach wie vor der größte Ölkonsument weltweit bleiben. Dennoch bleibt vor allem der nächstfällige Februar-Kontrakt betroffen, der demnächst in den März-Kontrakt "rollieren" wird wobei der März-Kontrakt noch bei über 45 USD je Barrel notiert.

Die Angebotsrisiken bestehen weiterhin im Hintergrund. Russland beschuldigt die Ukraine des "Gas-Diebstahls", verlangt eine ausführliche Erklärung und die komplette Bezahlung der bereits erfolgten Exporte, bevor man den Gashahn wieder aufdreht. Die ukrainische Premierministerin Timoschenko besteht darauf, dass alle Zahlungen bereits im Vorjahr geleistet wurden und man kein Gas "geklaut" hat. Der Konflikt ist offensichtlich noch nicht beigelegt, auch wenn jetzt alle Seiten ein Abkommen unterzeichnet haben, das die Wiederaufnahme der Exporte unter EU-Beobachtung vorsieht. Der Kreml hat heute wieder die Gazprom Delegation und Vize-Premier Setschin nach Brüssel entsandt. Der schwelende Gaskonflikt rechtfertigt eigentlich eine Risikoprämie auf den Ölpreis, denn Russland ist nach den Produktionskürzungen Saudi-Arabiens derzeit auch der weltgrößte Produzent und Exporteur von Rohöl. Das Gleiche gilt für den anhaltenden Konflikt im Gazastreifen. Zwar sind die Öllieferungen aus dem Nahen Osten dadurch nicht betroffen. Der Konflikt könnte aber Auswirkungen auf die Stabilität in der Golfregion haben.

Ein weiteres Angebotsrisiko bleiben die starken Produktionskürzungen seitens der OPEC. Saudi Arabien will jetzt seine Ölproduktion ab Februar sogar um 300 Tsd. Barrel pro Tag stärker senken als laut OPEC-Quoten vorgesehen. Dies zeigt die Entschlossenheit der OPEC, mittels Produktionskürzungen mittelfristig höhere Preise zu generieren.

Die Netto-Long Positionen der Großanleger an der NYMEX sind in der Vorwoche um 12 Tsd. auf rund 76,7 Tsd. Kontrakte gestiegen. Dies ist der höchste Wert seit April vergangenen Jahres, obgleich seit dem Zeitpunkt der Erhebung der Ölpreis um 10 USD fiel.


Edelmetalle

Gold handelt wenig verändert bei 850 USD je Feinunze. Gold konnte somit der USD-Stärke weitgehend trotzen. Die schwachen US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag sorgten für einen Anstieg der Risikoaversion und einem Rückgang der Aktienmärkte, was Gold Unterstützung gab. Die Netto-Long Positionen der spekulativen Anleger stiegen in der Woche zum 6. Januar um 8 Tsd. auf 133,6 Tsd. Kontrakte, den höchsten Stand seit fünf Monaten. Dies dürfte einem Anstieg von Gold entgegenstehen.

Open in new window


Der Automobilabsatz in China lag im vergangenen Jahr um 6,7% höher als im Jahr zuvor. Dies ist eine deutliche Verlangsamung im Vergleich zu den Vorjahren, als Wachstumsraten von mehr als 20% verzeichnet wurden. Dennoch handelt Platin weiter nahe 1.000 USD je Feinunze. Offensichtlich sind die negativen Nachrichten hier bereits eingepreist.


Industriemetalle

Im Gegensatz zu den Energieträgern können sich die Industriemetalle gut behaupten. Kupfer kann am Morgen um mehr als 2% auf 3.500 USD je Tonne zulegen. Neben der Hoffnung auf eine Belebung der Nachfrage durch die Konjunkturprogramme wirkt offensichtlich auch die Umgewichtung der Rohstoffindizes preisunterstützend. Durch diese Umgewichtung, die noch bis Ende der Woche läuft, dürfte Kupfer vor allem profitieren, weil der Kupferpreis im Vorjahr mit knapp 54% noch stärker als die meisten anderen Rohstoffe gefallen ist und nun auf das ursprüngliche Gewicht, das vor allem von seiner Weltproduktion und des Handelsvolumens abhängt, hochgewichtet wird.

Zink kann ebenfalls zulegen. Zink profitiert dabei von Meldungen, dass der kanadische Bergbaukonzern HudBay Minerals die Zinkproduktion in der Chisel North Mine in Manitoba einstellen will, bis sich die wirtschaftlichen Bedingungen verbessern würden. In den neun Monaten bis September 2008 wurden in der Mine 588.643 Tonnen Erz gefördert.

Nickel wird von Meldungen belastet, wonach die japanischen Edelstahlexporte im November um 33% gegenüber dem Vormonat eingebrochen sind. Die Ausfuhren nach China brachen sogar um 47,5% ein. Gegenüber dem Vorjahr ergab sich ein Rückgang der Exporte um 26%. Das Ausmaß des Rückgangs am aktuellen Rand wird umso deutlicher, wenn man bedenkt, dass die Ausfuhren von Januar bis November noch immer um 9,3% höher lagen als im Vorjahreszeitraum.


Open in new window


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"