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Ölmarkt bleibt gut versorgt, Preis steigt dennoch

14.01.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis kann dank des anhaltenden Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine, Vorhersagen über eine aufziehende Kaltwetterfront im Nordosten der USA und Spekulationen über weitergehende Produktionskürzungen der OPEC deutlich zulegen. Der Februar-Kontrakt für WTI-Rohöl notiert bei 39 USD je Barrel und damit 3 USD höher als im gestern verzeichneten Tief. Der derzeit aussagekräftigere März-Future handelt bereits bei über 45 USD je Barrel, ebenso Öl der Nordseesorte Brent.

Als erstes der drei großen Institute hat gestern das US-Energieministerium seine neuen Prognosen für die Ölnachfrage veröffentlicht. Man erwartet nun einen Rückgang der weltweiten Ölnachfrage im Jahr 2009 um 810 Tsd. Barrel pro Tag, was einer erneuten Abwärtsrevision um 200 Tsd. Barrel pro Tag entspricht. Vor einem Monat hatte das DOE für das laufende Jahr erstmals einen Rückgang prognostiziert.

Wir gehen in unseren Prognosen sogar von einem Nachfragerückgang um 1,6 Mio. pro Tag aus, vor allem weil sich die Nachfrage in den OECD-Ländern erneut sehr schwach zeigt. Jedoch denken wir, dass ein derartiger Nachfragerückgang bereits ausreichend eskomptiert ist und daher den Ölpreis nicht mehr zusätzlich belasten sollte. Schließlich ist der Ölpreis nicht einmal in den 80er Jahren als die Nachfrage in den Jahren 1980-83 sogar um 6,5 Mio. Barrel pro Tag bzw. 10% eingebrochen ist so stark gefallen. Natürlich hat die vorherige Übertreibung nach oben zu dem starken Preisverfall beigetragen. Dennoch erachten wir die Situation am Ölmarkt als überverkauft, wobei die Angebotsrisiken nicht ausreichend berücksichtigt werden.

Die Ölproduktion weltweit dürfte vor allem aufgrund der massiven Produktionskürzungen durch die OPEC stärker als die Nachfrage zurückfallen. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei der potenziell weltgrößte Ölproduzent Saudi Arabien ein, welcher gestern erneut die Bereitschaft für weitere Senkungen signalisiert hat. Den Effekt der OPEC-Kürzungen sollten wir in den kommenden Monaten anhand der Veränderungen der Lagerbestände weltweit feststellen können. Sobald diese zu fallen beginnen, dürfte sich die Terminkurve, die sich in einem steilen Contango befindet, wieder verflachen. Bei der heutigen Veröffentlichung der Lagerbestände seitens des US-Energieministeriums rechnet der Konsens mit einem Anstieg der Rohölvorräte um 2,75 Mio. Barrel. Die Lagerbestände für Benzin sollten um 2 Mio. Barrel und die für Destillate um 1 Mio. Barrel anziehen.

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Edelmetalle

Gold kann sich dank eines schwächeren US-Dollar und des steigenden Ölpreises bei 825 USD je Feinunze stabilisieren, notiert damit aber immer noch nahe des gestern verzeichneten Monatstiefs. Während die Investmentnachfrage den Goldpreis weiterhin unterstützt, kommen von der Schmucknachfrage derzeit keine nenennswerten Impulse. Auch als Inflationsschutz ist Gold wenig gefragt, weil die Inflationsraten derzeit schneller als die Zinsen fallen. So dürfte die Inflationsrate in den USA im Dezember zum ersten Mal seit 1955 negativ sein, wenn sie am Freitag veröffentlicht wird. Vor diesem Hintergrund sehen wir bei Gold kurzfristig nur wenig Aufwärtsimpulse. Die russische Goldminenproduktion ist in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres um 11,5% im Vergleich zum Vorjahr auf 168,84 Tonnen gestiegen.


Industriemetalle

Die Produktionskürzungen haben mittlerweile auch Kupfer erreicht. Der japanische Metallproduzent Mitsubishi Materials plant ab Februar eine Kürzung um 10% in seinen Kupferschmelzen in Japan und Indonesien. In der vorigen Woche hatte Mitsubishi eine deutliche Erhöhung der Verarbeitungsprämien für Kupfererz durchgesetzt und der koreanische Produzent LS Nikko Produktionskürzungen angekündigt. Diese Maßnahmen sollten zu einer Stabilisierung der Kupferpreise beitragen. Eine nachhaltige Preiserholung dürfte es aber erst geben, wenn sich die konjunkturelle Lage aufhellt.

Neben anhaltenden Produktionskürzungen könnten die Metallpreise von staatlichen Käufen aus China Unterstützung erhalten. Die Zinkpreise konnten gestern leicht auf 1300 Dollar je Tonne zulegen. Das chinesische Büro für staatliche Reserven will 59 Tsd. Tonnen Zink von sieben staatlichen Zinkschmelzen kaufen. Das Volumen ist damit allerdings niedriger als gedacht: die Erwartungen lagen bei 100-200 Tsd. Tonnen. Dies sei auch damit zu erklären, dass der Kaufpreis mit 11.800 Yuan je Tonne (1720 USD) rund 4% über den Preisen am Shanghaier Spotmarkt läge. Darüber hinaus seien die Vorräte bei den chinesischen Zinkschmelzen noch immer eher niedrig.

Preisunterstützend war die Nachricht des australischen Unternehmen OZ Minerals, des weltweit drittgrößten Zinkproduzenten, im laufenden Jahr die Zinkproduktion auf dem Golden Grove Projekt um 30% auf 55 - 60 Tsd. Tonnen zu kürzen, weil die Förderung in der Scuddles Mine eingestellt werde. Gleichzeitig würde man die Produktion von Kupfer um 5 Tsd. Tonnen auf 40-45 Tsd. Tonnen erhöhen.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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