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Der Markt "ersäuft" in Öl

15.01.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis ist gestern erneut unter Druck geraten. Der WTI-Kontrakt für Febuar fiel zeitweise unter 36 USD je Barrel. Als preisbelastend wirkten abermals die gestern vom US-Energieministerium veröffentlichten Daten zu den Lagerbeständen. Diese zeigten für die vergangene Woche einen Anstieg bei Rohöl um 1,1 Mio. Barrel. Zwar lag der Anstieg unter den erwarteten 2,5 Mio. Barrel. Jedoch befinden sich die Rohöllagerbestände damit oberhalb des 5-Jahreskorridors und um mehr als 10% über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Dies deutet damit auf eine reichliche Versorgung mit Rohöl hin, zumal die Lagerbestände für Destillate sehr stark um 6,35 Mio. Barrel anzogen. Auch sind die Lagerbestände in Cushing weiter gestiegen. Die Anstiege verzeichneten die Lagerbestände trotz der fallenden Importe sowohl für Rohöl um 756 Tsd. Barrel als auch für Produkte um 213 Tsd. Barrel täglich.

Zum massiven weltweiten Ausbau der Lagerbestände für Rohöl hat sich nun auch Frontline, der weltgrößte Eigentümer von Supertankern, gemeldet. Laut Frontline werden derzeit bis zu 35 LVCC-Supertanker als schwimmende "Öltanks" benutzt und rund 80 Mio. Barrel Rohöl auf See gelagert. Wir gehen davon aus, dass die Lagerbestände noch weiter ausgebaut werden ehe die massiven Produktionsreduktionen seitens der OPEC und eine Stabilisierung der Nachfrage auf einem niedrigeren Niveau zu ihrem Abbau führen werden. Aus diesem Grund erwarten wir auch vorerst keinen starken Preisanstieg in den nächsten Monaten, weil die vorhandenen Bestände diesen dämpfen werden. Die hohe Lagerhaltung erklärt auch, warum der nächstfällige WTI-Terminkontrakt derzeit stark unter Druck steht und sich die Terminkurve insbesondere am kurzen Ende im ungewöhnlich steilen Contango, dem sog. Super-Contango, befindet.

Der März-Kontrakt für WTI notiert derzeit nahezu 7 USD höher als der Februar-Kontrakt, der April-Kontrakt sogar mehr als 11 USD höher. Die Internationale Energieagentur IEA wird die Prognose für die Ölnachfrage wahrscheinlich nach unten revidieren, wenn der Monatsbericht am Freitag veröffentlicht wird. Bislang geht die IEA für 2009 noch von einem Nachfrageanstieg um 500 Tsd. Barrel pro Tag aus. Heute wird der OPEC-Bericht zur Lage am Ölmarkt erscheinen.

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Edelmetalle

Gold notiert am Morgen nur knapp oberhalb des Monatstiefs, welches gestern bei 808 USD je Feinuze verzeichnet wurde. Der festere US-Dollar, ein fallender Ölpreis und kräftig fallende Inflation sind die Hauptbelastungsfaktoren. Die Nachfrage seitens der Investoren ist dagegen weiter robust und wirkt stabilisierend. Die von SPDR Gold Trust gehaltenen Goldbstände sind gestern auf einen neuen Rekordwert von 790,66 Tonnen gestiegen. Heute richtet sich der Fokus auf die EZB-Sitzung. Gerät der Euro im Zuge dessen unter Druck, könnte Gold unter die Marke von 800 USD rutschen. Spätestens dort sollte aber auch die physische Nachfrage anziehen, welche zuletzt eher schwach war.


Industriemetalle

Der Bleimarkt dürfte nach Angaben der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) im Jahr 2008 einen Überschuss aufweisen. Demnach übertraf die Produktion den Verbrauch in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres um 8 Tsd. Tonnen, verglichen mit einem Defizit von 72 Tsd. Tonnen im Vorjahreszeitraum. Allein im November stieg die globale Bleiproduktion um 2,2% zum Vormonat auf 741.100 Tonnen und übertraf den Verbrauch damit um 7.400 Tonnen. Bislang befinden sich die LME-Lagerbestände bei Blei auf einem relativ niedrigen Niveau. Aktuell liegen sie bei 46.150 Tonnen. Das entspricht in etwa dem Niveau von vor einem Jahr und liegt mehr als 50% unter dem Hoch von Mitte 2008.

Noch dramatischer stellt sich die Situation bei Zink dar. Hier beläuft sich der Marktüberschuss nach elf Monaten laut ILZSG auf 134 Tsd. Tonnen, nach einem Defizit in Höhe von 11 Tsd. Tonnen im Vorjahreszeitraum. Hier kam es im Gegensatz zu Blei auch zu einem deutlichen Anstieg der LME-Lagerbestände, welche mit 268.900 Tonnen auf dem höchsten Stand seit knapp drei Jahren liegen. Wir erwarten, dass sich nach den zahlreichen Minenschließungen und Produktionskürzungen die Situation an den Märkten für Zink und Blei stark verbessert.

Mit Pan Pacific Copper hat eine weitere japanische Kupferschmelze für 2009 eine Erhöhung der Verarbeitungsgebühr um etwa 70% gegenüber dem Erzproduzenten BHP Billiton durchsetzen können. Bislang betrug die Gebühr 45 USD pro Tonne. Zudem hat Mitsubishi Materials nach Freeport McMoran jetzt auch gegenüber BHP Billiton eine Erhöhung der Verarbeitungsgebühr vereinbart. In der Folge dürften die Kupferminen die Förderung von Kupfererzen senken. Die Kupferproduktion geht auch aufgrund der sich verschlechternden Arbeitsbedingungen zurück. So gab Rio Tinto bekannt, dass die Produktion in Escondida in Chile, der weltgrößten Kupfermine, im Vorquartal um 41% zurückging, nachdem sich die Mineralgehalte weiter verschlechterten.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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