Gold bleibt gesucht
16.01.2009 | Eugen Weinberg
Energie
Die auf ein neues Rekordniveau gestiegenen Rohöllagerbestände in Cushing setzen den WTI-Preis weiter unter Druck. Zudem meldete American Petroleum Institute (API), dass die US-Nachfrage nach Rohöl und Ölprodukten im vergangenen Jahr um 6% fiel und damit so stark wie zuletzt im Jahr 1980. Im Tief notierte der Februar-Kontrakt bei 33 USD. Der März-Kontrakt handelt inzwischen fast 8 USD höher als der Februar-Kontrakt. Wir erachten diesen Preisabstand als Anomalie, welche sich mit dem Auslaufen des Februar-Kontraktes in der nächsten Woche auflösen sollte. Ein zuverlässigeres Bild für den "fairen" Marktpreis liefert derzeit Brentöl, welches aktuell bei 44 USD je Barrel gehandelt wird.
Gestern hat die OPEC ihre Prognose für die Ölnachfrage im laufenden Jahr nach unten angepasst. Das Kartell rechnet nun mit einem Rückgang der weltweiten Ölnachfrage um 180 Tsd. Barrel pro Tag, was einer Abwärtsrevision um lediglich 30 Tsd. Barrel oder 0,2% entspricht. Damit ist die OPEC deutlich optimistischer als das US-Energieministerium, welches mit einem Nachfragerückgang um 810 Tsd. Barrel pro Tag rechnet. Die Nachfrage nach OPEC-Öl dürfte dabei um 1,4 Mio. Barrel pro Tag im Vergleich zu 2008 zurückgehen. Das entspricht einer Abwärtsrevision um 730 Tsd. Barrel im Vergleich zur Prognose im Dezember.
Der deutlich geringere Bedarf an OPEC-Öl ist eine nachträgliche Erklärung für die weitere massive Kürzung der OPEC-Produktion um 9%, welche im vergangenen Monat beschlossen wurde. Im Dezember lag die eigene Ölproduktion nach OPEC-Angaben bereits um 830 Tsd. Barrel pro Tag niedriger als im November, was auf eine hohe Umsetzung der vorherigen Kürzungsbeschlüsse hindeutet. Oil Movements rechnet damit, dass die OPEC-Lieferungen im Januar um 0,4% niedriger liegen als im Vormonat. Auch außerhalb der OPEC dürfte die Produktion nicht steigen. So erwarten führende Analystenhäuser in Russland laut einer Reuters-Umfrage einen Rückgang der russischen Ölproduktion in diesem Jahr um 1,6% oder 156 Tsd. Barrel auf 9,62 Mio. Barrel pro Tag.
Heute wird die Internationale Energieagentur IEA ihre aktuellen Prognosen veröffentlichen. Da die IEA bislang von einem Nachfrageanstieg um 500 Tsd. Barrel pro Tag ausgeht, ist der Revisionsbedarf sehr hoch, was den Ölpreis weiter belasten könnte.
Edelmetalle
Gold konnte sich über Nacht auf 825 USD je Feinunze erholen, weil der US-Dollar nach Meldungen über neue Schwierigkeiten im US-Finanzsektor deutlich an Wert verlor. Die Investmentnachfrage bleibt weiter stark und dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, dass sich Gold gestern trotz des nach der EZB-Zinssenkung unter Druck stehenden Euro über der Marke von 800 USD je Feinunze behaupten konnte. Die von SPDR Gold Trust gehaltenen Goldbestände stiegen gestern um weitere 4,6 Tonnen auf einen neuen Rekordwert von 795 Tonnen. Das Anlegerinteresse dürfte auch weiter ein stabilisierender Faktor für Gold bleiben.
Ein stagnierendes Angebot ist einer der Gründe, weshalb wir langfristig von steigenden Goldpreisen ausgehen. Das Researchhaus GFMS berichtet davon, dass die weltweite Goldminenproduktion im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 1995 gefallen ist. Die Produktion in Südafrika ist GFMS zufolge im vergangenen Jahr sogar um 14% eingebrochen, das ist der stärkste Rückgang seit mehr als 100 Jahren. Dennoch fehlen für einen nachhaltigen Goldpreisanstieg kurzfristig die Impulse. So dürfte die Inflationsrate in den USA heute zum ersten Mal seit mehr als 50 Jahren in den negativen Bereich rutschen, wodurch Gold als Inflationsschutz an Attraktivität verliert.
Industriemetalle
Die Industriemetalle eröffnen den letzten Tag der Handelswoche freundlich. Der weltgrößte Kupferproduzent Chile meldet einen Rückgang des Wertes seiner Kupferexporte im Dezember um knapp 50% im Vergleich zum Vorjahr auf 1,23 Mrd. US-Dollar. Darin kommt zum einen der scharfe Rückgang der Kupferpreise, zum anderen aber auch die gesunkene Kupferproduktion zum Ausdruck. Das sinkende Angebot dürfte zu einer Stabilisierung der Preise beitragen.
Dagegen reißt bei Nickel die Welle von Hiobsbotschaften nicht ab. Wie die International Nickel Study Group (INSG) berichtet, fiel die Nickelnachfrage im November auf 92.800 Tonnen, den niedrigsten Stand seit sieben Jahren. Die Produktion übertraf die Nachfrage im November nach INSG-Angaben um knapp 20 Tsd. Tonnen. Die zahlreichen Produktionskürzungen haben den Nickelmarkt noch nicht stabilisieren können. Die Daten zeigen, dass eine nachhaltige Erholung der Nickelpreise noch auf sich warten lässt.
Die schwache Nachfrage nach Aluminium zwingt auch die Produzenten von Tonerde (Alumina) zu weiteren Produktionskürzungen. Alpart, ein Joint Venture von Rusal und Norsk Hydro, reduziert seine Produktion von Tonerde um 50% von derzeit 1,65 Mio. Tonnen pro Jahr, um das Angebot wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Die auf ein neues Rekordniveau gestiegenen Rohöllagerbestände in Cushing setzen den WTI-Preis weiter unter Druck. Zudem meldete American Petroleum Institute (API), dass die US-Nachfrage nach Rohöl und Ölprodukten im vergangenen Jahr um 6% fiel und damit so stark wie zuletzt im Jahr 1980. Im Tief notierte der Februar-Kontrakt bei 33 USD. Der März-Kontrakt handelt inzwischen fast 8 USD höher als der Februar-Kontrakt. Wir erachten diesen Preisabstand als Anomalie, welche sich mit dem Auslaufen des Februar-Kontraktes in der nächsten Woche auflösen sollte. Ein zuverlässigeres Bild für den "fairen" Marktpreis liefert derzeit Brentöl, welches aktuell bei 44 USD je Barrel gehandelt wird.
Gestern hat die OPEC ihre Prognose für die Ölnachfrage im laufenden Jahr nach unten angepasst. Das Kartell rechnet nun mit einem Rückgang der weltweiten Ölnachfrage um 180 Tsd. Barrel pro Tag, was einer Abwärtsrevision um lediglich 30 Tsd. Barrel oder 0,2% entspricht. Damit ist die OPEC deutlich optimistischer als das US-Energieministerium, welches mit einem Nachfragerückgang um 810 Tsd. Barrel pro Tag rechnet. Die Nachfrage nach OPEC-Öl dürfte dabei um 1,4 Mio. Barrel pro Tag im Vergleich zu 2008 zurückgehen. Das entspricht einer Abwärtsrevision um 730 Tsd. Barrel im Vergleich zur Prognose im Dezember.
Der deutlich geringere Bedarf an OPEC-Öl ist eine nachträgliche Erklärung für die weitere massive Kürzung der OPEC-Produktion um 9%, welche im vergangenen Monat beschlossen wurde. Im Dezember lag die eigene Ölproduktion nach OPEC-Angaben bereits um 830 Tsd. Barrel pro Tag niedriger als im November, was auf eine hohe Umsetzung der vorherigen Kürzungsbeschlüsse hindeutet. Oil Movements rechnet damit, dass die OPEC-Lieferungen im Januar um 0,4% niedriger liegen als im Vormonat. Auch außerhalb der OPEC dürfte die Produktion nicht steigen. So erwarten führende Analystenhäuser in Russland laut einer Reuters-Umfrage einen Rückgang der russischen Ölproduktion in diesem Jahr um 1,6% oder 156 Tsd. Barrel auf 9,62 Mio. Barrel pro Tag.
Heute wird die Internationale Energieagentur IEA ihre aktuellen Prognosen veröffentlichen. Da die IEA bislang von einem Nachfrageanstieg um 500 Tsd. Barrel pro Tag ausgeht, ist der Revisionsbedarf sehr hoch, was den Ölpreis weiter belasten könnte.
Edelmetalle
Gold konnte sich über Nacht auf 825 USD je Feinunze erholen, weil der US-Dollar nach Meldungen über neue Schwierigkeiten im US-Finanzsektor deutlich an Wert verlor. Die Investmentnachfrage bleibt weiter stark und dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, dass sich Gold gestern trotz des nach der EZB-Zinssenkung unter Druck stehenden Euro über der Marke von 800 USD je Feinunze behaupten konnte. Die von SPDR Gold Trust gehaltenen Goldbestände stiegen gestern um weitere 4,6 Tonnen auf einen neuen Rekordwert von 795 Tonnen. Das Anlegerinteresse dürfte auch weiter ein stabilisierender Faktor für Gold bleiben.
Ein stagnierendes Angebot ist einer der Gründe, weshalb wir langfristig von steigenden Goldpreisen ausgehen. Das Researchhaus GFMS berichtet davon, dass die weltweite Goldminenproduktion im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 1995 gefallen ist. Die Produktion in Südafrika ist GFMS zufolge im vergangenen Jahr sogar um 14% eingebrochen, das ist der stärkste Rückgang seit mehr als 100 Jahren. Dennoch fehlen für einen nachhaltigen Goldpreisanstieg kurzfristig die Impulse. So dürfte die Inflationsrate in den USA heute zum ersten Mal seit mehr als 50 Jahren in den negativen Bereich rutschen, wodurch Gold als Inflationsschutz an Attraktivität verliert.
Industriemetalle
Die Industriemetalle eröffnen den letzten Tag der Handelswoche freundlich. Der weltgrößte Kupferproduzent Chile meldet einen Rückgang des Wertes seiner Kupferexporte im Dezember um knapp 50% im Vergleich zum Vorjahr auf 1,23 Mrd. US-Dollar. Darin kommt zum einen der scharfe Rückgang der Kupferpreise, zum anderen aber auch die gesunkene Kupferproduktion zum Ausdruck. Das sinkende Angebot dürfte zu einer Stabilisierung der Preise beitragen.
Dagegen reißt bei Nickel die Welle von Hiobsbotschaften nicht ab. Wie die International Nickel Study Group (INSG) berichtet, fiel die Nickelnachfrage im November auf 92.800 Tonnen, den niedrigsten Stand seit sieben Jahren. Die Produktion übertraf die Nachfrage im November nach INSG-Angaben um knapp 20 Tsd. Tonnen. Die zahlreichen Produktionskürzungen haben den Nickelmarkt noch nicht stabilisieren können. Die Daten zeigen, dass eine nachhaltige Erholung der Nickelpreise noch auf sich warten lässt.
Die schwache Nachfrage nach Aluminium zwingt auch die Produzenten von Tonerde (Alumina) zu weiteren Produktionskürzungen. Alpart, ein Joint Venture von Rusal und Norsk Hydro, reduziert seine Produktion von Tonerde um 50% von derzeit 1,65 Mio. Tonnen pro Jahr, um das Angebot wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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