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Drei Thesen zur Modernisierung der Marktwirtschaft

11.10.1999  |  Reinhard Deutsch
- Von der sozialen zur realen Marktwirtschaft mit gedecktem Geld -

Die folgenden Thesen und ihre Begründung sind sehr knapp formuliert. Sie sollen lediglich eine gedankliche Linie erkennen lassen, wie unser Wirschaftssystem verbessert werden könnte. Die vorgetragenen Gedanken stützen sich weitgehend auf das Buch des Wirtschaftsratmitgliedes Prof. Wolfram Engels: "Der Kapitalismus und seine Krisen. Über Papiergeld und das Elend der Finanzmärkte" Verlag Wirtschaftswoche, Schäffer-Pöschl 1996. Die Gedanken und auch den Vorschlag für ein neues Geldsystem finden Sie dort ausführlich dargestellt. Hier zunächst die drei Thesen, sowie das Fazit des Papiers.

  • These 1: Reale Marktwirtschaft erzeugt mehr Wohlstand und sozialen Frieden, als soziale Marktwirtschaft.

  • These 2: Unser Geldsystem ist nicht marktwirtschaftlich organisiert. Dies ist eine der Hauptursachen für ständig steigende Arbeitlosigkeitund zunehmende soziale Spannungen.

  • These 3: Zur Verbesserung der Marktwirtschaft muß auch das Geldsystem wieder marktwirtschaftlich organisiert werden. Geld muß wieder eine enge Bindung zur realen Güterwelt erhalten um so eine reale Marktwirtschaft zu ermöglichen.


  • Fazit:

    Soziale Marktwirtschaft mit ihrer derzeitigen Geldverfassung erzeugt Geldkapital durch Verschuldung. Sie baut auf fiktivem Reichtum auf. Reale Marktwirtschaft mit gedecktem Geld (Gold, Silber, Aktien, Immobilien) erzeugt Realkapital durch Arbeit. Der Euro sollte deshalb als real gedeckte Parallelwährung ohne Annahmezwang eingeführt werden.



    Zur These 1:
    Reale Marktwirtschaft ist besser als soziale Marktwirtschaft


    Im Folgenden soll aufgezeigt werden, was der wesentliche Unterschied zwischen sozialer und realer Marktwirtschaft ist und warum reale Marktwirtschaft mehr Wohlstand und sozialen Frieden produzieren kann.

    Sozial und sozialistisch bedeutet immer Umverteilung von Einkommen durch Bürokraten. Dies ist mit Wohlstandseinbußen verbunden. Sozialistisch organisierte Gesellschaften sind immer relativ ärmer, als wenn sie marktwirtschaftlich organisiert wären, weil sie im Hinblick auf Wohlstandsgewinnung schlechter gesteuert werden. Marktwirtschaftlich steuern heißt nach Marktsignalen wie Preise, Zinsen, Löhne, Mieten, Pachten etc. in Richtung Realkapitalbildung zu steuern. Wenn man einem Unternehmer sagt, er solle nicht nur nach diesen Marktsignalen sondern auch sozial steuern, weiß er nicht was er machen soll und er wird wahrscheinlich schlechter steuern. Diese Behauptungen werden von der geschichtlichen Erfahrung klar belegt. Als Beweis können die extremen Beispiele in unserer Zeit dienen, wie z. B. Hongkong und Singapur als rein marktwirtschaftlich organisierte Gesellschaften sowie Kuba und Nord-Korea als sozialistisch organisierte Gesellschaften.

    Aufgrund der geschichtlichen Erfahrung und der überwältigenden Erfolge marktwirtschaftlich organisierter Gesellschaften setzt sich weltweit zunehmend der marktwirtschaftliche Ansatz durch mit Deregulierung und Wettbewerb. Die gemischt organisierten Gesellschaften (Wohlfahrtsstaaten) tun sich schwer, den sozialen Anteil abzubauen zugunsten marktwirtschaftlicher Steuerungselemente. Diese Gesellschaften, auch die Bundesrepublik, verzichten in Höhe ihrer sozialen Komponente auf Wohlstandsgewinne.

    Die Umverteilung und Umlenkung von Einkommen für höhere Ziele durch Bürokraten oder andere Instanzen, die nicht dem Wettbewerb ausgesetzt sind, hat immer beträchtliche Wohlstandsverluste für die Gesamtgesellschaft zur Folge. Sie führt auch regelmässig zu Korruption, Betrug und Vetternwirtschaft (kommunistische Systeme, Staatsbürokratien, Brüssel), nicht weil Bürokraten schlechtere Menschen sind, sondern weil dieses System solche Strukturen fördert und erzeugt. Bei Ludwig Erhards sozialer Marktwirtschaft ging es zunächst darum, die Gütermärkte von den Fesseln der Zentralverwaltungswirtschaft zu befreien und die stärksten Bastionen des Sozialismus zu beseitigen. Der damit erreichte Wohlstandsgewinn war immens. Heute versteckt sich der Sozialismus auch in sog. kapitalistischen Gesellschaften in vielen kleinen Nischen, führt ein zähes Leben und behindert nach wie vor die Wohlstandsentwicklung an vielen Stellen und in hohem Ausmaß (Subventionen für Kohle, Landwirtschaft, Forschung, Regionen etc.) mit den üblichen Begleiterscheinungen wie Bürokratie und Korruption. In Brüssel wird gerade eine neue Supernische für die Staatsbürokratie eingerichtet.

    Die zentrale Begründung des sozialistischen (oder sozialen) Ansatzes besteht in der Behauptung, das freie Spiel der Marktkräfte könne viele Dinge nicht regeln, produziere Ungerechtigkeiten und deshalb müsse der Staat zur Durchsetzung höherer Ziele regulierend eingreifen, d.h. Einkommen und Vermögen konfiszieren und nach höheren Zielen umverteilen. Neben einer hohen Besteuerung ist das wichtigste Instrument dabei die Staatsverschuldung. Wirtschaftstheoretische Grundlage dafür ist die Keyns' sche Theorie des deficit spending. Allerdings wird diese Theorie inzwischen nur noch als Rechtfertigungslehre für unverantwortliches Handeln des Staates mißbraucht. Deficit spending baut auf Verschuldung auf, und führt, wie weiter unten noch gezeigt wird, zur Umverteilung von unten nach oben, erzeugt zunehmend Arbeitslosigkeit und behindert die Bildung von Realkapital.

    Der Ansatz der realen Marktwirtschaft geht dagegen davon aus, daß es auf die Bildung von Realkapital ankommt, daß nur die Bildung von Realkapital zusätzlichen Wohlstand und sozialen Frieden erzeugt. Konkret auf das aktuelle Thema der Sozialversicherungsreform übertragen, heißt das z.B. das Rentenansprüche nicht als Schuldanspruch an künftige Generationen aufgebaut werden sollten, sondern in Form von Realkapital (Immobilien, Aktien, Sachwerte)


    Zur These 2:
    Unser Geldsystem ist sozialistisch organisiert und produziert zunehmend Arbeitslosigkeit und soziale Spannungen


    Eines der bis heute weithin noch unentdeckten Verstecke des Sozialismus ist überraschenderweise das scheinbar kapitalistischste Attribut moderner Industriegesellschaften, nämlich die Geldverfassung. Die aktuelle Geldverfassung praktisch aller Industriestaaten hat sich nicht im Wettbewerb als das beste System entwickelt und durchgesetzt, sie verdankt ihre Entstehung vielmehr den Notwendigkeiten der Kriegsfinanzierung im 1. und 2. Weltkrieg. Diese Geldverfassung ist, schon von ihrer Entstehung her, notwendigerweise auf Täuschung und Betrug angelegt. Vielleicht sollte man allerdings besser von kollektiver Selbsttäuschung und Selbstbetrug reden, da ja die böse Absicht fehlte. Ihre Aufgabe war es, massiv Vermögen und Einkommen umzuverteilen zugunsten eines höheren Zieles - eben der Kriegsführung - was durch Steuern oder gar freiwillige Beitragsleistungen nicht zu schaffen war. Um dieses Ziel zu erreichen, erzeugte der Staat einfach Geld, - eine Art legales Falschgeld. Dieses Grundmuster der Vermögenskonfiskation durch Gelderzeugung ist mit unserer Geldverfassung als Erbe der Kriegsfinanzierung bis heute erhalten geblieben. Allerdings ist dieses Grundmuster nur noch schwer zu erkennen, weil es in ein recht raffiniertes System verpackt ist.

    Um in großem Umfang Geld aus dem Nichts erzeugen zu können, musste der Staat zunächst die Bindung des Geldes an die reale Güterwelt abschaffen. Dies geschah im ersten Weltkrieg mit der Aufhebung der Goldeinlösepflicht. Wie fast immer, so auch in diesem Fall, fand sich eine volkswirtschaftliche Theorie, um unverantwortliches Handeln des Staates zu rechtfertigen. In diesem Fall war es die "Staatliche Theorie des Geldes", die F.W. Knapp im Jahre 1905 veröffentlicht hatte und in der behauptet wird, nur was der Staat als Geld bestimmt, sei Geld. Vor der Jahrhundertwende noch hätte man so etwas für dummes Zeug gehalten, aber für die Zwecke der Kriegsfinanzierung war es genau die richtige Theorie und mit staatlichen Weihen versehen, ist es noch heute die theoretische Grundlage unserer Geldverfassung. Durch den Trick mit der staatlichen Theorie des Geldes, wird gleichsam legal Falschgeld erzeugt. Allerdings ist das praktische Verfahren der Gelderzeugung aus dem Nichts bis heute sehr verfeinert worden, so daß das relativ simple Betrugsmuster nur noch schwer erkennbar ist. Der Staat geht nicht mehr einfach her und druckt Scheine, wie das im 1. Weltkrieg noch üblich war und wie das heute in manchen sozialistischen Staaten noch gepflegt wird. Schon die Nationalsozialisten hatten mit den sog. Mefo-Wechseln ein etwas eleganteres Verfahren entwickelt. Die Lieferanten wurden mit Wechseln bezahlt, die gleichsam auf die zukünftige volkswirtschaftliche Produktion gezogen waren. Damit war das Grundmuster für die Verschleierung gefunden, das sich auch heute noch bewährt.

    Nach diesem Grundmuster erzeugen heute praktisch alle Staaten ungedecktes Geld und verteilen so Einkommen und Vermögen nach ihrem Ermessen um, -im Interesse höherer Ziele natürlich. Über die Staatsverschuldung zieht der Staat praktisch Wechsel auf zukünftige Produktion, er bezahlt heute mit der noch zu erbringenden Leistung zukünftiger Generationen, ohne die Zustimmung der Betroffenen. Dies ist etwa so, als ob Sie auf Ihren Nachbarn Schecks schreiben und schön davon leben, ohne daß der Nachbar davon weiss.

    Eine recht raffinierte zusätzliche Verschleierung der staatlichen Gelderzeugung besteht darin, in die Verfassung zu schreiben, daß der Staat sich nicht direkt über die Zentralbank Geld beschaffen darf,und die Zentralbank gleichsam als unabhängige Institution die Druckmaschine bewacht. Dies erzeugt eine Illusion zusätzlicher Vertrauenswürdigkeit. Der Trick besteht darin, daß der Staat auch Geld erzeugt, wenn er sich mit Anleihen über den Markt finanziert. Das Geld, das er sich leiht, entsteht mit dem Akt der Verschuldung. Wenn man diesen Zusammenhang einmal verstanden hat, nämlich das Geld nur durch Verschuldung entsteht, läßt sich das System relativ leicht durchschauen. Dieser Sachverhalt ist zwar in der volkswirtschaftlichen Geldtheorie unbestritten, er wird aber vom Publikum am wenigsten verstanden, weshalb das System immer noch hervorragend funktioniert.

    Es macht keinen Unterschied, ob der Staat Geld druckt oder Staatsanleihen. In beiden Fällen dient der Zettel lediglich dazu, ein Schuldverhältnis zu transportieren. Seit wir ein reines Schuldgeldsystem haben, kann praktisch jedes Schuldverhältnis zu Geld werden. Wir monetisieren Schuldverhältnisse statt Realvermögen. Dies wird in einschlägigen Lehrbüchern auch klar beschrieben, freilich meist in einer Sprache, die nur Eingeweihte verstehen. Wer weiß schon was "Seignorage" ist.

    Allerdings besteht Hoffnung, daß sich dies jetzt ändert durch das Internet. Der Charme und Zauber des Internet besteht nämlich u.a. darin, das gleichsam wie weiland Luther, jeder in der Sprache des Volkes seine Thesen ins Internet nageln, und so der Selbstzensur des Systems entgehen kann. Es ist verblüffend zu sehen, welch spannende Diskussion um eine Reform des Geldsystems im Internet geführt wird. Da sind z.B. Sätze von Alan Greenspan, dem Chef der amerikanischen Zentralbank, zu lesen, die er offiziell nicht sagen könnte, wie z.B der folgende Satz: "Die Abschaffung des Goldstandards ermöglichte es den Staatsbürokraten, das Banksystem für eine unbegrenzte Kreditexpansion zu mißbrauchen." (www.gold-eagle.com)

    In den Lehrbüchern wird der Prozess der Geldschöpfung aus dem Nichts meist nur unter der Überschrift Giralbankgeld besprochen. Es ist aber klar, dass dieser Prozess bei jeder Art der Verschuldung stattfindet. Das dieser Zusammenhang in der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt blieb, hängt wohl wiederum damit zusammen, dass es das reine Schuldgeldsystem erst seit etwa 25 Jahren gibt und dies noch gar nicht so richtig bemerkt wurde. Erst seit etwa 25 Jahren, mit der endgültigen Abschaffung der Golddekkung durch die Amerikaner im Jahre 1971, entsteht Geld nur noch durch Verschuldung, haben wir ein reines Kredit- oder Schuldgeldsystem, bei dem Geld nicht mehr durch irgendwelche Güter, sondern nur durch nicht definierte Zukunftsversprechen gedeckt ist. Das heisst, je mehr Schulden, desto mehr Geld ist da.Statt von der Geldmenge kann man genauso gut von der Schuldmenge reden, beides ist identisch.




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