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Drei Thesen zur Modernisierung der Marktwirtschaft

11.10.1999  |  Reinhard Deutsch
- Seite 3 -
Die politischen Fronten verlaufen z.Zt. beim Thema Euro völlig verworren und eigentlich verkehrt. Die SPD setzt mit Lafontaine klar auf das Auslaufmodell des Schuldgeldes. Sie will die Maastrichtkriterien aufweichen und massiv deficit spending betreiben. Dies ist immerhin eine klare und konsequente Fortsetzung des sozialistischen Kurses des Staatsinterventionismus und es ist vom System her auch folgerichtig. Bei einem Ponzi-Schema muß die Verschuldung immer schneller immer weiter getrieben werden. Es wäre eigentlich Aufgabe von CDU, CSU und F.D.P., hier eine klare Gegenposition einzunehmen in Richtung realer Marktwirtschaft. Statt dessen wird versucht, mit dem Stabilitätspakt eine Art gebremstes sozialistisches Schuldgeldmodell zu realisieren. Dabei wird verkannt, daß ein Schuldgeldsystem auf rasche Schuldzuwächse angewiesen ist. Man kann hier nicht nur ein bischen schwanger sein. Wenn der Wachstumsprozess einmal läuft entfaltet er Eigendynamik. Ein Bremsen oder gar ein Schuldenabbau, durch konsequente Sparpolitik, ist in einem solchen System nicht möglich. In diesem Punkt herrscht im konservativen Lager beträchtliche Konfusion, weshalb auch eine klare strategische Linie in der Schuldenstrategie nicht erkennbar ist. Eine kleine Episode beleuchtet sehr schön die Konfusion in höchsten Regierungskreisen. In einer heftigen Fernsehdebatte wies der britische Autor Forsyth darauf hin, daß Deutschland bei der Währungsunion die größte Last trage, weil es die Schulden der Anderen mit übernehmen müsse. Daraufhin erwiderte Peter Hintze, immerhin der Generalsekretär der CDU, das sei ausdrücklich im Vertrag ausgeschlossen worden. Dies zeigt, daß in einer so wichtigen Frage völlige Unklarheit herrscht. Natürlich werden die Schulden der Anderen automatisch in die gemeinsame Währung eingebracht. Das Geld, das in Euro umgewandelt wird, besteht in einem Schuldgeldsystem ja nur aus diesen Schulden.


Die konsequente Befürwortung eines goldgedeckten Euro könnte für die CDU wahlentscheidend sein!

Die erste Gesellschaft, die ihre Geldverfassung in diesem Sinne ändert wird eine ähnliche Wohlstandsrevolution auslösen, wie es Erhard mit der Aufhebung der Zentralverwaltungswirtschaft gelungen ist. Alle anderen Gesellschaften werden diesem Beispiel sehr rasch folgen und ebenfalls wieder gedecktes Geld einführen, um in der Wohlstandserzeugung nicht zurückzufallen. Geld würde wieder zu einem einheitlichen Weltmaßstab, wie zu Zeiten der Goldwährung. Die Produktivkräfte würden wieder auf die Erzeugung von Realkapital, statt fiktivem Geldkapital gelenkt. Der Unsinn der flexiblen Wechselkurse, d.h. das internationale Metermaß aus Gummiband zu machen, würde wegfallen.

Für den Fall, daß die Chance mit dem Euro vertan wird, welche anderen Möglichkeiten sind noch denkbar, daß sich wieder ein Geld mit einem konkreten Schuldinhalt, also ein gedecktes Geld entwickelt? Zunächst kann es durchaus sein, daß ein anderer Staat außerhalb der drei Währungsblöcke den Gedanken aufgreift. Die Schweiz ist vielleicht zu klein, aber immerhin bezieht der Schweizer Franken seine Kraft aus seiner schwachen Golddeckung. Ein möglicher und sogar sehr wahrscheinlicher Kandidat ist Rußland. Ein Goldrubel würde schlagartig alle anderen Reservewährungen ziemlich alt aussehen lassen. Auch China ist ein möglicher Kandidat, wobei China allerdings, wie auch Indien, über Jahrhunderte eine Silberdeckung bevorzugt hat. Am wahrscheinlichsten wird diese Entwicklung aber in Amerika stattfinden, allerdings erst dann, wenn die Verschuldung in Dollar nicht mehr funktioniert. Die Bewegung für eine gedeckte Währung ist in Amerika auch politisch bereits sehr stark, mit sehr prominenten Vertretern.

Eine überraschende neue Möglichkeit ergibt sich jetzt auch über das Internet, durch die Entstehung gedeckten Privatgeldes im Internet. Unter dem Namen e-gold gibt es bereits ein solches privates elektronisches Geld, das zu 100% durch Edelmetalle gedeckt ist und mit dem man bereits konkret im Internet bezahlen kann. (www.e-gold.com) Es erscheint zwar zunächst als ein etwas mühsamer Weg, ein solches System gleichsam ganz von unten auf privater Basis wieder aufzubauen, ganz so wie sich der Goldstandard über Jahrhunderte entwickelt hat. Aber er ermöglicht zumindest einen konkreten Anfang, bei dem sogar kleine Gruppen wie z. B. unser Arbeitskreis Initiativen ergreifen und Anstöße geben können. Bei der Dynamik des Internet kann dieser Weg auch sehr rasch zum Erfolg führen und große Verbreitung finden. Vorausgesetzt der Ansatz wird nicht von den etablierten Kräften (Zentralbanken, Gesetzgeber) gleich verboten, mit dem Argument, er würde die Geldhoheit unterminieren. Es sieht im Moment in der Tat so aus, als ob man versuchen will, in Europa diesen Ansatz zu verbieten. Alan Greenspan hat sich dafür ausgesprochen, diese Experimente im Internet nicht zu verbieten, so wie er auch eine Golddeckung befürworten würde. Es könnte sein, daß die Hoffnung der Freiheit mal wieder in Amerika liegt.

Eine weitere, recht hoffnungsvolle Möglichkeit ergibt sich aus der internationalen Konkurrenz der Banken. Ein Prozess, den auch Engels in seinem Buch beschreibt. Der Übergang von reinem Schuldgeld zu real unterlegtem Geld wird in der Bankpraxis immer fließender. Dies begann mit sog. Geldmarktfonds und geht heute soweit, daß der Übergang vom Kontokorrentkonto zum Aktienfonds fließend wird. Wenn eine Bank nicht benötigtes Geld vom Kontokorrentkonto automatisch in einen Aktienfonds überführt und der Kunde über den Gesamtbestand wie über Giralgeld verfügen kann, wird der Über gang vom reinen Schuldgeld zum aktiengedeckten Geld fließend mit der Folge, daß keine Zentralbank mehr sagen kann, was eigentlich die Geldmenge (Schuldmenge) ist, die sie steuern soll. Es bestehen also durchaus Chancen, daß der Markt selbst einen Weg zum besseren Geld findet, sofern er von der Staatsbürokratie nicht daran gehindert wird.


Der Weg von der sozialen zur realen Marktwirtschaft ist möglich, wenn wir es wollen!



© Dipl.-Kfm. Reinhard Deutsch (1997)



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