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US-Lagerbestände - Feuerprobe für den Ölmarkt

22.01.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis notiert am Morgen bei 44 USD je Barrel und damit etwas fester als gestern. Mexiko meldet für 2008 einen Rückgang der Ölproduktion um 9,2% auf durchschnittlich 2,8 Mio. Barrel pro Tag. Das ist der niedrigste Wert seit 1995. Insbesondere das alternde Cantarell-Ölfeld trug mit einem Produktionsrückgang um 36% dazu bei.

Heute Nachmittag könnte der jüngste Ölpreisanstieg auf eine harte Probe gestellt werden. Dann werden mit einem Tag Verzögerung die Daten zu den US-Lagerbeständen für die vergangene Woche veröffentlicht. Bei Rohöl wird mit einem nochmaligen Lageraufbau von 1,5 Mio. Barrel gerechnet. Für die Rohöllagerbestände in Cushing, dem Handelspunkt für WTI, gibt es keine Prognosen. Diese sind zuletzt auf ein Rekordhoch gestiegen und haben damit maßgeblich zum deutlichen Rückgang des nächstfälligen WTI-Kontraktes beigetragen. Sollte sich der Lageraufbau fortsetzen, wird sich nicht nur der Preisabstand zwischen WTI und Brentöl, sondern auch zwischen den März und April-Kontrakten wieder erhöhen. Der Konsens rechnet außerdem mit einem Anstieg bei den Benzinvorräten um 1,8 Mio. Barrel und einem Rückgang bei Destillaten um 250 Tsd. Barrel.

Ekuador scheint als erstes Land aus der bislang geschlossenen Reihe der OPEC-Produzenten auszuscheren. Laut Ölminister Palacios würde eine nochmalige Quotenkürzung für sein Land keinen Nutzen bringen, wenn sich die Preise nicht erholen. Zwar ist Ekuador eine der kleinsten OPEC-Produzenten. Dennoch könnte die bisherige Geschlossenheit der OPEC-Mitglieder mit dem ekuadorianischen Vorstoß auf die Probe gestellt werden. Wir denken, dass die beschlossenen OPEC-Kürzungen ausreichen werden, um das Gleichgewicht am Ölmarkt wieder herzustellen. Allerdings setzt dies voraus, dass die OPEC-Produktion im ausreichenden Maße zurückgeführt wird. Sollte die Quotendisziplin nachlassen, dürfte der Anpassungsprozess wesentlich länger dauern und der Ölpreis erneut unter Druck geraten.

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Edelmetalle

Gold handelt am Morgen wenig verändert bei 850 USD je Feinunze. Das Anlegerinteresse ist ungebrochen. SPDR Gold Trust, der weltgrößte goldgedeckte ETF, vermeldet einen Anstieg der Goldbestände um weitere drei Tonnen auf ein neues Rekordhoch von 806 Tonnen. Somit beziffert sich der Anstieg seit Jahresbeginn bereits auf 26 Tonnen, was mehr ist als im gesamten vierten Quartal.

Der russische Edelmetallproduzent Polymetal meldet für 2008 einen Anstieg seiner Goldproduktion um 17% auf 285 Tsd. Unzen. Die Silberproduktion stieg um 8% auf 17,2 Mio. Unzen. Für das neue Jahr rechnet man mit einer Produktion von 280-300 Tsd. Unzen Gold und 17-18 Mio. Unzen Silber. Die steigende russische Goldproduktion dürfte aber kaum ausreichen, um die Produktionsrückgänge in anderen wichtigen Produzentenländern wie Südafrika und Australien zu kompensieren. Bei Silber dürfte die Ausweitung der Minenproduktion begrenzt sein, weil Silber häufig als Beiprodukt bei der Förderung anderer Metalle anfällt und es hier zu deutlichen Produktionseinschnitten kommt.


Industriemetalle

Die Industriemetalle notieren dank freundlicher Aktienmärkte im Plus. Die Nachrichten sind dagegen vorwiegend negativ. So ist die chinesische Wirtschaft im vierten Quartal 2008 "nur" noch um 6,8% gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Das ist eine deutliche Verlangsamung gegenüber dem dritten Quartal, als die BIP-Wachstumsrate noch 9% betrug. Dennoch berichtet die chinesische Zollbehörde von einem Anstieg der Kupferimporte im Dezember um 89,4% auf 211.527 Tonnen gegenüber dem Vorjahr. Dieser Anstieg dürfte eher auf die deutlich gefallenen Kupferpreise als auf eine gestiegene Nachfrage zurückzuführen sein.

Wie deutlich sich die Situation am Kupfermarkt gedreht hat, zeigen die aktuellen Zahlen des World Bureau of Metal Statistics. Von Januar bis November letzten Jahres gab es demnach einen Überschuss von 286 Tsd. Tonnen, verglichen mit einem Defizit in Höhe von 201 Tsd. Tonnen im Vorjahreszeitraum. Auch Aluminium, Zink und Nickel verzeichneten dem WBMS zufolge in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres Überschüsse. Bei Blei gab es dagegen ein Defizit, welches mit 141 Tsd. Tonnen allerdings etwas geringer ausfiel als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Die LME-Lagerbestände für Aluminium sind gestern um weitere 89 Tsd. auf 2,64 Mio. Tonnen gestiegen. Damit liegen sie nur noch 20 Tsd. Tonnen unter dem Rekordhoch von Juni 1994. Der rasante Anstieg der Lagerbestände ist ein Belastungsfaktor für die Aluminiumpreise. Laut WBMS gab es in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres ein Überangebot von 772 Tsd. Tonnen.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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