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Kupfer: Starker Preisanstieg trotz Lageraufbaus

27.01.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis kann seine Gewinne der vergangenen Tage weitgehend verteidigen. WTI handelt bei 46 USD je Barrel, nachdem gestern zeitweise die Marke von 48 USD überschritten wurde. Preisstützend wirken Wetterprognosen, wonach der Winter in weiten Teilen der USA in diesem Jahr kälter ausfallen wird als normal. Zudem ist derzeit knapp die Hälfte der australischen Ölproduktion durch einen Zyklon lahmgelegt, wobei es sich hierbei lediglich um 218 Tsd. Barrel pro Tag handelt. Die sehr gut gefüllten Lager dürften einem fortgesetzten Preisanstieg bei Rohöl über 50 USD zunächst entgegenstehen.

Es ist aber davon auszugehen, dass es schon bald zu einem Rückgang der Lagerbestände kommen wird. Wie aktuelle Schätzungen von Petrologistics zeigen, hat die OPEC den Kürzungsbeschluss von Dezember bereits zu 70% umgesetzt. Venezuelas Staatschef Chavez kann sich sogar eine nochmalige OPEC-Produktionskürzung um 4 Mio. Barrel pro Tag vorstellen, um den Ölpreis zu unterstützen. Venezuela ist dringend auf hohe Öleinnahmen angewiesen, um seine Wirtschaft im Gleichgewicht zu halten. Die Geschlossenheit der OPEC, mit Produktionskürzungen den Ölpreis zu stabilisieren, sollte eine Bodenbildung bei 40 USD begünstigen. Die hohen Lagerbestände könnten allerdings dazu führen, dass der nächstfällige Kontrakt kurzzeitig noch einmal unter Druck gerät und die Terminkurve wieder steiler wird. Momentan notiert der April-Kontrakt nur 2,5 USD höher als der März-Kontrakt.


Edelmetalle

Gold konnte seinen Höhenflug auch gestern fortsetzen und bis auf 915 USD je Feinunze steigen, den höchsten Stand seit 3 ½ Monaten. Im Unterschied zu den vorherigen Tagen wurde die Aufwärtsbewegung diesmal durch einen schwächeren US-Dollar unterstützt. In den Tagen zuvor ist Gold noch weitgehend unabhängig von der Wechselkursentwicklung gestiegen. Im Zuge dessen stieg auch der Goldpreis in Euro gerechnet auf ein Allzeithoch knapp unterhalb von 700 EUR je Feinunze. Auch in anderen Währungen gerechnet notiert Gold auf bzw. nahe am Allzeithoch. Dies hat Implikationen vor allem für die künftige Nachfrageentwicklung.

So war die Schmucknachfrage aufgrund der Konjunkturkrise schon vor dem jüngsten Preisanstieg eher schwach. Da die Schmucknachfrage sehr sensibel auf Preisbewegungen reagiert, dürfte sich die Goldnachfrage aus Indien, der Türkei und dem Nahen Osten, den Hauptzentren der Goldschmuckindustrie, noch weiter abschwächen. So sanken die indischen Goldimporte im Januar auf lediglich zwei Tonnen. Im Januar 2008 wurden noch 24 Tonnen Gold importiert, was bereits ein sehr niedriger Wert war.

Damit fehlt bis auf weiteres ein wichtiger Stützpfeiler der Goldnachfrage, welcher immerhin 70% der Gesamtnachfrage ausmacht. Dominiert wird dies derzeit durch eine sehr robuste Investmentnachfrage, was sich in massiven Zuflüssen in die goldgedeckten ETFs widerspiegelt. Über die kräftigen Zuflüsse in den SPDR Gold Trust haben wir in den vergangenen Tagen regelmäßig berichtet. Auch der Gold-ETF der ZKB berichtet von einem Anstieg der Goldbestände um 3,8% auf 3,388 Mio. Unzen im Wochenvergleich. Die Summe der von den ETFs gehaltenen Goldbestände beläuft sich auf ungefähr 1.200 Tonnen. Damit sind die ETFs zusammengenommen der sechstgrößte Halter von Gold.

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Industriemetalle

Die Metallpreise konnten gestern dank eines schwächeren US-Dollar, steigender Aktienmärkte und nachlassender Risikoaversion an Wert zulegen. Das Konjunkturbarometer Kupfer stieg dabei sogar um 10% auf 3.600 USD je Tonne, den höchsten Stand seit Anfang Dezember. Kupfer profitierte zusätzlich vom unerwarteten Anstieg der US-Verkäufe bestehender Eigenheime, welcher Hoffnungen auf eine baldige Trendwende am US-Immobilienmarkt schürte. Zudem gibt es Unterstützung von der Angebotsseite. Der weltweit zweitgrößte Kupferproduzent Freeport McMoRan kürzt die Kupferproduktion in der Morenci Kupfermine in Arizona stärker als bislang beabsichtigt. Der Ausnutzungsgrad der Mine soll demnach um 50% reduziert werden. Im Dezember hatte man erst eine Kürzung um 25% angekündigt.

Gegen einen fortgesetzten Preisanstieg bei Kupfer sprechen dagegen die deutlich gestiegenen LME-Lagerbestände. Diese sind gestern auf ein 5-Jahreshoch von 439.425 Tonnen gestiegen. Seit Jahresbeginn sind sie damit um 30% angewachsen. Es wird daher weitere Anpassungen auf der Produktionsseite geben müssen, um das Gleichgewicht am Kupfermarkt wieder herzustellen. Von daher sind wir, was die kurzfristigen Aussichten angeht, eher skeptisch.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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