Gold vorerst am 4-Monatshoch gescheitert
02.02.2009 | Eugen Weinberg
Energie
Der März-Kontrakt von WTI-Rohöl handelt weiter um 41 USD je Barrel. Der April-Kontrakt notiert wie auch Rohöl der Nordseesorte Brent gut vier US-Dollar höher. Der Preisabstand ist das Resultat der rekordhohen Lagerbestände in Cushing, Oklahoma, dem Handelpunkt für die Ölsorte WTI. Zusätzlich belastet wird der WTI-Ölpreis von schwachen Nachfragedaten. Das US-Energieministerium hat die Schätzung für den Ölverbrauch im November 2008 um 1,6% nach unten revidiert. Die US-Ölnachfrage lag demnach 7,7% oder 1,577 Mio. Barrel pro Tag niedriger als im Vorjahr. Mit 18,96 Mio. Barrel pro Tag ist dies der niedrigste November-Wert seit zehn Jahren.
Auf der Produktionsseite droht unterdessen in den USA ein landesweiter Streik in den Ölraffinerien, Chemiefabriken, Terminals und bei Pipelines, nachdem der Tarifvertrag nun ausgelaufen ist. Im Falle eines Streiks wären nach Angaben der Gewerkschaft United Steelworkers knapp zwei Drittel aller Raffineriekapazitäten betroffen. Dies dürfte die Preise für Ölprodukte unterstützen. In Nigeria hat die Rebellenorganisation MEND den Waffenstillstand für beendet erklärt. MEND beschuldigt das Militär, eines seiner Camps angegriffen zu haben.
Damit steigt das Risiko von Angriffen auf die Ölinfrastruktur des weltweit achtgrößten Ölexporteurs. Die genannten Angebotsrisiken dürften einem Ölpreisrückgang entgegenstehen, da zudem die OPEC eine nochmalige Kürzung im März nicht ausgeschlossen hat. Die russischen Ölexporte fielen zudem im Dezember um 90 Tsd. auf 4,25 Mio. Barrel pro Tag, obwohl die Produktion um 40 Tsd. auf 9,7 Mio. Barrel pro Tag stieg.
Die Netto-Long Positionen der spekulativen Anleger bei WTI an der NYMEX stiegen in der Woche zum 27. Januar um 5,5 Tsd. auf 51.652 Kontrakte. Diese liegen damit noch immer deutlich unter dem Anfang Januar verzeichneten 8-Monatshoch.
Edelmetalle
Gold fällt am Morgen um 2% auf 910 USD je Feinunze. Hierbei dürfte es sich um Gewinnmitnahmen handeln, nachdem der Goldpreis am Freitag daran gescheitert war, das Hoch von Anfang Oktober bei 932 USD zu überwinden. Auch ein Blick auf die Marktpositionierung bestätigt dies. Demzufolge stiegen die Netto-Long Positionen der spekulativen Anleger an der COMEX in der Woche zum 27. Januar um 17 Tsd. auf 141.114 Kontrakte, den höchsten Stand seit fast fünf Monaten.
Außerdem verschlechtert sich derzeit die Angebots-/Nachfragesituation. Während die Schmuckindustrie, die für den Großteil der Nachfrage verantwortlich ist, belastet durch den gestiegenen Preis und durch den Konjunkturabschwung von einem dramatischen Nachfrageeinbruch berichtet, zeigt sich die Produktion begünstigt durch den hohen Preis und die Abwertung der Währungen der goldproduzierenden Ländern robust. So ist die Goldproduktion in Russland, dem weltweit sechsgrößten Goldproduzenten, im vergangenen Jahr um 13,3% auf 184,5 Tonnen gestiegen und hat damit sogar die vorherigen postiven Prognosen deutlich übertroffen.
Der weltweit führende Palladiumproduzent Norilsk Nickel hat im vergangenen Jahr vorläufigen Zahlen zufolge 2,821 Mio. Unzen Palladium produziert. Verglichen mit den vor einem Jahr veröffentlichten Daten für 2007 entspricht dies einem Rückgang um 9,4% oder 292 Tsd. Unzen. Wir glauben, dass ein rückläufiges Palladiumangebot zu einer Erholung der Palladiumpreise beitragen wird, sobald sich die (industrielle) Nachfrage stabilisiert. Im Gegensatz zu Gold gibt es bei Palladium derzeit keine nennenswerten ETF-Zuflüsse.
Industriemetalle
Die westaustralische Provinzregierung hat dem Bergbauunternehmen Ivernia Erlaubnis erteilt, den Hafen von Freemantle wieder für die Verschiffung seiner Bleiexporte aus der Magellan-Mine, die 2% der Weltbleiproduktion stellte, zu benutzen. Ivernia will daraufhin bis Ende des nächsten Quartals die Bleiexporte wieder aufnehmen. Bevor die Mine die Produktion wieder aufnimmt, sollen zunächst die auf Halde liegenden Bestände verschifft werden. Das zusätzliche Angebot dürfte den Anstieg bei Blei bremsen.
Der weltgrößte Nickelproduzent Norilsk Nickel aus Russland meldet im Jahr 2008 einen Anstieg der Nickelproduktion um 8,6% auf knapp 300 Tsd. Tonnen. Dies steht im Widerspruch zu vorherigen Meldungen, wonach die russische Nickelproduktion im Jahr 2008 um 4,7% und im Dezember sogar um 10% zurückgegangen sein soll. Zwar haben einige Anbieter wie zuletzt BHP Billiton mit der Ravensthorpe Mine in Australien Produktionskapazitäten stillgelegt. Solange aber der weltgrößte Nickelanbieter seine Produktion nicht spürbar kürzt, dürfte dies nicht ausreichen, das Gleichgewicht am Nickelmarkt wieder herzustellen. Der Anstieg der Lagerbestände dürfte daher anhalten und einer Erholung der Nickelpreise vorerst entgegenstehen.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der März-Kontrakt von WTI-Rohöl handelt weiter um 41 USD je Barrel. Der April-Kontrakt notiert wie auch Rohöl der Nordseesorte Brent gut vier US-Dollar höher. Der Preisabstand ist das Resultat der rekordhohen Lagerbestände in Cushing, Oklahoma, dem Handelpunkt für die Ölsorte WTI. Zusätzlich belastet wird der WTI-Ölpreis von schwachen Nachfragedaten. Das US-Energieministerium hat die Schätzung für den Ölverbrauch im November 2008 um 1,6% nach unten revidiert. Die US-Ölnachfrage lag demnach 7,7% oder 1,577 Mio. Barrel pro Tag niedriger als im Vorjahr. Mit 18,96 Mio. Barrel pro Tag ist dies der niedrigste November-Wert seit zehn Jahren.
Auf der Produktionsseite droht unterdessen in den USA ein landesweiter Streik in den Ölraffinerien, Chemiefabriken, Terminals und bei Pipelines, nachdem der Tarifvertrag nun ausgelaufen ist. Im Falle eines Streiks wären nach Angaben der Gewerkschaft United Steelworkers knapp zwei Drittel aller Raffineriekapazitäten betroffen. Dies dürfte die Preise für Ölprodukte unterstützen. In Nigeria hat die Rebellenorganisation MEND den Waffenstillstand für beendet erklärt. MEND beschuldigt das Militär, eines seiner Camps angegriffen zu haben.
Damit steigt das Risiko von Angriffen auf die Ölinfrastruktur des weltweit achtgrößten Ölexporteurs. Die genannten Angebotsrisiken dürften einem Ölpreisrückgang entgegenstehen, da zudem die OPEC eine nochmalige Kürzung im März nicht ausgeschlossen hat. Die russischen Ölexporte fielen zudem im Dezember um 90 Tsd. auf 4,25 Mio. Barrel pro Tag, obwohl die Produktion um 40 Tsd. auf 9,7 Mio. Barrel pro Tag stieg.
Die Netto-Long Positionen der spekulativen Anleger bei WTI an der NYMEX stiegen in der Woche zum 27. Januar um 5,5 Tsd. auf 51.652 Kontrakte. Diese liegen damit noch immer deutlich unter dem Anfang Januar verzeichneten 8-Monatshoch.
Edelmetalle
Gold fällt am Morgen um 2% auf 910 USD je Feinunze. Hierbei dürfte es sich um Gewinnmitnahmen handeln, nachdem der Goldpreis am Freitag daran gescheitert war, das Hoch von Anfang Oktober bei 932 USD zu überwinden. Auch ein Blick auf die Marktpositionierung bestätigt dies. Demzufolge stiegen die Netto-Long Positionen der spekulativen Anleger an der COMEX in der Woche zum 27. Januar um 17 Tsd. auf 141.114 Kontrakte, den höchsten Stand seit fast fünf Monaten.
Außerdem verschlechtert sich derzeit die Angebots-/Nachfragesituation. Während die Schmuckindustrie, die für den Großteil der Nachfrage verantwortlich ist, belastet durch den gestiegenen Preis und durch den Konjunkturabschwung von einem dramatischen Nachfrageeinbruch berichtet, zeigt sich die Produktion begünstigt durch den hohen Preis und die Abwertung der Währungen der goldproduzierenden Ländern robust. So ist die Goldproduktion in Russland, dem weltweit sechsgrößten Goldproduzenten, im vergangenen Jahr um 13,3% auf 184,5 Tonnen gestiegen und hat damit sogar die vorherigen postiven Prognosen deutlich übertroffen.
Der weltweit führende Palladiumproduzent Norilsk Nickel hat im vergangenen Jahr vorläufigen Zahlen zufolge 2,821 Mio. Unzen Palladium produziert. Verglichen mit den vor einem Jahr veröffentlichten Daten für 2007 entspricht dies einem Rückgang um 9,4% oder 292 Tsd. Unzen. Wir glauben, dass ein rückläufiges Palladiumangebot zu einer Erholung der Palladiumpreise beitragen wird, sobald sich die (industrielle) Nachfrage stabilisiert. Im Gegensatz zu Gold gibt es bei Palladium derzeit keine nennenswerten ETF-Zuflüsse.
Industriemetalle
Die westaustralische Provinzregierung hat dem Bergbauunternehmen Ivernia Erlaubnis erteilt, den Hafen von Freemantle wieder für die Verschiffung seiner Bleiexporte aus der Magellan-Mine, die 2% der Weltbleiproduktion stellte, zu benutzen. Ivernia will daraufhin bis Ende des nächsten Quartals die Bleiexporte wieder aufnehmen. Bevor die Mine die Produktion wieder aufnimmt, sollen zunächst die auf Halde liegenden Bestände verschifft werden. Das zusätzliche Angebot dürfte den Anstieg bei Blei bremsen.
Der weltgrößte Nickelproduzent Norilsk Nickel aus Russland meldet im Jahr 2008 einen Anstieg der Nickelproduktion um 8,6% auf knapp 300 Tsd. Tonnen. Dies steht im Widerspruch zu vorherigen Meldungen, wonach die russische Nickelproduktion im Jahr 2008 um 4,7% und im Dezember sogar um 10% zurückgegangen sein soll. Zwar haben einige Anbieter wie zuletzt BHP Billiton mit der Ravensthorpe Mine in Australien Produktionskapazitäten stillgelegt. Solange aber der weltgrößte Nickelanbieter seine Produktion nicht spürbar kürzt, dürfte dies nicht ausreichen, das Gleichgewicht am Nickelmarkt wieder herzustellen. Der Anstieg der Lagerbestände dürfte daher anhalten und einer Erholung der Nickelpreise vorerst entgegenstehen.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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