Kupfer-Lagerbestände erstmals wieder gefallen
03.02.2009 | Eugen Weinberg
Energie
Am Ölmarkt ist derzeit wegen der unterschiedlichen Verfügbarkeit verschiedener Ölsorten eine differenzierte Betrachtungsweise erforderlich. Während der März-Kontrakt für WTI knapp über 40 USD je Barrel gehandelt wird, notiert der April-Kontrakt vier US-Dollar höher, ebenso der März-Kontrakt für Brent, der etwas als WTI ausläuft. Der Grund dafür dürfte hauptsächlich in Cushing, Oklahoma, liegen, weil die dort gelagerten Bestände an WTI rekordhoch sind und noch weiter anziehen könnten, insbesondere wenn die Raffineriearbeiter wie befürchtet ihre Arbeit niederlegen. Dies würde zwar die Preise für Ölprodukte unterstützen, die Rohölpreise jedoch belasten, weil die Raffinerien entsprechend weniger nachfragen werden.
Die US-Benzinpreise haben bereits auf diese Gefahr reagiert und sind auf ein 10-Wochenhoch gestiegen. Auch konnte sich der Brentölpreis dank Informationen über die OPEC-Produktionskürzungen stabilisieren. Einer Bloomberg-Umfrage zufolge liegt die OPEC-Produktion im Januar um 1,05 Mio. Barrel pro Tag bzw. 3,5% niedriger als im Dezember. Zuvor hatte es widersprüchliche Informationen darüber gegeben, wieweit die Produktionskürzung fortgeschritten ist. Auch die bis zuletzt weiter gestiegenen Lagerbestände haben Zweifel daran aufkommen lassen, ob die OPEC tatsächlich wie angekündigt die Produktionskürzung umsetzt.
Immerhin scheint es der OPEC gelungen zu sein, mit den Produktionskürzungen eine Stabilisierung der Ölpreise zu erreichen, wie der Finanzminister Venezuelas Rodriguez feststellt. Ein Teil der Produktionskürzungen dürfte auch unfreiwilliger Natur sein. So wird vermehrt über die Zahlungsschwierigkeiten an die Öldienstleister seitens des venezolanischen Ölkonzerns PDVSA berichtet, wobei die ausstehenden Zahlungsverpflichtungen über 100 Mio. USD betragen sollten.
Auch in Brasilien fordert die Finanzkrise Tribut: der brasilianische Ölkonzern Petrobras benötigt knapp 14 Mrd. USD in den nächsten zwei Jahren für die kurzfristigen Kredite, um ihre Investitionsziele zu erreichen. Wegen der extrem teuren Entwicklung der riesigen Ölprojekte auf hoher See hat Petrobras nach Informationen von FT bereits Gespräche mit einigen Regierungen, wie z.B. der USA und Chinas, aufgenommen.
Edelmetalle
Die Gewinnmitnahmen bei Gold halten an. Der Goldpreis ist am Morgen unter die Marke von 900 USD je Feinunze gefallen, obwohl SPDR Gold Trust von einem Anstieg der Goldbestände um 9,8 Tonnen auf einen neuen Rekordwert von 853,4 Tonnen berichtet.
Dies ist bemerkenswert, denn in den Tagen zuvor gingen derart kräftige Zuflüsse in die ETFs einher mit einem steigenden Goldpreis. Allerdings brach der Goldschmuckabsatz in Abu Dhabi Industriekreisen zufolge im Januar um 70% ein und fiel damit auf das niedrigste Niveau seit Anfang 2008 zurück. Die schwache Schmucknachfrage und die hohen Netto-Long Positionen der spekulativen Anleger tragen derzeit zur Korrektur bei, welche vor dem Hintergrund der kräftigen Kursgewinne in den vergangenen Wochen zu sehen ist. Spätestens bei 870 USD sollte Gold auf Unterstützung stoßen. Ein stärkerer Rückgang ist aufgrund der anhaltend robusten Investmentnachfrage unwahrscheinlich.
Industriemetalle
Kupfer kann dank positiver Konjunkturmeldungen bis auf 3.260 USD je Tonne steigen. Die Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone und den USA verzeichneten erstmals seit Monaten Anstiege. Außerdem sind die LME-Lagerbestände für Kupfer erstmals seit sieben Wochen wenn auch nur marginal zurückgegangen. Der Rückgang fiel mit 325 Tonnen sehr gering aus, bedenkt man, dass die Lagerbestände allein im Januar um gut 140 Tsd. Tonnen gestiegen sind und mit 491.200 Tonnen noch immer nahe eines 5-Jahreshochs liegen. Von daher ist es zu früh, von einer Trendwende zu sprechen. Entsprechend sind die gestrigen Kursgewinne mit Vorsicht zu genießen.
Die LME-Lagerbestände von Aluminium sind unterdessen um weitere 7 Tsd. auf ein Rekordhoch von 2,81 Mio. Tonnen gestiegen. Wir haben aufgrund der Lagerentwicklung und der niedrigeren Energiekosten unsere Preisprognose nach unten angepasst und erwarten im laufenden Quartal nur einen Durchschnittspreis von 1.400 USD je Tonne.
Der brasilianische Bergbaukonzern Vale hat sich mit der kanadischen Provinzregierung von Neufundland und Labrador darauf verständigt, in den kommenden vier Jahren nicht mehr als durchschnittlich 55 Tsd. Tonnen Nickel aus der Voisey’s Bay Mine zu exportieren. Dies ist eine weitere von mittlerweile zahlreichen Maßnahmen zur Reduzierung des Nickelangebots. Gleichzeitig berichtet der größte chinesische Nickelhändler Ningbo von einem Einbruch der Umsätze nach dem Neujahrsfest um 95% gegenüber dem Vorjahr. Die Produktionskürzungen können derzeit lediglich den Nachfragerückgang ausgleichen.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Am Ölmarkt ist derzeit wegen der unterschiedlichen Verfügbarkeit verschiedener Ölsorten eine differenzierte Betrachtungsweise erforderlich. Während der März-Kontrakt für WTI knapp über 40 USD je Barrel gehandelt wird, notiert der April-Kontrakt vier US-Dollar höher, ebenso der März-Kontrakt für Brent, der etwas als WTI ausläuft. Der Grund dafür dürfte hauptsächlich in Cushing, Oklahoma, liegen, weil die dort gelagerten Bestände an WTI rekordhoch sind und noch weiter anziehen könnten, insbesondere wenn die Raffineriearbeiter wie befürchtet ihre Arbeit niederlegen. Dies würde zwar die Preise für Ölprodukte unterstützen, die Rohölpreise jedoch belasten, weil die Raffinerien entsprechend weniger nachfragen werden.
Die US-Benzinpreise haben bereits auf diese Gefahr reagiert und sind auf ein 10-Wochenhoch gestiegen. Auch konnte sich der Brentölpreis dank Informationen über die OPEC-Produktionskürzungen stabilisieren. Einer Bloomberg-Umfrage zufolge liegt die OPEC-Produktion im Januar um 1,05 Mio. Barrel pro Tag bzw. 3,5% niedriger als im Dezember. Zuvor hatte es widersprüchliche Informationen darüber gegeben, wieweit die Produktionskürzung fortgeschritten ist. Auch die bis zuletzt weiter gestiegenen Lagerbestände haben Zweifel daran aufkommen lassen, ob die OPEC tatsächlich wie angekündigt die Produktionskürzung umsetzt.
Immerhin scheint es der OPEC gelungen zu sein, mit den Produktionskürzungen eine Stabilisierung der Ölpreise zu erreichen, wie der Finanzminister Venezuelas Rodriguez feststellt. Ein Teil der Produktionskürzungen dürfte auch unfreiwilliger Natur sein. So wird vermehrt über die Zahlungsschwierigkeiten an die Öldienstleister seitens des venezolanischen Ölkonzerns PDVSA berichtet, wobei die ausstehenden Zahlungsverpflichtungen über 100 Mio. USD betragen sollten.
Auch in Brasilien fordert die Finanzkrise Tribut: der brasilianische Ölkonzern Petrobras benötigt knapp 14 Mrd. USD in den nächsten zwei Jahren für die kurzfristigen Kredite, um ihre Investitionsziele zu erreichen. Wegen der extrem teuren Entwicklung der riesigen Ölprojekte auf hoher See hat Petrobras nach Informationen von FT bereits Gespräche mit einigen Regierungen, wie z.B. der USA und Chinas, aufgenommen.
Edelmetalle
Die Gewinnmitnahmen bei Gold halten an. Der Goldpreis ist am Morgen unter die Marke von 900 USD je Feinunze gefallen, obwohl SPDR Gold Trust von einem Anstieg der Goldbestände um 9,8 Tonnen auf einen neuen Rekordwert von 853,4 Tonnen berichtet.
Dies ist bemerkenswert, denn in den Tagen zuvor gingen derart kräftige Zuflüsse in die ETFs einher mit einem steigenden Goldpreis. Allerdings brach der Goldschmuckabsatz in Abu Dhabi Industriekreisen zufolge im Januar um 70% ein und fiel damit auf das niedrigste Niveau seit Anfang 2008 zurück. Die schwache Schmucknachfrage und die hohen Netto-Long Positionen der spekulativen Anleger tragen derzeit zur Korrektur bei, welche vor dem Hintergrund der kräftigen Kursgewinne in den vergangenen Wochen zu sehen ist. Spätestens bei 870 USD sollte Gold auf Unterstützung stoßen. Ein stärkerer Rückgang ist aufgrund der anhaltend robusten Investmentnachfrage unwahrscheinlich.
Industriemetalle
Kupfer kann dank positiver Konjunkturmeldungen bis auf 3.260 USD je Tonne steigen. Die Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone und den USA verzeichneten erstmals seit Monaten Anstiege. Außerdem sind die LME-Lagerbestände für Kupfer erstmals seit sieben Wochen wenn auch nur marginal zurückgegangen. Der Rückgang fiel mit 325 Tonnen sehr gering aus, bedenkt man, dass die Lagerbestände allein im Januar um gut 140 Tsd. Tonnen gestiegen sind und mit 491.200 Tonnen noch immer nahe eines 5-Jahreshochs liegen. Von daher ist es zu früh, von einer Trendwende zu sprechen. Entsprechend sind die gestrigen Kursgewinne mit Vorsicht zu genießen.
Die LME-Lagerbestände von Aluminium sind unterdessen um weitere 7 Tsd. auf ein Rekordhoch von 2,81 Mio. Tonnen gestiegen. Wir haben aufgrund der Lagerentwicklung und der niedrigeren Energiekosten unsere Preisprognose nach unten angepasst und erwarten im laufenden Quartal nur einen Durchschnittspreis von 1.400 USD je Tonne.
Der brasilianische Bergbaukonzern Vale hat sich mit der kanadischen Provinzregierung von Neufundland und Labrador darauf verständigt, in den kommenden vier Jahren nicht mehr als durchschnittlich 55 Tsd. Tonnen Nickel aus der Voisey’s Bay Mine zu exportieren. Dies ist eine weitere von mittlerweile zahlreichen Maßnahmen zur Reduzierung des Nickelangebots. Gleichzeitig berichtet der größte chinesische Nickelhändler Ningbo von einem Einbruch der Umsätze nach dem Neujahrsfest um 95% gegenüber dem Vorjahr. Die Produktionskürzungen können derzeit lediglich den Nachfragerückgang ausgleichen.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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