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Euro am Ende?

06.02.2009  |  Klaus Singer
Die aktuelle Krise der Güter- und Finanzwirtschaft bringt über die strukturellen Verwerfungen in den einzelnen Ländern auch das Gefüge der Weltwirtschaft durcheinander. Unmittelbar davon abhängig ist die Frage nach der Rolle, die Euro und Dollar künftig spielen. Kommt es so, wie Milton Friedman einst dem Euro vor seiner Einführung bescheinigte, er werde die erste wirtschaftliche Krise nicht überstehen? Oder verliert der Dollar "Schuhe und Strümpfe"?

Etwas weniger "endzeitmäßig": Wie entwickeln sich Euro und Dollar in Relation zueinander?

Die Euro-Zone hatte von Anfang an mit einer weiten Spanne an wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit ihrer Mitgliedsländer zu kämpfen. Die Palette reicht von langsam wachsenden, aber relativ solide aufgestellten Ländern wie Deutschland und Niederlande über schneller wachsende, aber finanziell instabilere Länder wie Griechenland und Spanien bis hin zu Ländern wie Italien, denen es an beiden Eigenschaften mangelt. Und die Länder im Osten Europas stehen noch mitten im Prozess der Eingliederung.

Der Stabilitäts- und Wachstumspakt sollte den Rahmen dafür liefern, dass sich die Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedern im Laufe der Jahre nivellieren. Er ist allerdings vor allem - typisch bürokratisch - auf die Fiskalpolitik ausgerichtet, der Bezug zur Realwirtschaft ist unterentwickelt. Auch aus diesem Grund hat der Präsident der EZB, Jean-Claude Trichet, kürzlich bedauert, dass die europäische Währungsunion nicht (auch) auf einem Pakt zur Stabilität und Angleichung der Arbeitsstückkosten aufgebaut wurde.

Arbeitsstückkosten sind ein wichtiges Maß für die wirtschaftliche Effizienz einer Volkswirtschaft. Und hier tritt die Heterogenität der einzelnen Mitgliedsländer der EU deutlich zutage. In der EU lag der Durchschnitt 2007 bei 116,1, die Spanne reicht aber von Deutschland mit 98,4 bis Irland mit 125,3. Knapp darunter liegen Spanien (122,7) und Italien (120,9). Ebenfalls im oberen Bereich sind Portugal (116,5) und Griechenland (113,9) angesiedelt. Die meisten der osteuropäischen Beitritts-Länder sind teils deutlich über Irland zu finden. England, Mitglied der EU, aber nicht der Euro-Zone, kommt auf 119,3.

Damit eine solch amorphe Ansammlung ohne einheitliche Fiskalpolitik überhaupt funktioniert, ist die strikte Einhaltung zahlreicher Regeln erforderlich - oder eine Phase äußerst günstiger Rahmenbedingungen hohen globalen Wachstums, die die Probleme überdeckt. Genau das hatten wir in den vergangenen paar Jahren. Aber das ist jetzt vorbei - und umso schmerzhafter treten die Probleme zutage.

Eine weitere Ungleichheit liegt in den Renten- und Sozialsystemen. Die öffentliche Verschuldung von Deutschland liegt mit 65,1 Prozent des BIP in 2007 im Mittelfeld der Eurozone. Spitzenreiter ist Italien mit 104,1 Prozent, gefolgt von Griechenland mit 94,8 Prozent. Das untere Ende wird von Irland (24,8 Prozent), Finnland (35,1 Prozent) und Spanien (36,2 Prozent) gebildet. Unterstellt man unveränderte Renten- und Sozialpolitik, so würde nach Schätzungen von Goldman Sachs Griechenland in 2050 auf über 550 Prozent öffentlicher Schulden im Vergleich zum BIP kommen, Deutschland läge dann bei unter 50 Prozent. Portugal käme auf über 200 Prozent, während Irland und Italen bei rund 140, bzw. 130 Prozent landeten. Die Ungleichheiten sind also auch in dieser Hinsicht enorm und werden mangels Disziplin (gleich politischem Verantwortungsbewusstsein) zunächst wohl eher noch größer, bevor gegengesteuert werden MUSS.

Die Ungleichmäßigkeit der einzelnen europäischen Länder schlägt sich mittlerweile in Rendite-Spreads nieder. So liegt die Rendite griechischer Staatsanleihen 270 Basispunkte über der deutscher, Italien, Spanien und Portugal bringen es auf plus 150 Basispunkte.

Der nächste Punkt betrifft den Umfang der Bankenkrise. Vor Ende 2010 müssen in Europa und in den USA mehr als 2 Bill. Dollar an Schulden refinanziert werden. Europa hat mit fast 1,7 Bill. Dollar den Löwenanteil, zudem muss ein großer Teil der europäischen Bank-Schulden extern finanziert werden. Die USA kommen "nur" auf 475 Mrd. Dollar. In Europa ragen die LBBW mit 206,1 Mrd. Dollar und die Hypo Real Estate mit fast 135 Mrd. Dollar heraus. In den USA wird das Feld angeführt von der Banc of America (136,9 Mrd. Dollar), gefolgt von JP Morgan mit 94,3 Mrd. Dollar.

Wenn sich die Marktbedingungen in diesem Zeitbereich nicht deutlich verbessern, ist eine "normale" Refinanzierung in diesem Umfang kaum vorstellbar. Dann werden weitere Bank-Schulden beim Steuerzahler landen.

Besteht in den kommenden zwei Jahren die Chance auf signifikante Besserung? Kenneth Rogoff and Carmen Reinhart haben kürzlich in einer Untersuchung der Bank-Krisen der vergangenen 100 Jahre festgestellt: Finanzkrisen sind langwierige Angelegenheiten. Den Autoren zufolge weisen die Folgen einer schweren Finanzkrise im Vergleich zu "normalen" güterwirtschaftlichen Krisen drei Merkmale auf:






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