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IEA warnt vor Angebotsverknappung im Jahr 2010

17.02.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreisanstieg am Freitag erwies sich als kurzlebig. Mittlerweile übernahmen wieder die Nachfragesorgen und die hohen Lagerbestände das Zepter und ließen den März-Kontrakt für WTI seit gestern um zwei US-Dollar auf 36,50 USD je Barrel fallen. Der April-Kontrakt handelt mit einem Preisaufschlag von 4,5 USD und Brent sogar 7,5 USD höher. Im Vorfeld der Kontraktumstellung am Freitag dürfte der März-Kontrakt noch weiter nachgeben und sich der Preisabstand somit weiter ausweiten, bevor mit der Umstellung auf den April-Kontrakt der WTI-"Ölpreis" nach oben springen wird. Erschwerend kommt in dieser Woche hinzu, dass aufgrund des gestrigen US-Feiertages die wöchentlichen Lagerbestandsdaten erst einen Tag später veröffentlicht werden.

Die Internationale Energieagentur (IEA) warnte gestern vor einer Angebotsverknappung bei Rohöl im kommenden Jahr, sollte die weltweite Nachfrage wieder anspringen und die Investitionszurückhaltung anhalten. Auch wir haben auf diese Problematik wiederholt hingewiesen und der steigende Verlauf der Terminkurve deutet darauf hin, dass dieses Risiko auch vom Markt gesehen wird. Kurzfristig stehen jedoch die Nachfragerisiken im Vordergrund, so dass die vordere Ende der Terminkurve nur kurzzeitig auf die IEA-Warnung reagierte.


Edelmetalle

Gold kann heute Morgen bis auf 960 USD je Feinunze steigen, den höchsten Stand seit sieben Monaten. Aufgrund der anhaltenden Risikoaversion und der Nähe zur Marke von 1000 USD dürfte das Interesse der Investoren hoch bleiben. Wegen des US-Feiertages liegen für gestern keine neuen Daten zu den Goldbeständen von SPDR Gold Trust vor. Die Daten für heute dürften aber aller Voraussicht nach weitere Zuflüsse in die Gold-ETFs ausweisen. Allein in der vergangenen Woche stiegen die Goldbestände von SPDR Gold Trust um 118 Tonnen (3,8 Mio. Unzen).

Der Gold-ETF der ZKB meldet für letzte Woche Zuflüsse auf einen neuen Rekordwert von 3,734 Mio. Unzen, von 3,666 Mio. Unzen in der Woche zuvor. Auch die Silberbestände des ZKB-Silber-ETF erreichten mit 39,884 Mio. Unzen einen neuen Rekordwert. Der hohe Goldpreis hinterlässt deutliche Spuren bei der Schmucknachfrage, welche bis vor kurzem die wichtigste Nachfragekomponente bei Gold gewesen ist. Indien hat im Februar Industriekreisen zufolge bislang überhaupt kein Gold importiert, nachdem die indischen Goldimporte im Januar auf 1,8 Mio. Tonnen eingebrochen waren. Solange die Investmentnachfrage in die Bresche springt, dürfte dies den Goldpreis nicht belasten.


Industriemetalle

Der Bleimarkt verzeichnete im vergangenen Jahr laut International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) erstmals seit 2002 einen Überschuss. Das Angebot übertraf demnach die Nachfrage im Jahr 2008 um 19 Tsd. Tonnen. Im Jahr zuvor gab es noch ein Defizit von 67 Tsd. Tonnen. Der Marktüberschuss resultiert dabei aus den letzten beiden Monaten des vergangenen Jahres. Die Entwicklung der LME-Lagerbestände deutet derzeit noch nicht auf ein signifikantes Überangebot von Blei hin. Sie sind zwar seit Mitte November leicht gestiegen, liegen aber im Gegensatz zu den meisten anderen LME-Metallen immer noch 45% unter dem zyklischen Hoch von Mitte vergangenen Jahres.

Ganz anders sieht dagegen die Situation bei Zink aus. Hier schätzt die ILZSG, dass sich der Marktüberschuss im vergangenen Jahr auf 195 Tsd. Tonnen vervierfacht hat. Allein in den letzten beiden Monaten des Jahres 2008 überstieg das Angebot die Nachfrage um knapp 80 Tsd Tonnen und somit mehr als im gesamten Jahr 2007. Entsprechend haben sich die LME-Lagerbestände für Zink seit Ende Oktober in etwa verdoppelt und liegen derzeit auf dem höchsten Stand seit drei Jahren. China nutzt die derzeitige Marktlage dazu, strategische Beteiligungen im Rohstoffbereich zu erwerben. Gestern hat China Minmetals bekanntgegeben, den australischen Bergbaukonzern OZ Minerals für 2,6 Mrd. USD zu erwerben. Damit sichert sich China Zugriff auf die Rohstoffvorkommen des weltweit zweitgrößten Zinkproduzenten. Erst in der vergangenen Woche war Chinalco mit knapp 20 Mrd. USD bei Rio Tinto eingestiegen.

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Agrarrohstoffe:

Der Kakaopreis konnte gegen den Trend 4% auf 2750 USD je Tonne steigen. Anders als die meisten anderen Rohstoffe, welche in den vergangenen Monaten deutlich gefallen sind, ist der Kakaopreis seit November um mehr als 40% gestiegen und notiert damit weniger als 20% vom Allzeithoch entfernt. Hinter dieser bemerkenswerten Entwicklung stehen insbesondere Sorgen vor einem fallenden Angebot, während die Nachfrage ungeachtet der Konjunkturkrise robust bleibt.

So fällt die Kakaoproduktion in der Elfenbeinküste, welche mit einem Anteil von 40% an der weltweiten Kakaoproduktion der mit Abstand wichtigste Produzent ist, in diesem Jahr bislang deutlich schlechter aus als vor Jahresfrist. So wurden in der laufenden Erntesaison bis zum 15. Februar erst 770 Tsd. Tonnen Kakao zum Export an die Häfen des westafrikanischen Landes geliefert. Das sind 20% weniger als zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr. Wir erwarten, dass sich der Kakaopreis auf dem derzeitigen Niveau einpendelt und möglicherweise sogar leicht zurückkommt. Wie die höheren Kakaolieferungen in der vergangenen Woche zeigen, könnten die Erwartungen hinsichtlich der Kakaoproduktion in der Elfenbeinküste möglicherweise bereits zu pessimistisch sein.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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